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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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für seine Verspätung. Ich frage ihn, warum ich nicht zugleich mit Harry als Prinzessin von Wales eingesetzt worden bin, aber er weiß es auch nicht. Seiner Vermutung nach könnte es daran liegen, dass sie auf die Zahlung der restlichen Mitgift warten; erfolgt diese nicht, werden sich meine Angelegenheiten weiter verschleppen. Aber er weiß - und ich weiß und König Heinrich weiß -, dass ich kein Tafelsilber mehr zu geben habe, und wenn mein Vater seinen Anteil nicht schickt, dann vermag ich hier im Lande auch nichts auszurichten.
    Meine Mutter ist gewiss von meiner trostlosen Lage unterrichtet, aber sie schreibt mir nur höchst selten. Ich komme mir vor wie ein Entdecker in ihren Diensten, ein einsamer Cristobal Colon ohne Gefährten und ohne Karten. Sie hat mich in die Welt hinausgeschickt, und nun kann es geschehen, dass ich über den Rand falle oder in der See versinke - helfen kann mir niemand.
    Meine Mutter hat mir nichts zu sagen. Ich fürchte, dass sie sich meiner schämt, weil ich am Hofe warte wie ein Bittsteller, bis der Prinz mich endlich heiraten kann. Im November überfallen mich solche Ängste, dass sie vielleicht krank oder traurig ist, dass ich ihr einen Brief schreibe und um eine Antwort flehe, und sei es nur ein einziges Wort. Und genau an diesem Tag starb sie, sie hat also meinen Brief nie erhalten und konnte mir kein Abschiedswort schicken. Sie lässt mich im Tode wie im Leben mit ihrem Schweigen und unstillbarer Sehnsucht zurück.
    Ich wusste bereits beim Abschied aus der Heimat, dass ich sie vermissen würde. Doch es war mir ein Trost zu wissen, dass die Sonne weiterhin die Gärten der Alhambra beschien, dass meine Mutter weiterhin am Wasserbecken im kühlen Hof weilte. Ich konnte nicht vorhersehen, wie sehr ihr Tod meine Lage in England verschlimmern würde. Mein Vater, der so lange die Zahlung der restlichen Mitgift verweigert hat - eine Art Spiel zwischen ihm und dem König von England -, muss nun einsehen, dass aus dem Spiel bitterer Ernst geworden ist. Er kann gar nicht zahlen. Er hat sein Leben und sein Vermögen in einem endlosen Kreuzzug gegen die Mauren hingegeben und wird keinem seiner Kinder etwas hinterlassen. Die reichen Einkünfte aus Kastilien fließen nun an Juana, die Erbin meiner Mutter, und in der Schatztruhe Aragóns verbleibt nichts für meine Hochzeit. Mein Vater ist nur noch ein Herrscher unter den Königen Spaniens. Juana ist die reiche Erbin Kastiliens und, wenn man den Gerüchten glauben will, so verrückt geworden wie ein tollwütiger Hund; die Liebe zu ihrem Mann quält sie so sehr, dass sie zunehmend dem Wahnsinn verfällt. Ich bin nun nicht mehr die Infantin eines vereinigten Spaniens, eine der begehrtesten Bräute der Christenheit, sondern eine verwitwete Almosenempfängerin aus zweifelhafter Familie. Ohne die sorgende Hand und das wachsame Auge ist unser Vermögen dahingeschmolzen wie Schnee in der Sonne. Von meinem Vater gibt es nichts zu erben außer Verzweiflung: Solcher Art ist die Mitgift, die er mir jetzt anbieten kann.
    Ich bin doch erst achtzehn. Soll denn mein Leben schon vorüber sein?

 
 
1509
 
    Ich habe also gewartet. Ich wartete unglaubliche sechs Jahre lang. Sechs Jahre, in denen ich von einer siebzehnjährigen Braut zu einer erwachsenen Frau von dreiundzwanzig heranreifte. Ich wusste nun, dass König Heinrich allerbitterste Rache an mir nahm, eine Rache, die äußerst wirksam war und lange währte. Keine andere Prinzessin hat so lange warten müssen, ist so grausam behandelt, solcher Verzweiflung ausgesetzt worden. Ich übertreibe nicht etwa, wie es die Troubadoure tun, um meiner Geschichte Würze zu verleihen (oder wie in den Geschichten, die ich dir, Liebster, in finsterer Nacht erzählte). Nein, mein Leben ähnelte nicht jenen Geschichten, es war viel zu schäbig, um als ein Leben bezeichnet zu werden. Es war eine quälende Kerkerhaft, es war eine Geiselhaft ohne Aussicht auf Befreiung, es war Einsamkeit, und die langsame Erkenntnis, dass ich versagt hatte.
    Ich konnte die Wünsche meiner Mutter nicht erfüllen. Ich vermochte das Bündnis mit England, für das ich geboren und erzogen wurde, nicht zu schmieden. Ich schämte mich für mein Versagen. Ohne die Mitgift aus Spanien konnte ich die Engländer nicht zwingen, aus der Verlobung mit Prinz Harry eine Ehe zu machen. Da der König mir feindlich gesonnen war, waren mir die Hände gebunden. Harry war ein Kind von dreizehn Jahren, das ich kaum zu Gesicht bekam. Auch ihn konnte ich nicht

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