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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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auch wenn wir keine Kinder haben können. Und dann werde ich ihn bitten, seine Sachen zu packen und in die Ca’ Tron zu ziehen. Keinen Augenblick meines Lebens will ich mehr ohne ihn sein. Vor aller Welt will ich bekennen: Das ist der Mann, den ich liebe.«
    Ich strich Menandros über das Haar und küsste ihn auf die Wange, dann erhob ich mich von seinem Bett und verließ ihn.
    Aus der Vorratskammer holte ich eine Karaffe mit einem schweren, süßen Rotwein. Es war ein sehr alter Montepulciano, den ich für besondere Stunden aufgehoben hatte.
    Mit der Glaskaraffe in der einen Hand und zwei Kristallgläsern in der anderen stieg ich langsam die Stufen zu meinem Schlafzimmer hinauf.
    Flackernder Kerzenschein fiel durch die geöffnete Tür auf die Treppe. Es war sehr still im Raum. Ob Elija schon schlief?
    Mit der Schulter schob ich die Tür auf und trat ein.
    Elija war fort!
    Das Bett war zerwühlt. Die Decken hatten wir bei unserem Liebesspiel auf den Boden geschleudert. Die Kopfkissen …
    Dann sah ich es!
    Auf einem der Kissen lag ein zusammengerollter Brief.
    Mit zitternden Händen stellte ich den Wein und die Gläser auf den Nachttisch, sank auf das Bett und griff nach dem Schreiben, das in einem Saphirring steckte.
    Tristans Ring!
    Der Ring, den ich ihm in Florenz an den Finger gesteckt hatte!
    Tristan hatte mir geschrieben? Wann? Wieso lag sein Brief auf meinem Kopfkissen? Wer hatte ihn dorthin gelegt?
    Und wo war Elija?
    Eine furchtbare Ahnung zerriss mir beinahe das Herz: Er hatte Tristans Brief gelesen!
    Hastig zog ich den Ring ab und las, was er mir geschrieben hatte.
    ›Ich sehne mich nach dir!‹, las ich. ›Nachts liege ich allein in meinem Bett, umarme das Kissen neben mir und weine mich in den Schlaf. Wie glücklich waren wir noch vor ein paar Tagen!
    Nimm den Ring zurück, den du mir in jener wundervollen Nacht, der schönsten meines Lebens, an den Finger gesteckt hast, als du mir schworst, mich zu lieben. Bewahre ihn wie die Flamme unserer Liebe, und erinnere dich daran, wie glücklich wir waren! Und wenn du so weit bist, dann bring ihn mir zurück und steck ihn mir wieder an den Finger, wie damals in Florenz.
    Ich warte auf dich, Celestina! Ich werde immer auf dich warten!
    Und denke daran: Vor Gott bin ich dein Mann, und du bist meine Frau. Dein dich innig liebender Tristan!‹
    Ein verzweifelter Schrei entrang sich meinem Herzen.
    Elija hatte diesen Brief gelesen! Zutiefst verletzt von seinen Worten und meinen Tränen hatte er geglaubt, dass ich Tristan niemals aufgeben würde. Er war gegangen!
    Er hatte mich verlassen – ohne ein Wort der Vergebung!
    In der Seele getroffen brach ich zusammen. Ich sank auf das Bett und weinte.
    Menandros stürzte in den Raum – er hatte meinen Schrei gehört.
    »Um Himmels willen!«, rief er entsetzt und kniete sich neben mich. »Celestina, was ist denn geschehen?«
    »Er ist weg!«
    Menandros’ Blick irrte zum Bett: Tristans Ring und sein Schreiben lagen auf dem Kopfkissen. Seine Augen funkelten im Kerzenschein.
    Er hatte von dem Brief gewusst!
    Als er sich neben mich aufs Bett gesetzt hatte, begann er, mich auszuziehen. Anschließend klopfte er das Kopfkissen zurecht und deckte mich zu.
    »Du hast Tristans Brief so versteckt, dass Elija ihn finden musste, nicht wahr?«
    »Es ist besser so. Eure Beziehung war zum Scheitern verurteilt. Und sie ist ja auch gescheitert. Er hat dich verlassen.« Er strich mir zärtlich über das Haar und wollte mich auf den Mund küssen, aber ich wandte das Gesicht ab, und seine Lippen streiften nur meine Wange.
    »Nun hast du dein Ziel erreicht, Menandros«, sagte ich leise, und mein verbitterter Tonfall verletzte ihn. Wie hatte er mir das nur antun können! »Tristan und Elija haben mich verlassen. Nun hast du mich ganz für dich allein.«
    »Ich werde dich niemals verlassen, Celestina«, schwor er. »Niemals, solange ich lebe!«

    Noch ganz benebelt von dem Opium, das Menandros mir zur Beruhigung gegeben hatte, lag ich auf dem Bett und starrte in die Finsternis der frühen Morgenstunden. Bei jedem leisen Geräusch dachte ich, es wäre Elija, der zu mir zurückkäme. Doch jedes Mal war es nur der Wind von der Lagune.
    Elija kam nicht.
    Im Schlaf hatte Menandros schützend seinen Arm um mich gelegt, wie damals in der Wüste. Er war sehr gefühlvoll um mich besorgt und hatte mich nicht allein gelassen.
    Um ihn nicht zu wecken, entwand ich mich vorsichtig seiner Umarmung und setzte mich auf. Berauscht vom Opium erhob ich mich und

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