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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wünschte, ich wäre dort draußen gestorben.«
    Erneut schwiegen sie lange Zeit. Silas nahm eine Tafel zur Hand und machte sich daran, Namen aufzuschreiben. Väter. Schwestern. Axels Tochter, die eine Verwandte von Silas war, seit sie seinen Vetter geheiratet hatte.
    »Ich will das nicht«, sagte Karik.
    »Ich weiß.« Silas schenkte mehr Wein nach. »Aber du mußt. Und du wirst es tun. Ich werde bei dir sein.«
    n.r.s.

Kapitel 1
     
     
    Eine allgemeine und weit verbreitete Weisheit besagt, daß nur die unverfänglichen, die geistigen Dinge wahrhaft bewegend sind: die Liebe, Sonnenuntergänge, Musik, das Theater. Der Marmor und die Farbe sind den Heimsuchungen der Zeit ausgesetzt. Und doch könnte man dagegenhalten, daß nichts Unvergängliches einen bewegenderen Eindruck hervorzurufen vermag, als der Anblick eines griechischen Tempels im Licht des Vollmonds.
    Die zerstörten Hinterlassenschaften der Straßenbauer hatten etwas ähnlich Überwältigendes. Normalerweise kommt man nicht so leicht auf die Idee, Beton mit Schönheit in Verbindung zu bringen. Und doch war sie da, zeigte sich in den wunderschönen Doppelstreifen, die sich über runde Hügelketten und durch ausgedehnte Wälder zogen, Flüsse übersprangen und in Konstruktionen von solch perfekter Geometrie verzweigten, daß es dem Betrachter den Atem verschlagen mußte. Oder dort, in glitzernden Türmen, die so hoch waren, daß nur wenige Menschen sie an einem einzigen Tag besteigen konnten. Und in Bauwerken, deren Eleganz den Einsturz der Fundamente und Dächer überdauert hatte.
    Die Ingenieurskunst, die diese Bauwerke erschaffen hat, ist verloren. Ihre Konstruktionen sind zum Bestandteil der Landschaft geworden, und den Kindern Illyriens so vertraut wie der Mississippi selbst. Sie erfüllen keinen Zweck mehr, außer als Wegweiser zu einer im Nebel der Zeit versunkenen Vergangenheit.
    Das vielleicht atemberaubendste von allen Bauwerken – und das rätselhafteste zugleich – ist die Eiserne Pyramide. Die Pyramide überragt das östliche Ufer des Flusses. Trotz ihres Namens ist sie nicht aus Eisen gemacht, sondern aus einem Metall, von dem manche annehmen, es sei künstlich. Wie so viele andere Materialien der Straßenbauer auch scheint es Rost und Verfall zu widerstehen. Die Konstruktion ist über dreihundert Fuß hoch und besitzt an der Basis eine Seitenlänge von vielleicht einer Viertel Meile. Sie ist hohl, und der Innenraum ist so groß, daß man darin bequem eine ganze Armee ausbilden oder religiöse Veranstaltungen durchführen kann.
    Aus den Ruinen wurden Tassen und Kämme, Teller, Schmuck, Spielzeuge und Schnickschnack ausgegraben, die jetzt die Heime der Illyrer und die Illyrer selbst schmücken. Auch diese Gegenstände bestehen aus Materialien, die niemand mehr herzustellen vermag; sie tragen sich nicht ab und sind leicht zu reinigen.
     
    Rinny und Colin dachten kaum je über die Ruinen nach – und wenn, dann nur als jene Orte, vor denen man sie von klein auf gewarnt hatte. Menschen waren in Löcher gefallen, von herabfallenden Dingen erschlagen worden. Bleibt weg aus den Ruinen. Man erzählte sich sogar Geschichten, daß die Trümmer nicht ganz tot wären. Colin und Rinny waren Heranwachsende, und folglich bevorzugten sie den antiken Betonpier eine Meile nördlich von Colins Zuhause, wenn sie ihre Angelschnüre ins Wasser halten wollten.
    An diesem Tag zog Regen auf.
    Die Knaben waren fünfzehn Jahre alt, ein Alter, in dem männliche Illyrer längst ihren Weg durchs Leben eingeschlagen hatten. Rinny hatte sich in der Büchsenmacherei seines Vaters als geschickter Handwerker etabliert. Colin arbeitete auf dem Bauernhof der Familie. Heute waren beide mit dem Auftrag unterwegs, ein paar Welse für das Abendessen zu fangen.
    Rinny beobachtete, wie sich der Sturm zusammenbraute. Wenn er losbrach, würden sie in Martins Lage r haus am Ende des Kais Schutz suchen. Martins Lagerhaus stammte aus der Zeit der Straßenbauer, aber es war noch immer intakt: ein verwittertes Steingebäude mit einem Schild, das stolz den Namen des Etablissements und die Geschäftszeiten verkündete. Von acht bis achtzehn Uhr. (Die Denkmalgesellschaft hielt das Schild für reisende Besucher sauber.) Colin schielte zum Himmel hinauf. »Besser, wenn bald einer anbeißt«, sagte er. »Oder wir müssen heute abend schon wieder Steckrüben essen.«
    Bis jetzt hatten sie nur einen einzigen Fisch gefangen. »Ich glaube, sie sind alle nach Süden gewandert«, sagte Rinny. Ein

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