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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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möglicherweise die Veranstalter des Festivals. Sie bemerkten als Erste, dass die Oper nicht wie vorgesehen ablief. Jetzt würde es nur noch wenige Augenblicke dauern.
    Juda wollte dafür sorgen, dass einer der unvermeidlichen Agenturberichte Van Hassel erreichte. Ein Spiel ohne Gegner war schließlich kein Spiel. Sollte der New Yorker Zen-Journalist – das einzige andere lebende Wesen, das diesen Titel mit vollem Recht in Anspruch nahm, wie geistlos er auch klingen mochte – tatsächlich über einen Zusammenhang stolpern, der ihm selbst entgangen war, konnte er die Informationen leicht an sich bringen und für seine eigenen Zwecke verwenden. Außerdem war Van Hassel bereits involviert, wenn nicht gar – wie sich Juda widerwillig eingestehen musste – der Auslöser für alles, was sich ergeben hatte. Ausschlaggebend war jedoch, dass Van Hassel nicht aufgepasst hatte. Der wichtigste Zusammenhang war ihm entgangen, und in einem Spiel, in dem die Einsätze so hoch waren, würde dies sein Ende bedeuten und Judas Sieg.
    Juda griff in die Tasche seiner Windjacke und spürte das beruhigende Knittern des Zeitungsausschnittes, der bereits über ein halbes Jahr alt war. Es erstaunte ihn, dass ein Kieselstein tatsächlich eine Lawine auslösen konnte, wenn er nur richtig angestoßen wurde. Wer hätte gedacht, dass das Lesen eines einspaltigen Artikels über einen rätselhaften Mord in Silvertown, New York, eine Kette von Ereignissen in Gang setzen würde, die hier in Bayreuth, auf der anderen Seite der Welt, zu einem Mord führten. Oder dass angesichts von Millionen folgenloser Todesfälle die Koordinierung eines Todes am exakt richtigen Ort, zum exakt richtigen Zeitpunkt und unter den exakt richtigen Bedingungen…ja, was? Die Welt stillstehen ließ? Ihre Umdrehungsrichtung änderte? Es gab keine Gewissheit – er musste nur warten, bis die Ereignisse den Verlauf nahmen, den er festgelegt hatte. Und Warten war für Juda kein Problem.
    Sein Grübeln wurde unterbrochen, als die Rufe und Schreie, die aus dem Gebäude drangen, lauter wurden – jäh gefolgt von einer plötzlichen Flut von Festivalbesuchern, die ins Freie strömten. Ebenso abrupt flackerte die sichtbare Welt und nahm ruckartig wieder scharfe Konturen an. Es war Zeit zu gehen.
    Juda schob den Zeitungsausschnitt in seine Tasche zurück, stand auf und ignorierte das Lärmen der entsetzten Menschenmenge, die glaubte, gerade Zeuge eines Mordes gewesen zu sein. Sie hatten nicht einmal Unrecht – es würde einen Mord geben, doch der bedeutungslose Todesfall im Festspielhaus war erst der Anfang. Am Ende würde die gesamte Welt in einem Sturm aus Eis und Feuer untergehen, und wenn der Mahlstrom schließlich versiegt war, würde es eine neue Welt geben, aus der Asche der alten geboren – das Erbe all jener, die das Glück haben würden, zu überleben, die Kraft, zu bestehen, und die Geduld, sich durchzusetzen.
    Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen eilte Juda die Stufen zum Festspielhaus hinauf, öffnete die Tür und trat ein.

 
KAPITEL EINS
Der Gelehrte
     
    Michael Langbein hatte mehr als genug ungewöhnliche Tage erlebt. Doch dieser Frühlingstag stellte die Krönung einer ganzen Woche ungewöhnlicher Tage dar. Jeder einzelne dieser Tage hätte problemlos den Amateurstatus der Olympischen Spiele übersprungen, seinen Platz im Pantheon der ungewöhnlichen Tage eingenommen und jeden anderen Favoriten von seinem Podest verdrängt.
    Am Montag hatte er sich aus seinem Bett gerollt und war zur Treppe gegangen, um die Morgenzeitung zu holen – nur um festzustellen, dass aus Seite Drei eine ganze Spalte fein säuberlich herausgeschnitten worden war. Als er heimlich einen Blick auf die Zeitung seiner Nachbarn warf, entdeckte er nicht nur, dass sie Opfer desselben Vandalismus’ geworden waren, er wurde obendrein des versuchten Zeitungsdiebstahls beschuldigt.
    Im Laufe des Tages stellte er fest, dass die längliche Lücke in seiner Morgenlektüre kein Einzelfall war. Jeder Zeitung in jeder Verkaufsstelle und jedem Kaffeehaus zwischen seiner Wohnung und der Universität fehlte mindestens ein Teil einer Seite: Seite Drei in den deutschen Zeitungen, Seite Sieben in den britischen, Seite Zwölf in den französischen, Seite Dreiundzwanzig in den amerikanischen und Seite Eins der Ontario Daily Sun, die im Briefschlitz seines Büros auf ihn wartete. Diese Zeitung hatte er abonniert, weil seine Tochter gelegentlich als freischaffende Fotografin dafür arbeitete. Er hoffte, der

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