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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hier. Das Haus war alt, die Stufen, die zu der niedrigen Tür führten, ausgetreten, aber der Stein war stabil, das Dach mit Schiefer gedeckt und dicht, und sogar der Kamin zog, wie eine Rauchfahne bestätigte, die aus dem Schornstein stieg. Es brauchte nicht den Rauch, um Wiesel zu zeigen, dass Mama da war. Sie verließ das Haus nicht, und soweit Wiesel das wissen konnte, schlief sie auch nie.
    Er klopfte.
    Keine Reaktion.
    Er klopfte erneut, diesmal stärker. Die Tür wurde aufgerissen, und er sah sich Mama Maerbellinae gegenüber, die drohend ein Nudelholz in der Hand hielt.
    »Was will Wiesel, he?«, fauchte sie und griff mit einer großen Hand nach ihm. Im nächsten Moment verlor er den Boden unter den Füßen, als sie ihn an seinem zerfetzten Wams hochhob.
    Gerade hatte Wiesel Dinge gesehen, die ihn das Fürchten gelehrt hatten, aber Mama Maerbellinae sah heute beinahe noch erschreckender aus.
    Mama war groß, fast so groß wie Istvan. Wenn das alles wäre, gäbe es keinen Grund, sie zu fürchten. Aber sie war so… so… viel! Nicht fett, sondern mächtig. Mama zu beschreiben war schwer. Die langen schwarzen Haare waren wie eine wilde Mähne, lang genug, um den Boden zu erreichen, die Stirn darunter schwarz wie Ebenholz, mit weißen Narben verziert, darunter große dunkle Augen, die einem in das Herz der Seele zu blicken schienen, eine breite Nase mit einem Knochen darin, der mit goldenen Runen verziert war, und ein weiter Mund mit wohlgeformten Lippen, die Mama zur Zierde mit in Gold gefassten Knochensplittern durchstoßen hatte. Die Zähne, kräftig wie die eines Raubtiers, hatte sie geschwärzt, und wenn sie lächelte, konnte einem das Blut in den Adern gerinnen. Sie hatte ein grünes Tuch, wahrscheinlich groß genug, um als Segel zu dienen, um sich geschlungen und es betonte die gewaltigen Brüste, die wie Katapultkugeln abstanden. Eine goldene Schärpe umfasste eine überraschend schmale Taille. Ihren Händen war zuzutrauen, dass sie Saft aus Steinen pressen konnten. An jedem ihrer massiven Finger trug sie genug Gold, um den halben Hafen zu kaufen. Wie groß die Nudeln waren, die sie mit diesem Holz auswalzte, konnte sich jedermann selbst ausmalen, Wiesel hatte jedenfalls auf dem Hartmarkt schon kleinere Kriegskeulen gesehen. Aber seit wann war ein Nudelholz aus schwarzem Ebenholz und trug seltsame magische Zeichen?
    Kurzum: Wenn man Mama Maerbellinae auch nur ein einziges Mal gesehen hatte, vergaß man sie nie wieder. Wäre sie nicht so groß, nicht so gewaltig, nicht so… so… dann wäre sie vielleicht sogar eine schöne Frau. Tatsächlich wusste Wiesel, dass es Männer gab, die davon träumten, zwischen diesen Schenkeln zu liegen. Wiesel nicht. Er zog es vor, nicht von etwas zu träumen, das ihn zermalmen konnte.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Mama Maerbellinae«, sagte er gepresst, als ihm die Luft ausging. »Lässt du mich runter, damit ich wieder atmen kann?«
    Wortlos schwenkte sie ihn wie einer der gewaltigen Kräne des Hafens in ihre Hütte hinein und ließ ihn dann fallen. Doch Wiesel wäre nicht Wiesel, wenn er nicht auf seinen Füßen gelandet wäre. Er wartete, bis der Schmerz vergangen war und er wieder Luft bekam, klopfte dann die Reste seines zerstörten Wamses ab und sah sie vorwurfsvoll an. »Ich bin verletzt.«
    »Ja, ja«, sagte Mama Maerbellinae und wies mit einem Finger auf einen Stuhl, der, wie alles hier bei ihr, viel zu groß war. »Sitz!«
    Wiesel setzte sich. Mama beugte sich vor und schnupperte an ihm, verzog dann das Gesicht, um angeekelt vor ihm zurückzuweichen.
    »Wiesel stinkt nach Ma’b’r’mngta!«
    »Was auch immer das ist…«
    »Schwarzer Mann!«, fauchte sie und wirbelte herum, um eine große, goldverzierte Kiste aufzureißen, aus der sie etwas herausnahm, das Wiesel verdächtig nach einem menschlichen Oberschenkelknochen aussah, an dem der Panzer einer Schildkröte, der Schädel einer Echse und einige lange Federn befestigt waren. »Fde’teee!«, rief sie, wedelte mit dem Ding vor Wiesels Nase herum und fauchte ihn an.
    Noch während ihr massiver Kopf nach vorne ruckte, verwandelte sie sich, sodass es nicht mehr Mama war, die ihn da anfauchte, sondern eine riesige schwarze Sandkatze mit glühenden Augen und einem Furcht einflößenden, fahl schimmernden Gebiss, groß genug, um ihn mit einem Happs zu verspeisen. Es kam ihm vor, als ob das Fauchen der Katze ihn wie eine Steinlawine überrollte. Damit, dachte er mit einem letzten Rest schwindenden

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