Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
aufzulösen wie ein Morgendunst, wie eine Fata Morgana in der glühenden Luft der Sierra. »Ich weiß, dass wir eines Tages wieder beieinander sein werden, Catalina, meine Katharina, meine ewige Liebe.«
25. J UNI 1503
Es war ein heller, heißer Junitag. Catalina trug ein neues blaues Kleid mit einer blauen Haube. Der elfjährige Knabe, der ihr gegenübersaß, strahlte vor Aufregung und war in Goldbrokat gekleidet.
Sie standen vor dem Bischof von Salisbury. Eine kleine Abordnung des Hofes war ebenfalls anwesend: der König, seine Mutter, die Prinzessin Mary und einige andere Zeugen. Catalina legte ihre kalte Hand in die warme des Prinzen und spürte die Weichheit seiner kindlichen Patschhand.
Sie schaute an dem errötenden Knaben vorbei auf das ernste Gesicht seines Vaters. In den wenigen Monaten seit dem Tode seiner Frau war der König stark gealtert; die Falten in seinem Gesicht waren tiefer geworden, seine Augen waren umschattet. Am Hofe hieß es, er leide an einer Krankheit, die das Blut verdünne und ihn schwäche. Man munkelte auch, er sei vor Enttäuschung krank geworden, weil er sowohl den Thronfolger als auch seine Frau verloren habe und zudem das Scheitern seiner Pläne hinnehmen musste. Manche behaupteten sogar, er sei in Liebesdingen betrogen und von einer Frau überlistet worden. Nur das habe ihm derart den Lebensmut nehmen können.
Catalina lächelte ihm scheu zu, doch der Mann, der zum zweiten Male ihr Schwiegervater werden sollte, erwiderte ihr Lächeln nicht. Einen Augenblick lang trübte sich ihre Zuversicht. Sie hatte sich die Hoffnung gestattet, dass der König sich sowohl ihrer Entschlossenheit als auch den Befehlen ihrer Mutter und dem Willen Gottes gebeugt habe. Doch nun durchlitt sie unter seinem kalten Blick einen Moment der Furcht, dass diese Verlobungsfeier - so heilig sie auch vollzogen wurde - nicht mehr wäre als eine durchtriebene Rache dieses höchst abgefeimten Monarchen.
Fröstelnd wandte die Prinzessin sich ab und lauschte den Fragen des Bischofs, antwortete angemessen und ermahnte sich, nicht an ihre erste Verlobung vor anderthalb Jahren zu denken.
Nun stand der kleine Prinz, der damals von der Schönheit seiner Schwägerin geblendet gewesen war, als zukünftiger Bräutigam neben ihr. Er strahlte mit dem ganzen Besitzerstolz eines Knaben auf seine schöne junge Braut. Catalina war die Braut seines älteren Bruders gewesen, und schon damals hatte er sie voller Stolz zum Altar geführt. Zu seinem Geburtstag hatte er sich von ihr ein Berberpferd gewünscht. Auf dem Hochzeitsbankett hatte er sie bewundernd angeschaut und in der Nacht gebetet, er möge auch so eine spanische Braut bekommen.
Nachdem Catalina mit Arthur den Hof verlassen hatte, träumte Harry von ihr und verfasste Gedichte und Liebeslieder, die er ihr heimlich widmete. Bei der Nachricht von Arthurs Tod hatte ihn eine jähe Freude überkommen, denn es bedeutete, dass sie nun frei war.
Und nun, nicht einmal zwei Jahre später, stand sie vor ihm, mit frisch gebürstetem Haar, das wie Bronze und Gold glänzte und frei über ihre Schultern floss, um anzuzeigen, dass sie noch Jungfrau war, während die blaue Spitzenmantilla ihr Antlitz verhüllte. Ihre Hand lag in der seinen, ihre blauen Augen ruhten auf ihm, ihr Lächeln galt ihm allein.
Harrys prahlerisches Knabenherz schwoll so stark in seiner Brust, dass er kaum auf die Fragen es Erzbischofs antworten konnte. Arthur war aus dem Wege, und nun war er Kronprinz, der Prinz von Wales; Arthur war fort, und nun war er der Liebling seines Vaters, die Rose von England. Arthur war nicht mehr, und seine Braut würde nun Harrys Frau werden. Aufrecht und stolz stand er da und sprach das Gelöbnis mit seiner klaren Sopranstimme. Nun, da Arthur nicht mehr lebte, gab es nur noch einen Prinzen von Wales und eine Prinzessin: Prinz Harry und Prinzessin Katharina.
Wieder Prinzessin
1504
Ich mag ja glauben, dass ich gewonnen habe - aber mein Ziel habe ich immer noch nicht erreicht. Ich hätte bereits angekommen sein müssen, doch das ist nicht der Fall. Harry feiert seinen dreizehnten Geburtstag und wird zum Prinzen von Wales ernannt, doch ich werde dabei übersehen: Weder wird unsere Verlobung bekannt gegeben, noch setzen sie mich feierlich als Prinzessin ein. Ich bestelle meinen Gesandten zu mir. Er erscheint weder am Morgen noch im Laufe des Tages. Erst am nächsten Tag kommt er, als seien meine Angelegenheiten zweitrangig, und entschuldigt sich nicht einmal
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