Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
helllichter Tag. Es war ganz deutlich, dass die Prinzessin nicht die Absicht hegte, sich zu Bett zu begeben.
»Sire, ich wünsche Euch einen guten Abend«, sagte sie und knickste.
Peinlich berührt, wäre Arthur fast einen Schritt zurückgewichen. Er war bereits bettfertig gekleidet, in Nachthemd und Umhang. Quälend waren ihm seine bloßen Füße bewusst. Catalina ihrerseits strahlte noch in abendlichem Putz. Ihre Damen wandten sich zur Tür und starrten den Prinzen an. Arthur spürte seine nackten Beine unter dem Nachthemd und vernahm ein kaum verhohlenes Lachen eines seiner Diener.
»Ich erwartete, Euch im Bett vorzufinden«, protestierte er.
»Natürlich könnte ich zu Bett gehen«, gab Catalina mit eisiger Höflichkeit zurück. »Ich war eben im Begriff, es zu tun. Es ist ja schon sehr spät. Aber da Ihr so öffentlich angekündigt hattet, mich in meinen Gemächern besuchen zu wollen, glaubte ich, Ihr wolltet den ganzen Hofstaat mitbringen. Ich hatte verstanden, dass die Aufforderung sich an alle richtete. Warum sonst hättet Ihr es so lautstark ankündigen sollen?«
»Ich habe es nicht lautstark angekündigt!«
Sie zog lediglich zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.
»Ich bleibe die ganze Nacht«, gab Arthur seiner Gemahlin trotzig zu verstehen und marschierte entschlossen auf ihre Schlafkammertür zu. »Eure Damen dürfen sich nun zurückziehen, es ist spät genug.« Er nickte seinen Dienern zu. »Lasst uns allein.« Dann betrat er das Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich.
Catalina folgte ihm unverzüglich und schloss die Tür erneut, vor ihren entsetzten Hofdamen. Mit dem Rücken zur Tür schaute sie zu, wie Arthur Umhang und Nachthemd ablegte und in ihr Bett stieg. Er schüttelte die Kissen auf und lehnte sich dagegen, die Arme vor der schmalen weißen Brust gekreuzt, ganz das Bild eines Mannes, der ein Amüsement erwartet.
Nun war es an ihr, sich unbehaglich zu fühlen. »Euer Gnaden ...«
»Ihr solltet Euch ebenfalls entkleiden«, höhnte er. »Wie Ihr ja bereits sagtet, ist es sehr spät.«
Sie wandte sich hierhin und dorthin. »Ich lasse Doña Elvira kommen!«
»Tut das. Und schickt nach einer Zofe, die Euch beim Entkleiden hilft. Tut so, als wäre ich nicht anwesend.«
Catalina biss sich auf die Lippen. Nun begriff er, wie sehr er sie verunsicherte. Sie konnte es nicht ertragen, vor seinen Augen nackt zu sein. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Schlafgemach.
Sogleich erklang im Nebenzimmer ein Schwall zorniger, spanischer Worte. Arthur grinste, er erriet, dass sie ihre Damen hinausschickte, um sich allein umzuziehen. Als sie wieder ins Zimmer trat, sah er, dass er richtig geraten hatte. Sie trug nun ein weißes, mit reicher Spitze besticktes Gewand, und ihr Haar war zu einem langen Zopf geflochten. Sie wirkte nun eher wie ein kleines Mädchen und nicht wie die hochmütige Prinzessin, die sie noch Augenblicke zuvor gewesen war. Und sogleich spürte Arthur neben dem Aufwallen der Begierde ein anderes, unbekanntes Gefühl: Zärtlichkeit.
Unfreundlich sah Catalina ihn an. »Ich werde zunächst beten.« Sie begab sich zu ihrem Betstuhl und kniete davor nieder. Er schaute zu, wie sie den Kopf über den gefalteten Händen senkte und zu flüstern begann. Zum ersten Mal verließ ihn der Ärger, und er dachte daran, wie schwer dies alles für sie sein müsse. Sicherlich waren seine Furcht und Verlegenheit nichts im Vergleich zu der ihren: allein in einem fremden Land, auf Gedeih und Verderb einem Burschen ausgeliefert, jünger als sie selbst, ohne Freunde und Familie und weit fort von allem, was sie kannte und liebte.
Das Bett war warm. Der Wein, den Arthur getrunken hatte, um sich Mut zu machen, bewirkte nun, dass er schläfrig wurde. Seine Gemahlin brauchte wirklich lange für ihre Gebete, aber es war nur gut, wenn ein Mann eine fromme Frau hatte. Noch während er dies dachte, schloss er die Augen. Wenn sie zu ihm ins Bett kam, dann würde er sie mit Selbstvertrauen, aber auch mit Zärtlichkeit nehmen können. Immerhin war Weihnachten, er sollte sanft zu ihr sein. Sie fühlte sich gewiss einsam und war voller Furcht. Er sollte großzügig sein. Voller Freude dachte er daran, wie es sein würde, sie liebevoll zu umarmen. Wie dankbar sie sein würde. Vielleicht konnten sie noch lernen, einander Freude zu schenken, vielleicht konnte er sie glücklich machen ... Sein Atem ging nun regelmäßig, und er begann zu schnarchen. Arthur war eingeschlafen.
Catalina sah sich um und
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