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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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aber so gewinnend er konnte. »Das müsstest du doch wissen!«
    »Mama Maerbellinae weiß. Und jetzt du gehen, bevor Mama dich fressen!«
     
     
    Kurz darauf schloss sich Mamas Tür hinter ihm. Die Nacht war noch kälter geworden, und ein eisiger Wind fegte durch die engen Gassen. Die Frage war nur, dachte Wiesel, als er fröstelnd sein zerfetztes Wams um sich hüllte, ob sie es nicht vielleicht doch ernst meinte. Er wog den Wolfskopf in seiner Hand, der Stein war viel schwerer als vermutet, und wenn er ihn länger in den Fingern hielt, schien es ihm, als ob seine Fingerspitzen kribbelten.
    Wenn Mama Maerbellinae so auf diesen Stein reagierte, dann war der Wolfskopf wichtig. Also galt es Sina zu finden. Auf der anderen Seite war da dieses schwarze Schiff, und jetzt, da es ihm wieder besser ging, juckte ihn seine Neugier wieder.
    »Immer diese Entscheidungen«, murmelte Wiesel, warf den Wolfskopf hoch, fing ihn auf, steckte ihn ein und verschwand in der Dunkelheit.

 
    33
     
     
     
    Zuerst hatte Santer gedacht, die Maestra hätte vor, den versprochenen Schluck Wein in der Goldenen Rose zu sich zu nehmen, doch sie schlug die andere Richtung ein, zurück zum Zitadellenhügel. Sie ging schweigsam an seiner Seite, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Arme innerhalb der weiten Ärmel ineinander verschränkt. Santer war es recht so, auch er war tief in Gedanken versunken.
    Seit elf Jahren war er bei den Seeschlangen, den größten Teil seiner Dienstzeit hatte er unten im Hafen verbracht, den Rest auf See, was ihn auch in ferne Länder und andere Häfen geführt hatte. Er hatte schon viel gesehen, und mittlerweile bildete er sich ein, einen guten Instinkt für manche Dinge entwickelt zu haben. Die Eulen vom Turm hatten einst die alte Reichsstadt vor Feinden, die der Magie mächtig waren, geschützt, aber seit Jahrhunderten waren sie vergangen, und es hatte auch keine Bedrohung durch Magie gegeben. Solange er sich erinnern konnte, hatte er noch nie von einem Fall gehört, in dem Magie im Spiel war. Aber in den letzten zwei Nächten hatte es nun schon drei Todesfälle gegeben, die sehr wohl mit Magie in Verbindung standen.
    Es gab Magie in Askir, das wusste jeder. Aber weitaus weniger als zur Zeit des Alten Reichs. Überall in der Stadt, vor allem entlang der großen Ausfallstraßen, die die Zitadelle mit den Außenbezirken verbanden, gab es Säulen, über denen einst magische Lampen geleuchtet hatten. In der großen Schmiede drüben am Arsenalsplatz existierte ein großes Rad, das Walzstraßen und Hämmerwerke angetrieben hatte. Er hatte es selbst gesehen, als er noch ein grüner Rekrut war.
    Solche Spuren vergangener Macht fand man allerorten in der Reichsstadt. Was an Magie oder magischen Werken nach den Jahrhunderten übrig war, wurde bewundert und bestaunt, aber keines dieser Werke warf Blitze oder verbrannte einen Mann zu Asche.
    Warum jetzt, nach all den Jahrhunderten? Manchmal, dachte Santer, war das Leben wie ein Teich. Wenn ein Steinchen hineinfiel, gab es Wellen. Und so fühlte sich Santer gerade. Als ob er nur die Wellen sehen würde, aber nicht das Steinchen.
    »Ich befürchte, dass das kein kleines Steinchen ist, sondern ein viel zu großer Brocken«, sagte Santer zu sich selbst, und die Maestra schaute ihn fragend an.
    »Nichts«, meinte er. »Ich habe nur laut gedacht. Was, bei Borons Hammer, suchen diese Nekromanten in unserer Stadt?«
    »Reichtum und Macht, wie jeder andere auch«, antwortete sie. »Seit Jahrhunderten gab es niemanden mehr, der sie hätte erkennen können, warum sollten sie nicht kommen? Wer hätte sie hindern sollen?«
    »Ich hatte gehofft, der Ewige Herrscher hätte ihnen allen den Garaus gemacht«, sagte Santer. »Aber es gibt sie wohl noch immer. Was ist überhaupt mit diesem Kult, der Weißen Flamme? Behaupten die nicht, sie würden die Welt rein halten vom Gezücht des Namenlosen? Haben die denn Erfolg, weiß man das, oder ermorden sie nur sinnlos unsere Kinder?«
    Die Maestra blieb stehen, ihr Mund hart und verbittert. »Das Letztere, Santer. Jeder ihrer Morde ist frei von Sinn und eine Schandtat, die von viel zu vielen in den Reichen geduldet wird. Das Einzige, was dieser mörderische Kult je erreicht hat mit seinen Jahrhunderten von Bränden, war, dass er die ermordet, die ein Schild gegen die Seelenreiter sein könnten. Vor Jahrhunderten, als es das Reich noch gab, war das schon so. Damals haben Eulen festgestellt, dass es nie den geringsten Hinweis darauf gegeben hat, dass

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