Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
gewinnt.«
»Ich dachte, Ihr wäret der rechtmäßige König«, sagte Catalina zögernd.
»Jetzt bin ich es«, bekannte Heinrich Tudor freimütig. »Und das ist alles, was zählt.«
»Ihr seid doch gesalbt worden!«
»Wie gesagt: Jetzt bin ich der König«, wiederholte er mit grimmigem Lächeln.
»Aber Ihr stammt doch von Königen ab?«
»Ich habe königliches Blut in den Adern«, sagte er mit rauer Stimme. »Unnötig zu messen, wie viel. Ich habe meine Krone vom Schlachtfeld geklaubt, im wahrsten Sinne des Wortes: Sie lag im Schlamm zu meinen Füßen. Und deshalb wusste ich, deshalb wussten alle, dass es Gottes Ratschluss war: Ich sollte König sein. Auch der Erzbischof wusste es, der mich zum König salbte. Ich bin ebenso rechtmäßig ein König wie jeder Herrscher der Christenheit, ja, ein besserer König sogar, denn ich habe meine Krone nicht von einem anderen geerbt, sondern erstritt mir mein Reich, als ich bereits ein Mann war. Es ist mein eigenes Verdienst.«
»Aber Ihr musstet die Krone fordern ...«
»Ich habe nur gefordert, was mir rechtmäßig zustand«, sagte er abwehrend. »Ich habe mein Eigentum erstritten. Gott gab mir, was seit jeher mein war. Weiter gibt es dazu nichts zu sagen.«
Von seiner energischen Rede eingeschüchtert, beugte Catalina den Kopf. »Das weiß ich, Sire.«
Ihre Ergebenheit, die den verborgenen Stolz nicht zu leugnen vermochte, faszinierte den König. Er glaubte, niemals eine junge Frau gekannt zu haben, die ihre Gedanken so vollständig hinter ihrer glatten Stirn verbergen konnte.
»Wollt Ihr hierbleiben, bei mir?«, fragte er sanft. Keinesfalls durfte er so etwas fragen, und er betete, kaum dass die Worte seinen Mund verlassen hatten, dass sie mit einem »Nein« antworten solle.
»Ich tue, was immer Eure Majestät wünschen«, erwiderte die Prinzessin kühl.
»Ich nehme an, Ihr wollt mit Arthur zusammen sein?«, fragte Heinrich und machte sich auf eine abschlägige Antwort gefasst.
»Wie Ihr wünscht, Sire«, wiederholte sie standhaft.
»Sagt es mir! Würdet Ihr lieber mit Arthur nach Ludlow reisen oder hier bei mir bleiben?«
Catalina lächelte leise, machte das Spiel jedoch nicht mit. »Ihr seid der König«, sagte sie ruhig. »Ich muss tun, was immer Ihr befehlt.«
***
Heinrich wusste, dass er Catalina nicht am Hofe halten durfte, aber er konnte nicht umhin, mit der Möglichkeit zu spielen. Er fragte ihre spanischen Berater und merkte bald, dass diese hoffnungslos uneins waren. Der spanische Gesandte, der so hart daran gearbeitet hatte, den heiklen Ehevertrag aufzusetzen, bestand darauf, dass die Prinzessin mit ihrem Ehemann abreisen und in jeder Hinsicht als verheiratete Frau behandelt werden solle. Ihr Beichtvater, der als Einziger ein wenig Mitleid mit der jungen Prinzessin zu haben schien, drängte darauf, dass das junge Paar zusammenblieb. Und Catalinas Duenna, die eindrucksvolle und schwierige Doña Elvira, zeigte wenig Neigung, London zu verlassen. Sie hatte gehört, dass Wales hundert Meilen entfernt liege und ein raues und felsiges Land sei. Wenn Catalina in Baynard's Castle blieb und Arthur nicht mehr im Weg war, dann konnte man im Herzen der Hauptstadt eine kleine spanische Enklave bilden, die vollkommen unter dem Einfluss der Duenna stehen würde.
Die Königin äußerte die Ansicht, Catalina könne Ludlow mitten im Winter vielleicht zu kalt und zu einsam finden, und schlug vor, das junge Paar solle bis zum Frühjahr in London bleiben.
»Ihr wollt lediglich Arthur in Eurer Nähe behalten, aber Ihr müsst ihn ziehen lassen«, sagte Heinrich zu seiner Gemahlin. »Er muss das Geschäft des Herrschens erlernen, und das lernt er am besten, indem er das Fürstentum regiert.«
»Er ist doch immer noch so jung und so schüchtern ihr gegenüber!«
»Er muss auch lernen, ein Ehemann zu sein.«
»Sie werden lernen müssen, miteinander zurechtzukommen.«
»Dann ist es ja besser, wenn sie dabei ungestört sind.«
Schließlich war es die Königinmutter, welche die Entscheidung fällte. »Schickt sie nach Ludlow«, sagte sie zu ihrem Sohn. »Wir brauchen einen Erben. Allein in London wird sie keinen zustande bringen. Schickt sie mit Arthur nach Ludlow.« Sie lachte leise. »Gott weiß, dass sie dort nichts anderes zu tun haben werden.«
»Elizabeth fürchtet, dass die Prinzessin dort in Trübsinn versinkt«, sagte der König. »Und Arthur hat Angst, dass sie nicht miteinander auskommen werden.«
»Wen kümmert's?«, gab seine Mutter zurück. »Sie
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