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Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Titel: Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rusch
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von einem Schwert getroffen. Er spürte die Klinge des Gegners in seinen Unterleib eindringen. Er konnte die Klinge in seinen eigenen Körper verschwinden sehen.
    Da fielen ihm Jodaryons Worte wieder ein, die dieser gesagt hatte, bevor sie gemeinsam zum Kampf gegen das Böse aufgebrochen waren. „Habe keine Furcht, du wirst zu jeder Zeit richtig handeln. Ich vertraue dir.“
    Spontan rief er etwas. Es war kein Schmerzensschrei. Was er rief, wusste er selbst nicht. Es war ein Zauber. Es war der Zauber eines sterbenden Menschen, der die Angreifer der Skelettarmee zur Aufgabe und zum Stillstand zwang. Es war der Zauber des Todes, der selbst Wesen der Unterwelt und des Todes zwang, Ehrfurcht vor den Tod zu haben.
    Die Skelette vor ihm wichen zurück und blieben stehen. Mit letzter Kraft schleppte er sich zu Jodaryon. Der sah, was mit seinem jungen Freund geschehen war. Auch seine Gegner setzten den Kampf nicht fort. So konnte er dem jungen Mann entgegeneilen. Er fing ihn auf, als Wasgo zu Boden stürzte. Vorsichtig legte Jodaryon den jungen Kämpfer für das Gute auf den harten Waldboden. Er nahm das Schwert, das immer noch in dem Körper des schönen Jünglings steckte, in die Hand. Er sah ihm in sein schmerzverzerrtes Gesicht. Mit seiner rechten Hand umfasste Jodaryon den Griff des Schwertes, mit der linken strich er dem jungen Freund über die Haare. „Bleibe ruhig und habe keine Angst, mein Junge! Es ist gleich alles vorbei“, sagte er aufmunternd zu Wasgo.
    Der junge Mann war davon überzeugt, dass er nun starb. Bald sollte alles vorbei sein, hatte Jodaryon gesagt. Er wollte aber noch nicht sterben! Leben wollte er! Die Sonne und grüne Wälder und blühende Almwiesen wollte er sehen. Er dachte voller Dankbarkeit an seine Eltern. Einmal noch wollte er sie in seine Arme nehmen dürfen. „Bitte sage meinen Eltern, dass ich sie liebe und an sie denke. Ich danke ihnen und auch dir für alles, was ihr für mich getan habt. Du warst mir ein zweiter Vater“, sagte er leise mit tränenerstickter Stimme zu Jodaryon. Er starrte seinen älteren väterlichen Freund aus weit geöffneten Augen an. Sein Blick war angstvoll, aber mutig. Sein Atem ging stoßweise. Der Schweiß rann ihm aus jeder einzelnen Pore.
    Wasgo sah Jodaryons Mund, der sich bewegte. Jodaryon murmelte einen langen Zauberspruch. Vorsichtig zog er die Klinge aus dem jungen Körper heraus. Wasgo stöhnte auf. Jodaryon drückte irgendetwas auf die Wunde. Der verletzte junge Mann krümmte seinen schmerzenden Körper zu einem Halbkreis zusammen.
    Jodaryon nahm ihn in seine Arme und hob ihn vom Waldboden hoch. Er trug ihn und ging mit Wasgo tiefer in den Wald hinein, tiefer hinein in das Reich der Toten.
    Schaurige Musik drang an ihre Ohren. Es war die Musik des Grauens und des Todes. Diese Musik ertönte hart und brutal, so als wenn jeder einzelne Ton den Tod eines Menschen auf grausame Weise erzählte.
    „Höre nicht hin!“, rief der alte Mann dem Jungen zu. Er beeilte sich, an den Waldrand zu kommen. Die Musik wurde immer grässlicher und immer lauter. Wasgo lag in Jodaryons Armen und wand sich vor Schmerz und war dem Wahnsinn nahe. Jodaryon musste sich beeilen, sonst konnte er den Burschen nicht mehr retten. Er war verzweifelt. Diesen lieben Jungen wollte er nicht auch noch verlieren müssen. Wasgo sollte leben. Anklagend rief Jodaryon dem Himmel entgegen: „Ihr seid grausam, einen so jungen Mann, der nur Gutes tut, in den Tod zu reißen. Er setzte sein Leben ein, damit die Welt wieder in Frieden existieren kann. Dafür darf er nicht sterben. Lasst mich an seiner Statt in den Tod gehen, aber Wasgo muss leben!“
    In diesem Augenblick bemerkte er in sich eine ihm lange nicht mehr vertraute Regung. Jodaryons Herz hatte sich verändert, schon damals, als er Wasgo das erste Mal gesehen hatte. Die Gefühlskälte in ihm war durch die gemeinsamen Abenteuer, die er mit dem jungen Mann erlebt hatte, einem gewissen Gefühl der Zuneigung gewichen.
    Doch jetzt kehrte in ihm ein bestimmtes Gefühl zurück. Seine Liebe und Güte, die ihn ausgezeichnet hatten, bevor die Welt von Bossus in das Joch gezwungen worden war, nahm von Jodaryon wieder Besitz. Das Eis in seinem Herzen war geschmolzen. Der Stein in seinem Gemüt verlor sich. Aus Jodaryon dem Harten und Unbarmherzigen wurde wieder Jodaryon der Fröhliche und Gutmütige.
    Jodaryon spürte die Liebe in seinem Herzen zurückkehren. Er sah den jungen Mann in seinen Armen leiden, und als er aus dem Wald hinaustrat und

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