Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
begann Fuensalida und brach mutlos ab. Kaum vermochte er die Gefahr in Worte zu fassen, die er voraussah. »Prinzessin, die Engländer wissen, dass die Mitgift auf dem Wege ist, doch es ist keine Rede davon, dass Ihr bald heiraten sollt. Was ist, wenn sie eine neue Allianz planen, aus der Spanien ausgeschlossen ist? Wenn sie ein Bündnis zwischen dem Kaiser und König Heinrich ins Auge gefasst haben? Und wenn dieses Bündnis Krieg gegen Spanien bedeutet?«
Entsetzt starrte sie ihn an. »Das kann nicht sein!«
»Und wenn doch?«
»Gegen den Großvater des Prinzen?«, fragte sie scharf.
»Es wäre eben ein Krieg des einen Großvaters, des Kaisers, gegen den anderen, gegen Euren Vater.«
»Das würden sie nie tun«, beharrte Catalina.
»Sie könnten es.«
»König Heinrich würde doch nicht so unredlich sein und ein einmal gegebenes Versprechen brechen!«
»Prinzessin, Ihr wisst ganz genau, wozu er fähig ist.«
Catalina überlegte kurz. »Worum geht es?«, fragte sie, plötzlich wutentbrannt. »Da ist doch noch etwas. Etwas, das Ihr mir verschweigt. Was ist es?«
Er zögerte, wollte ihr schon eine Lüge auftischen, entschloss sich dann aber dazu, mit der Wahrheit herauszurücken. »Ich fürchte, ja, ich fürchte sehr, dass sie beabsichtigen, Prinz Harry mit Karls Schwester Prinzessin Eleonore zu verloben.«
»Das können sie nicht, denn Harry ist mein Verlobter.«
»Die Verlobung könnte Teil eines größeren Bündnisses sein. Eure Schwester Juana soll den König heiraten, Euer Neffe Karl die Prinzessin Mary und Eure Nichte Eleonore Prinz Harry.«
»Aber was wird aus mir? Wo doch meine Mitgift endlich bezahlt wird?«
Fuensalida schwieg. Nur zu deutlich war zu erkennen, dass Catalina bei all diesen Plänen übergangen wurde, dass niemand sich um sie Gedanken machte.
»Ein wahrer Prinz muss zu seinem Wort stehen!«, sagte sie heftig. »Wir wurden von einem Bischof im Beisein von Zeugen verlobt, es war ein feierlicher Eid.«
Der Gesandte hob zweifelnd die Schultern. Kaum brachte er es über sich, ihr die schlimmste aller Neuigkeiten mitzuteilen. »Euer Gnaden, Prinzessin, ich muss Euch jetzt bitten, tapfer zu sein. Es besteht die Möglichkeit, dass er seinen Eid widerruft.«
»Das kann er nicht!«
Nun, da das Schlimmste heraus war, ging Fuensalida noch einen Schritt weiter. »Tatsächlich fürchte ich, dass er es bereits getan hat. Vielleicht schon vor Jahren.«
»Was?!«, fuhr sie ihn an. »Wie kann das sein?«
»Es ist nur ein Gerücht, das ich gehört habe. Ich fürchte jedoch ...« Er verstummte.
»Was fürchtet Ihr?«
»Ich fürchte, dass der Prinz bereits von Euch entlobt ist.« Er zögerte angesichts der Düsternis, die sich über ihr Gesicht senkte. »Vielleicht wollte er selbst es nicht«, beeilte er sich zu sagen. »Doch er musste seinem Vater gehorchen - und dieser ist es, der uns schaden will.«
»Wie konnte er nur? Wie ist so etwas möglich?«
»Er könnte einen anderen Eid geleistet haben: dass er zu jung war, dass er unter Zwang handelte. Er könnte erklärt haben, dass er Euch gar nicht heiraten wollte. Ich nehme an, so war es.«
»Er stand nicht unter Zwang!«, rief Catalina empört. »Er war entzückt! Er ist seit Jahren in mich verliebt, daran hat sich gewiss nichts geändert. Er wollte mich heiraten!«
»Ein vor einem Bischof geleisteter Eid, dass er nicht aus freiem Willen handelte, würde reichen, um ihn von dem Eheversprechen zu entbinden.«
»Also habe ich all diese Jahre in dem fälschlichen Glauben verbracht, ich sei mit ihm verlobt, all diese Jahre habe ich gewartet und mein Leid ertragen ...« Sie rang nach Luft. »Wollt Ihr damit sagen, dass er während dieser ganzen Jahre, als ich glaubte, er sei gebunden, im Grunde frei war?«
Der Gesandte nickte. Sein Gesicht war eine starre und erschütterte Maske.
»Das ist ... Verrat«, sagte die Prinzessin. »Ein höchst schändlicher Verrat.« Sie erstickte fast an ihrem Zorn. »Der schlimmste Verrat von allen.«
Wieder nickte er. Sie schwiegen eine Weile, ermaßen die Schande, die man ihnen angetan hatte.
Mit den schlichten Worten »Ich bin verloren«, brach die Prinzessin schließlich das Schweigen. »Nun weiß ich es. Ich war schon seit Jahren verloren, aber ich wusste es nicht. Ich habe eine von vornherein verlorene Schlacht gekämpft, wie ich jetzt erst von Euch erfahre. Ich kämpfte um mein Verlöbnis, doch ich war gar nicht mehr verlobt! Ich war allein, die ganze Zeit war ich allein. Und jetzt erst weiß ich
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