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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Glauben, Abraham Ibn Dauds philosophische Ideen. Levi ben Gerschom. Mosche ben Nachman. Samuel Ibn Nagrela. Ich bezweifelte, dass sie die lateinischen und arabischen Buchtitel im Regal wirklich las, denn nach zwei Schritten, auf dem halben Weg zwischen Glauben und Wissen, blieb sie stehen und wandte sich zu mir um.
    Sie war bestürzt über das Chaos in meinem Arbeitszimmer. Ihre Geste – Celestinas Hände zitterten! – umfasste den ganzen Raum: die Folianten im Regal, die Korrespondenz mit aller Welt auf meinem Schreibtisch, die zerrissenen Fetzen meines Buches.
    »David hat mir eben erzählt, dass du heute Morgen dein Verlorenes Paradies zerrissen hast. Ich wollte es nicht glauben, bis ich die Papierfetzen auf dem Boden sah. Dein Bruder ist sehr besorgt um dich. Er hat mir von deinem Streit mit Aron erzählt.«
    »Hat er dich zu mir geschickt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Elija, das hat er nicht. David meinte, ich sollte dich besser in Ruhe lassen. Du wärst sehr zornig, und ich solle mich auf keinen Fall zwischen dich und Gott stellen. Die Verletzungen, die ich dabei erleiden würde, könne er als Medicus nicht heilen. Und als ich dich eben sah … so verzweifelt … da wusste ich, was er meinte.«
    »Warum bist du gekommen?«, fragte ich schroff.
    »Weil ich dir sagen will, dass ich dich liebe.« Als sie mein Schweigen nicht ertrug, fuhr sie fort: »Was gestern Nacht geschehen ist …«
    »… ist geschehen«, unterbrach ich sie, um ihr den Abschied leicht zu machen. Ich erhob mich von meinem Stuhl und flüchtete zu den Fenstern meines Arbeitszimmers, um auf den Campo San Luca hinabzublicken. »Wir haben es doch beide nicht zum ersten Mal getan – ich nicht und du auch nicht. Ich bereue es nicht. Es war sehr schön, dich zu lieben und von dir geliebt zu werden. Du hast mich …« Ich fuhr mir über die heiße Stirn. »… du hast mich in meiner Seele berührt. Einen Moment dachte ich, wir würden es schaffen, uns nicht gegenseitig wehzutun. Aber ich habe mich geirrt.
    Es ist besser, wenn wir uns nicht wiedersehen. Ich will dir nicht wehtun. Ich werde dich vergessen. Es wird mir schwer fallen, denn ich liebe dich. Aber ich verspreche dir, dass ich mich bemühen werde. Ich werde versuchen, ohne dich weiterzuleben.«
    Sie schluchzte auf, fassungslos über meine harten Worte.
    Aber ich wandte mich nicht zu ihr um. Ich hätte es nicht ertragen, sie anzusehen.
    »Elija«, flehte sie mich an. »Bitte schick mich nicht fort! Anscheinend hat mein Verhalten heute Morgen dich so verletzt, mein Schweigen, meine Worte zum Abschied. Wie enttäuscht musst du von mir sein, da du offenbar annimmst, dass ich bereue, was zwischen uns geschehen ist. Aber das ist nicht so! Ich bereue nichts. Du kennst mich nicht gut genug, um mich zu verstehen. Ich bitte dich: Nimm dir etwas mehr Zeit für mich!«
    »Wie viel mehr?«
    »Bis zum Ende unseres Lebens werden wir wohl nicht damit fertig werden, einander kennen zu lernen.« Sie schlang ihre Arme um meine Mitte und legte ihren Kopf an meine Schulter. »Elija, ich liebe dich!«
    Ich drehte mich zu ihr um und umarmte sie.
    »Und ich liebe dich!«

    »Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein!«, versprach sie und küsste mich selbstvergessen.
    »Da bin ich schon!« Seufzend ließ ich mich in die Kissen zurücksinken. »Ich bin so glücklich. Ich dachte, ich hätte dich verloren.«
    »Nein, mein Geliebter, du hast mich nicht verloren. Ich bin hier, ganz nah bei dir.« Sie schmiegte sich an mich, als suchte sie dasselbe wie ich: Zärtlichkeit und Geborgenheit.
    Wir lagen eng umschlungen, als wollten wir einander nie mehr loslassen. Ich ergriff ihre Finger und küsste sie, einen nach dem anderen. Ihren Topasring hatte sie zu Hause abgelegt.
    Wie zum Gebet verschränkten wir unsere Hände.
    Und dann führte sie mich ins Paradies. Den Weg und alle Umwege dorthin kannte sie genau. Immer wieder hielt sie inne auf diesem wundervollen Pfad, ließ mich zu Atem kommen und ihre zärtliche Liebe genießen. Dann zog sie mich wieder mit sich fort, um mir all die wunderschönen Blüten der Sinnlichkeit, der Lust und der Glückseligkeit am Wegesrand zu zeigen. Um mich ihren betörenden Duft riechen zu lassen, den Duft der Sehnsucht, der Freude und der Hingabe. Um mir am Ende des Weges das Tor des Paradieses zu öffnen, das Tor zum Reich der vollkommenen Liebe, das wir gemeinsam betraten, Hand in Hand, Herz an Herz.
    Das Empfinden, mit ihr eins zu werden, in ihr geborgen und von ihrer Liebe

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