Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Fluss. Dort residierte auch ihr Haushalt, ihre spanischen Hofdamen, ihr spanischer Kaplan und ihre Duenna. Arthurs Gemächer gingen auf die Stadtseite hinaus, und auch er hatte seinen Haushalt, seinen Kaplan und seinen Lehrer. Steif und zeremoniell trafen sie einmal am Tage zum Dinner aufeinander. Dann saßen die beiden königlichen Haushalte an entgegengesetzten Enden der Halle und musterten einander mit Argwohn - eher wie Feinde in einem erzwungenen Waffenstillstand denn wie Bewohner eines gemeinsamen Hauses.
Der Tagesablauf im Schloss wurde von der Königinmutter Lady Margaret vorgegeben. Ob Feier- oder Fastentage, besondere Lustbarkeiten oder alltägliche Verrichtungen - jeder Tag wurde stundengenau von ihr festgelegt. Selbst die Nächte, in denen Arthur seiner Frau beiwohnen sollte, wurden von ihr bestimmt. Weder wollte Lady Margaret, dass das junge Paar sich bei seinen Pflichten zu sehr erschöpfte, noch sollte es besagte Pflichten vernachlässigen. Also wurde der Prinz von seinen Freunden und Gefährten einmal in der Woche feierlich in die Gemächer der Prinzessin geleitet und verbrachte die Nacht dort. Für die beiden jungen Menschen waren diese Nächte eine immer wiederkehrende Quelle der Beschämung. Arthur war und blieb ungeschickt, und Catalina ertrug seine Bemühungen höflich und schweigend. Dann jedoch setzte eines Tages Anfang Dezember ihre Regel ein, und sie gab Doña Elvira Bescheid. Diese unterrichtete sogleich den Kammerherrn des Prinzen, der Prinz dürfe das Bett der Infantin in der kommenden Woche nicht aufsuchen, da diese unpässlich sei. Binnen einer halben Stunde wusste jeder, vom König in Whitehall bis zum Küchenjungen in Baynard's Castle, dass die Prinzessin von Wales blutete und folglich nicht guter Hoffnung sein konnte ... und alle fragten sich - da das Mädchen jung und gesund war und seine Regel bekam, also offensichtlich fruchtbar war -, ob es vielleicht daran liege, dass der Thronfolger seinen Part nicht erfüllen konnte?
Um die Mitte des Monats, als der Hof sich auf die zwölftägigen Weihnachtsfeiern freute, wurde Arthur zu seinem Vater gerufen, der ihn anwies, sich auf die Abreise nach seiner Burg in Ludlow vorzubereiten.
»Ich nehme an, du willst deine Frau mitnehmen«, sagte der König und lächelte seinen Sohn an. Ihm war daran gelegen, möglichst gleichgültig zu wirken.
»Wie Ihr wünscht, Sir«, erwiderte Arthur reserviert.
Nach einer Woche Abstinenz von Catalinas Bett und dem Getuschel der Höflinge, dass noch kein Kind unterwegs war - aber wie denn auch, es sei ja noch zu früh, um darüber zu reden, und wahrscheinlich niemandes Schuld -, war Arthur beschämt und entmutigt. Er hatte die Prinzessin nicht wieder aufgesucht, und auch sie hatte ihn weder eingeladen noch sonst wie ermutigt. Nicht einmal freundlich angelächelt hatte sie ihn! Er wusste nicht, ob er seine Besuche nun wieder aufnehmen sollte, denn er hatte keine Ahnung, wie lange diese weiblichen Mysterien üblicherweise dauerten. Es gab niemanden, den er um Rat fragen konnte, und er selbst war vollkommen ratlos.
»Sie scheint nicht sehr glücklich zu sein«, bemerkte er vage.
»Sie hat Heimweh«, erklärte der Vater mit Nachdruck. »Deshalb ist es deine Aufgabe, sie davon abzulenken. Nimm sie mit nach Ludlow. Schenke ihr etwas Schönes. Sie ist ein Mädchen wie jedes andere. Preise ihre Schönheit. Erzähle ihr Witze. Flirte mit ihr.«
Arthur sah ihn einigermaßen verständnislos an. »Auf Latein?«
Sein Vater stieß sein raues, bellendes Lachen aus. »Junge! Du kannst auch auf Walisisch mit ihr tändeln, wenn nur deine Augen lächeln und du deine Männlichkeit spürst. Dann wird sie dich schon verstehen, das schwöre ich dir! Sie ist ein Mädchen, das die Absichten eines Mannes zu verstehen weiß.«
Doch Arthur war immer noch bedrückt. »Ja, Sire.«
»Du bist nicht verpflichtet, sie schon im ersten Jahr nach Ludlow mitzunehmen, das weißt du. Laut Ehekontrakt solltet ihr heiraten und das erste Jahr getrennt verbringen.«
»Das habt Ihr beschlossen, als ich vierzehn war.«
»Das ist erst ein Jahr her.«
»Ja, aber ...«
»Also - willst du sie mitnehmen?«
Arthur lief rot an. Der Vater sah den Jungen mitleidig an. »Du begehrst sie, fürchtest aber, dass du dich bei ihr zum Narren machst?«, drang er in ihn.
Der blonde Kopf senkte sich. Verschämt nickte der Junge.
»Und du glaubst, dass sie dich quälen kann, sobald ihr fern vom Hofe seid?«
Wieder ein Nicken. »Und alle ihre Hofdamen. Und
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