Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
versetzen, um zu überleben. Wer auch immer die Schuld daran trägt, ich jedenfalls nicht.«
»Euer Vater muss nun die Mitgift zahlen und Euch eine Apanage«, urteilte de Puebla grimmig. »Wir dürfen ihm keinen Vorwand liefern, sich weiterhin dieser Verpflichtung zu entziehen. Wenn er Eure Mitgift nicht bezahlt, wird der König Euch nicht mit dem Prinzen verloben. Infantin, ich muss Euch warnen: Er wird sich an Eurem Unglück weiden. Er wird alles tun, um Euer Ungemach zu verlängern.«
Catalina nickte. »Also ist er jetzt mein Feind.«
»Ich fürchte es.«
»Es wird geschehen, wisst Ihr«, sagte sie, etwas sprunghaft.
»Was?«
»Ich werde Harry heiraten. Ich werde Königin von England sein.«
»Infantin, dies ist mein innigster Wunsch.«
»Prinzessin«, berichtigte sie ihn sogleich.
W HITEHALL , J UNI 1503
»Du wirst mit Catalina von Aragón verlobt«, teilte der König seinem Sohn mit und dachte dabei an seinen Erstgeborenen, den er verloren hatte.
Der blonde Knabe errötete wie ein Mädchen. »Ja, Sire.«
Gehorsam war ihm in der strengen Schule seiner Großmutter jedenfalls eingepaukt worden. Er war auf alles vorbereitet - außer auf das richtige Leben.
»Glaube nur ja nicht, dass es auch eine Hochzeit geben wird«, warnte der König.
Die Augen des Jungen flackerten überrascht. Dann senkte er den Blick wieder. »Nein?«
»Nein. Sie haben uns auf Schritt und Tritt bestohlen und betrogen, sie haben uns ausgenommen wie eine Kupplerin in der Schenke. Sie haben uns begaunert und uns ein Versprechen nach dem anderen gegeben und uns hingehalten. Sie sagen ...« Er brach ab. Die weit aufgerissenen Augen seines Sohnes zeigten ihm, dass er gesprochen hatte wie zu einem Mann; er hatte völlig vergessen, dass er einen Knaben vor sich hatte. Überdies tat er besser daran, seinen Groll nicht zu zeigen, wie stark dieser auch an ihm nagte.
»Sie haben unsere Freundschaft ausgenutzt«, fasste er zusammen. »Und nun werden wir ihre Schwäche auszunutzen wissen.«
»Aber wir sind doch alle gute Freunde?«
Heinrich zog eine Grimasse. Ferdinand, dieser Schurke, und seine Tochter, diese kühle Schönheit, die ihm einen Korb gegeben hatte ... »Oh ja«, heuchelte er. »Die besten.«
»Also werde ich verlobt und kann sie später, wenn ich fünfzehn werde, heiraten?«
Der Junge hatte nichts begriffen. Sei's drum. »Warten wir lieber, bis du sechzehn bist.«
»Arthur war aber erst fünfzehn.«
Heinrich verkniff sich die Erwiderung, wie viel Gutes diese frühe Ehe Arthur gebracht habe. Außerdem spielte es keine Rolle, da diese Ehe ohnehin nie geschlossen werden würde. »Oh ja«, sagte er wieder. »Dann eben mit fünfzehn.«
Der Knabe spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er hatte seine glatte Stirn in Falten gezogen. »Wir meinen es doch ernst, nicht wahr, Vater? Ich möchte eine so nette Prinzessin nicht belügen. Es ist doch ein höchst feierlicher Eid, oder?«
»Aber ja«, beschwichtigte ihn der König.
***
In der Nacht vor meiner Verlobung mit Prinz Harry habe ich einen so schönen Traum, dass ich gar nicht aufwachen möchte. Im Garten der Alhambra spaziere ich Hand in Hand mit Arthur, lache mit ihm, zeige ihm die Schönheit, die uns umgibt: die hohe Sandsteinmauer der Burg, die Stadt Granada zu unseren Füßen und die schneebedeckten Gipfel fern am Horizont.
»Ich habe es vollbracht«, sage ich zu ihm. »Ich habe alles getan, was du wolltest, alles, was wir uns vorgenommen haben. Ich werde die Prinzessin sein, die ich an deiner Seite war. Ich werde Königin sein, wie du es wolltest. Die Wünsche meiner Mutter sind in Erfüllung gegangen, mein Schicksal, dein Wunsch und Gottes Wille sind erfüllt. Bist du nun glücklich, Liebster?«
Er lächelt mich an, seine Augen blicken warm, sein Gesicht ist voller Zärtlichkeit. Sein Lächeln gilt nur mir. »Ich werde über dich wachen«, flüstert er. »Für immer. Hier in Al-Yanna.«
Ich stutze, als ich das ungewohnte Wort aus seinem Munde vernehme, und dann begreife ich, dass er das maurische »Al-Yanna« gebraucht hat, das sowohl ›Himmel‹ als auch ›Friedhof‹ und ›Garten‹ bedeutet. Denn für die Mauren ist der Himmel ein Garten, ein ewiger Garten.
»Eines Tages komme ich zu dir«, flüstere ich, während der Griff seiner Hand schwächer wird, so sehr ich sie auch zu halten versuche. »Eines Tages bin ich wieder mit dir vereint, Liebster. Ich treffe dich in diesem Garten.«
»Ich weiß«, sagt er - und sein Gesicht beginnt sich
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