Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
um die Einlösung des Verlobungsvertrages bitten. Ich war machtlos, wurde vom Hofe vernachlässigt und sank immer tiefer in beschämende Armut.
Dann wurde Harry vierzehn, und unsere Hochzeit fand immer noch nicht statt. Ich wartete ein weiteres Jahr, er wurde fünfzehn, und immer noch geschah nichts. Harry feierte seinen sechzehnten und schließlich seinen siebzehnten Geburtstag, und immer noch ließen sie mich im Stich. Die Jahre vergingen. Ich wurde älter. Ich wartete getreulich. Mehr konnte ich nicht tun.
Ich wendete meine Kleider und verkaufte meinen Schmuck, um leben zu können. Ich musste mein kostbares Tafelsilber verkaufen, ein goldenes Stück nach dem anderen. Ich wusste, dass es Eigentum des Königs war, das ich an die Goldschmiede verkaufte. Ich wusste, dass ich jedes Mal, wenn ich etwas versetzte, meine Hochzeit um einen weiteren Tag hinausschob. Aber ich musste doch essen und durfte auch meine Dienerschaft nicht verhungern lassen! Ich konnte keine Löhne zahlen, und ich konnte wohl kaum von meinen Hofdamen verlangen, dass sie für mich bettelten oder um meinetwillen hungerten.
Ich hatte keine Freunde. Ich entdeckte, dass Doña Elvira mit Juana und deren Gemahl Philipp gegen meinen Vater intrigierte, und ich entließ sie voller Zorn aus meinen Diensten und schickte sie fort. Es war mir gleich, ob sie sich gegen mich wenden und mich fortan eine Lügnerin nennen würde. Es war mir auch gleich, ob sie aussagen würde, dass Arthur und ich ein Liebespaar gewesen seien. Ich war so wütend, dass ich gar nicht daran dachte, welche Nachteile mir durch ihre Feindschaft erwachsen könnten.
Ich bin jedoch nicht töricht und rechnete ohnedies damit, dass ihr Wort gegen meines nicht ins Gewicht fallen würde. Doña Elvira floh zu Philipp und Juana in die Niederlande, und ich hörte nie wieder von ihr und beklagte meinen Verlust nicht.
Ich verlor auch meinen Gesandten, Dr. de Puebla. Oft hatte ich mich bei Vater über seine wechselnden Loyalitäten beklagt, über seine Respektlosigkeit und über die Zugeständnisse, die er dem englischen König machte. Als er jedoch nach Spanien zurückberufen wurde, merkte ich, dass er fähiger gewesen war, als ich ahnte. Er hatte seine Freundschaft mit dem König zu meinem Vorteil eingesetzt, er hatte sich an diesem höchst komplizierten Hof bestens ausgekannt. Er war mir ein besserer Freund gewesen, als ich wusste, und ohne ihn ging es mir deutlich schlechter. Ich hatte durch eigene Arroganz einen Freund und Verbündeten verloren und beklagte nun sein Fehlen. Sein Ersatzmann, der Abgesandte, der mich ursprünglich hatte heimbringen sollen, Don Gutierre Gómez de Fuensalida, war ein eingebildeter Dummkopf, der wähnte, der englische Hof müsse sich durch seine Anwesenheit geehrt fühlen. Sie spotteten über ihn und lachten hinter seinem Rücken, und ich war die Lumpenprinzessin mit einem Botschafter, der trunken war von seiner eigenen Wichtigkeit.
Ich verlor auch meinen Beichtvater, der noch von meiner Mutter ernannt worden war, und musste selbst einen neuen finden. Ich verlor einige Damen meines kleinen Hofstaates, die nicht in Armut leben wollten, und konnte keine neuen Hofdamen in meine Dienste nehmen. Maria de Salinas harrte in diesen langen, schweren Jahren treu an meiner Seite aus, aber die anderen Damen wollten nicht bleiben. Und schließlich verlor ich zu guter Letzt mein Haus, mein schönes Haus an der Strand, das mir ein Heim geworden war, ein kleiner sicherer Hafen in diesem fremden Lande.
Der König versprach mir Gemächer bei Hofe, und ich glaubte schon, dass er mir am Ende vergeben habe. Ich dachte, er böte mir an, an den Hof zurückzukehren, um in den Gemächern der Prinzessin zu wohnen und Harry häufig sehen zu können. Aber als ich meinen Haushalt an den Hof verlegte, gab man mir die schlechtesten Zimmer und das schäbigste Personal. Auch den Prinzen durfte ich nicht sehen, außer auf formellen Staatsbanketten. Eines schönen Tages ging der Hof auf Sommerreise, ohne uns davon in Kenntnis zu setzen, und wir mussten in aller Eile auf schlechten Feldwegen hinterdreinreisen, wie ein ungeliebtes Anhängsel oder ein Lumpenkarren. Als wir auf dem Landsitz eintrafen, wo der Hofstaat zur Nacht einkehrte, hatte niemand unser Fehlen bemerkt, und ich musste die letzte Wohnung nehmen, die übrig blieb: über den Ställen.
Der König zahlte mir keine Apanage mehr, und von seiner Mutter war ohnehin nichts zu erwarten. Ich hatte überhaupt keine Mittel mehr. Ich lebte
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