Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Moment so überglücklich war. Endlich kam der Junge auch zu ihm, seinem Vater. Antares nahm ihn in seine Arme und drückte ihn herzlich an sich: „Ach, mein Junge, was freue ich mich doch! Ihr habt es geschafft, ich bin so stolz auf dich.“ Zärtlich streichelte der Vater Wasgo über die Haare, dann ließ er ihn los. Er sah eine Freudenträne im Augenwinkel seines Sohnes und wischte sie weg.
„Aber nur, weil du uns helfen konntest, Vater. Ohne dich hätten wir den Unhold nicht besiegen können. Gemeinsam haben wir es aber geschafft. Gut, dass du da warst“, meinte Wasgo bescheiden. Danach drehte er sich zu Jodaryon um. Der alte Zauberer war an seinem Platz geblieben, er wollte das Familienglück nicht stören.
„Bitte lasst uns zu Jodaryon gehen. Er hat mir im Reich der Toten das Leben gerettet.“ In wenigen Worten erzählte er von den Ereignissen, seitdem sich die Vier getrennt hatten. Gemeinsam gingen sie zu Jodaryon und Luziferine umarmte den alten Mann. „Danke“, flüsterte sie ihm ins Ohr, „Danke für das Leben meines Jungen. Das werde ich dir nie vergessen.“
Auch Antares dankte Jodaryon, der bescheiden abwinkte und sagte: „Es ist alles gut. Er ist ein sehr mutiger junger Mann.“
Jodaryon sah einen glücklichen Wasgo. Er lächelte ihn an und sagte: „Aber wir müssen zurück in das Totenreich. Wir müssen unsere Freunde retten.“ Sie brachen auf. Doch alle vier waren sie glücklich. Sie sahen immer wieder zum Himmel empor und freuten sich über das strahlende Blau und die gelbe, wärmende Sonne.
Als sie ein Stückchen den Weg gemeinsam gegangen waren, sagte Jodaryon: „Ihr werdet es sehen, es wird jetzt warm werden. Wir haben Sommer. Die Sonne ist zu dieser Jahreszeit am kraftvollsten. Wir werden spätestens morgen über zwanzig Grad Lufttemperatur bekommen. Ihr werdet schon merken, wie sich das anfühlt. Und ich bin mir sicher, dass die Wiesen und Wälder wieder grün werden.“
Tatsächlich wurde es schnell warm. Wasgo, Antares und Luziferine kannten den Sommer nicht. Sie wurden geboren, als Bossus schon längst die Welt erobert und unterdrückt hatte. Sie kannten nur die Dunkelheit. Wasgo blieb plötzlich stehen. Voller Staunen rief er aus: „Seht einmal, seht einmal da vorne, da ist etwas, was ist das, Jodaryon?“
Der junge Mann war begeistert und freute sich über alles Neue, das er nun in der Natur zu sehen bekam. Endlich konnte er das sein, was er lange Zeit nicht sein konnte, weil ihn der Kampf gegen Bossus schon seit vielen Jahren beschäftigte und das verhindert hatte. Wasgo durfte endlich ein unbeschwerter Jugendlicher sein, der nun die Welt entdeckte. Er benahm sich manchmal albern und kindisch. Jodaryon wunderte sich über das seltsame Verhalten des Jünglings, aber am Ende lächelte er immer wieder und er gönnte seinem jungen Weggefährten seinen kindlichen Spaß. Sollte der Junge nur etwas übermütig und glücklich sein, sollte er das Leben genießen, er hatte das verdient. Wasgo hatte genug Entbehrungen hinnehmen müssen. Es waren so viele Entbehrungen, die manch ein erwachsener Mann nicht hätte ertragen können.
Der alte Mann sah in die von dem Jüngling angegebene Richtung und konnte erkennen, was dieser meinte. Er lächelte Wasgo gutmütig an und sagte: „Das, mein junger Freund, ist ein Grashalm. Das Gras bekommt jetzt genügend Wärme und Licht und kann wieder gedeihen. Morgen ist hier eine Wiese, eine schöne Almwiese mit vielem saftigen grünen Gras und vielen bunten Blumen.“
„Dann ist das also die Farbe Grün?“, fragte Antares.
Fröhlich lachte Jodaryon seinen drei Freunden ins Gesicht und meinte: „Mir scheint es, dass ich euch noch viel erklären muss. Ich werde gerne euer Lehrer sein und euch die Welt erklären, wie sie ohne Bossus ist.“
Die ersten Blumen brachen durch den Erdboden. Die Erde wurde immer grüner und bunter. Überall entwickelten sich nun die Pflanzen auf den Almwiesen und auch im Wald. Vögel begannen zu zwitschern. Wasgo hatte noch nie einen Vogel gesehen, außer den Adler der Weisheit und des Lebens. Jetzt konnte er die ersten Amseln fliegen sehen, die ihr lustiges Lied selbst im Flug zwitscherten. Dem jungen Mann wurde es warm, er begann zu schwitzen. Jodaryon sah seine schwitzenden Gefährten an und lachte: „Na los, worauf wartet ihr, zieht euch eure Jacken aus, es wird noch wärmer.“
Mit gutem Beispiel ging er voran. Er behielt nur sein Hemd und seine Hose und Schuhe an, alles andere hatte er abgelegt und in seinen
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