Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
sind nun einmal verheiratet, sie müssen lernen, miteinander auszukommen, und sie müssen einen Thronfolger zeugen.«
Er warf ihr ein schlaues Lächeln zu. »Sie ist erst sechzehn«, machte er geltend, »und das Nesthäkchen ihrer Familie. Sie vermisst ihre Mutter. Ihr gesteht ihr wohl aufgrund ihrer Jugend keine mildernden Umstände zu?«
»Ich wurde verheiratet, als ich zwölf war, und gebar Euch noch im selben Jahr«, gab sie zurück. »Niemand gestand mir mildernde Umstände zu. Und doch habe ich überlebt.«
»Ich bezweifle, dass Ihr glücklich wart.«
»Das war ich auch nicht. Und ich möchte wetten, dass auch sie nicht glücklich ist. Aber das ist doch sicher der letzte Umstand, der in dieser Angelegenheit von Wichtigkeit ist?«
***
Doña Elvira meint, ich solle mich weigern, nach Ludlow zu gehen. Pater Geraldini sagt, es sei meine Pflicht, meinen Gemahl zu begleiten. Dr. de Puebla ist der Ansicht, es sei sicherlich der Wunsch meiner Mutter, dass ich mit meinem Ehemann zusammenlebe und alles tue, damit es in Worten und Taten eine erfüllte Ehe wird. Arthur, diese hoffnungslose Bohnenstange, sagt gar nichts, und es scheint, als wolle sein Vater, dass ich den Entschluss fasse - aber er ist ein König, und ich traue ihm nicht.
Was ich wirklich ersehne, ist die Heimkehr nach Spanien. Ob wir in London bleiben oder nach Ludlow reisen - überall wird es kalt sein, und es wird ständig regnen. Sogar die Luft fühlt sich feucht an. Es gibt in diesem Lande nichts Gutes zu essen, und ich verstehe kein Wort von ihrer Sprache.
Ich weiß, dass ich die Prinzessin von Wales bin und eines Tages Königin von England sein werde. Das eine
ist wahr, und das andere wird wahr werden. Aber gerade heute bin ich nicht sehr glücklich darüber.
***
»Wir sollen zu meiner Burg in Ludlow reisen«, sagte Arthur beim Dinner verdrießlich zu Catalina, die an seiner Seite saß. In der Halle, auf der Galerie und in den hohen Flügeltüren drängten sich die Londoner Bürger, die das kostenlose Schauspiel des tafelnden Hofes genießen wollten. Die meisten hielten den Blick auf den Prinzen von Wales und seine junge Frau gerichtet.
Catalina neigte den Kopf, schaute ihren Gemahl jedoch nicht an. »Ist dies der Befehl Eures Vaters?«
»Ja.«
»Dann wird es mir ein Vergnügen sein«, sagte sie.
»Wir haben dort lediglich die Gesellschaft des Burgverwalters und seiner Frau«, fuhr Arthur fort. Er wollte hinzufügen, dass ihr dies hoffentlich nichts ausmache, dass sie sich hoffentlich nicht langweilen oder trübsinnig werden oder ihm gar zürnen würde. Catalina sah ihn nur ernst an. »Ja - und?«
»Ich hoffe, Ihr werdet Euch dort wohlfühlen«, stammelte er.
»Der Wunsch Eures Vaters ist mir Befehl«, erwiderte sie sachlich, als wollte sie ihn daran erinnern, dass sie nur ein Prinzenpaar waren und noch keinerlei Rechte oder Macht besaßen. Arthur räusperte sich. »Ich werde heute Nacht zu Euch kommen«, verkündete er. Die Infantin warf ihm einen Blick zu, so blau und kalt wie die Saphire ihrer Halskette. »Wie Ihr wünscht«, sagte sie in dem gleichen nüchternen Ton.
Arthur kam, als sie bereits im Bette lag. Mit starrer Miene ließ Doña Elvira ihn ein. Jede ihrer Gesten drückte ihr Missfallen aus. Catalina setzte sich im Bett auf und schaute schweigend zu, wie der Kammerdiener seinem Herrn den Umhang von den Schultern nahm. Dann ging der Bediente leise hinaus und schloss die Tür.
»Wein?«, erkundigte sich Arthur. Er fürchtete, seine Stimme könne zittern.
»Nein, danke«, erwiderte sie.
Tapsig kam der junge Mann zum Bett, schlug die Decke zurück und legte sich neben die Prinzessin. Sie wandte sich ihm zu, und er spürte, wie er unter ihrem forschenden Blick errötete. Rasch blies er die Kerze aus, damit sie es nicht sah. Draußen im Park trug ein Wachmann eine Fackel vorbei, und ihr Licht schimmerte kurz durch die Lattung der Fensterläden. Arthur spürte ein Beben des Bettes, als Catalina sich auf den Rücken legte und ihr Nachthemd hochzog. Er kam sich vor, als wäre er ein Ding für sie, ein unbedeutendes Ding, das sie zu ertragen hatte, um eines Tages Königin von England zu werden.
Er warf die Decke zurück und sprang aus dem Bett. »Ich bleibe nicht! Ich gehe zurück in meine Gemächer«, sagte er schroff.
»Was?«
»Ich werde hier nicht bleiben. Ich bin unerwünscht ...«
»Unerwünscht? Ich habe niemals gesagt, dass Ihr ...«
»Es ist doch offensichtlich! Wie Ihr mich schon anseht ...«
»Es ist
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