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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bewusstseins, war geklärt, vor wem er mehr Angst haben müsste…
    Als Wiesel wieder zu sich kam, saß er in einem von Mamas übergroßen Stühlen, in denen er sich immer wie ein kleines Kind vorkam. Er war halbnackt, trug nur noch seine Hose und die Stiefel, und seine Haut kribbelte. An manchen Stellen war sie rosa wie die Haut eines Neugeborenen. Die Rippen schmerzten nicht mehr, und die Kratzer und Schürfwunden an seinen Händen waren auch verschwunden. Er konnte sogar wieder aus dem linken Auge sehen.
    Ihm gegenüber saß Mama Maerbellinae und schaute ihn vorwurfsvoll an, während sie etwas aus einem in Silber gefassten menschlichen Schädel trank.
    »Schwarze Mann, baa’tal«, teilte sie ihm vorwurfsvoll mit. »Was hast du zu tun mit schwarze Mann?«
    »Zu Soltars tiefsten Höllen habe ich ihn geschickt«, meinte Wiesel in nicht minder vorwurfsvollem Ton. »Was, bei Borons Hammer, war das eben?«
    »Du mich gesehen in mein wahr Form«, sagte sie und bleckte ihre schwarzen glänzenden Zähne. »Katze vertreibt Ma’b’r’mngta besser!«
    »Ja, danke«, sagte Wiesel etwas unwirsch. »Mach das nie wieder! Ich dachte, ich gehe vor Schreck ein.«
    »Schreck gut gegen Ma’b’r’mngta«, teilte sie ihm mit. Sie beugte sich vor und sah ihn prüfend aus diesen dunklen Augen an. »Du schwarze Mann getötet?«
    »Und wie!«, sagte Wiesel und schüttelte sich, als er sich daran erinnerte. Dann blinzelte er, als er etwas verspätet verstand, was sie eben gerade gesagt hatte.
    »Du bist die Katze?«
    »Nein. Ich Göttin. Du mich anbeten?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    Wiesel schüttelte grinsend den Kopf. »Du bist keine Göttin!«
    »Wenn Wiesel mich anbeten, dann ich Wiesels Göttin«, erklärte sie ihm ernsthaft.
    »Danke, nein, ich halte es mit Boron, Soltar und Astarte und habe mit ihnen gerade gut genug zu tun«, meinte er. »Die könnten mir das am Ende noch übel nehmen.« Er sah sie an und lachte, als er ihren schmollenden Gesichtsausdruck sah. »Aber ich liebe dich trotzdem.«
    Er kratzte sich an einer Stelle, die vor nicht allzu langer Zeit noch eine blutende Wunde gewesen war. Die neue Haut juckte fürchterlich. Nun, damit konnte er leben. Was man von blutenden Wunden nicht immer sagen konnte.
    »War es schlimm?«, fragte er.
    Sie nickte. »Wiesel kleines Knochen… wie sagt man, Stück von Knochen?«
    »Splitter?«
    Sie nickte. »Wiesel Splitter von Knochen in Niere, viel Blut innen… du morgen tot.«
    Wiesel erschrak. Wenn Mama Maerbellinae sagte, dass er morgen tot gewesen wäre, dann traf das zu. Er musterte sie nachdenklich. Die Katze war verdammt überzeugend gewesen. Und Mama konnte heilen wie die besten Priester der Tempel, nur dass es sie nicht anzustrengen schien.
    »Bist du wahrhaftig eine Göttin?«, fragte er vorsichtig.
    Sie nickte. »Ich Göttin Ne’fahte’Al«, teilte sie ihm mit. »Ich alte Göttin.«
    »O nein.« Er lachte. »Wenn du eine Göttin wärst, wüsstest du alles und könntest unsere Sprache besser«, meinte Wiesel mit einem Grinsen und schüttelte den Kopf. »Beinahe hätte ich dir geglaubt.«
    Sie sah ihn mit dunklen Augen an und lächelte. »Weißt du, Wiesel, nur deine Impertinenz ist größer als deine Behändigkeit«, sagte sie dann in einer glasklaren Stimme, die in seinen Ohren wie eine Glocke klang. »Du kommst zu mir mit zerschmetterten Knochen, einer Niere, die dich morgen umgebracht hätte, dem Gestank eines Seelenreiters an dir, sitzt an meinem Tisch und lachst mich aus, wenn ich mich dir offenbare, weil ich dich kleines Wiesel mag.«
    Wiesel sah sie mit großen Augen an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    Sie hielt ihm mit einem Lächeln den Schädel hin. »Tee?«
    »Ah… Nein, danke«, sagte er höflich und schüttelte sich. »Sag, bist du denn nun wahrhaftig eine Göttin?«, flüsterte er, und sie lachte und fuhr ihm mit einer riesigen Hand durch die Haare, als wäre er ein Kind.
    »Nein, ich machen Spaß… Spaß gut gegen alles Krankheit«, radebrechte sie, ihre Stimme klang noch immer ungewohnt klar, aber wenigstens hallte sie nicht mehr wie eine Tempelglocke nach.
    »Und die Sprache?«
    Sie seufzte. »Ich lebe seit dreißig Jahren hier. Natürlich spreche ich die ling’t’nata.«
    »Die was?«
    »Die hiesige Sprache. Die Katze… Nun, du kommst doch zu mir, weil ich ein paar kleine Tricks beherrsche. Meinst du, wenn ich eine Göttin wäre, würde ich in einem Loch wie diesem hausen?«
    »Und warum…«
    »Spreche ich so komisch?« Sie lachte

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