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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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keine erhaltene Kopie des Yankees aus Connecticut.« Nur sechs Bücher aus der Ära der Straßenbauer hatten die Zeit überdauert: Die Odyssee, Schöne neue Welt, Die Brüder K a ramasow, die Gesammelten Kurzgeschichten von Washington Irving, Elliot Kleins Buch über Rätsel und Logik: Frag mich, sowie Goethes Faust. Außerdem besaß die Bibliothek große Teile aus dem Oxford Companion der Weltliteratur und verschiedene Stücke von Bernhard Shaw, sowie Fragmente und einzelne Kapitel von anderen Schriften. Von Mark Twain waren nur zwei Fragmente erhalten: die erste Hälfte von Die Fakten im Pr o zeß des großen Fleischvertrags sowie das sechzehnte Kapitel von Leben auf dem Mississippi, in dem beschrieben wird, wie man Dampfschiffe steuert, wobei die genaue Funktionsweise eines Dampfschiffs sich auch den klügsten Köpfen Illyriens immer wieder aufs neue entzog.
    Brandel Tess zuckte die Schultern. »Wenn Sie es sagen«, erwiderte er. »Ich dachte nur, es würde Sie vielleicht interessieren.«
     
    Die Tische und Bänke, die man für die Einäscherungszeremonie herbeigeschafft hatte, standen noch an Ort und Stelle. Silas band das Pferd an den dafür vorgesehenen Pfosten. Wo der Scheiterhaufen gebrannt hatte, war der Boden schwarz. Die Asche von Silas’ altem Freund hatte Flojian der Tradition entsprechend bei Sonnenaufgang in den Fluß gestreut.
    Silas klopfte an die Haustür. Toko öffnete. Der Diener war groß, dünn, weißhaarig und steinalt: die Würde in Person. »Ich erwarte Master Endine in Kürze, Master Glote«, sagte er. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten?« Er führte Silas in einen Nebensalon und servierte ihm ein Glas Wein.
    Brandel hatte sich geirrt, ganz bestimmt. Das stand einfach völlig außer Frage. Karik hätte sein Leben als außerordentlich erfolgreich betrachtet, wenn es ihm gelungen wäre, eine Kopie von Twains Yankee zu entdecken. Falls Karik eine besessen hätte, würde es die ganze Welt gewußt haben. Trotzdem verspürte Silas einen Drang, dem Grund für das Mißverständnis nachzugehen.
    Die Abenddämmerung war hereingebrochen. Vom Fenster aus sah er, wie auf der anderen Seite des Flusses die ersten Laternen angezündet wurden. Es war ein seltsam friedvoller Anblick, den Silas aus vollen Zügen genoß. Schließlich vernahm er das Geräusch eines sich nähernden Pferdes. Flojian ritt auf einer dunklen Stute in den Hof.
    Einige Minuten später öffnete Toko eine Tür, und Flojian betrat das Zimmer. In der einen Hand hielt er ein Glas Wein, in der anderen eine Kerze.
    »Schön, dich wiederzusehen, Silas«, sagte er und sank in einen Sessel. »Ich denke, die Feier gestern verlief gut. Danke für deine Hilfe.«
    »Keine Ursache. Wir werden ihn vermissen.« Genaugenommen würde niemand Karik vermissen, und sie wußten es beide. »Ich wollte mich nur überzeugen, daß es dir gut geht.«
    »Oh, danke. Alles in Ordnung«, sagte Flojian. Er versuchte ein Lächeln, doch in seinen Gesichtszügen lauerte Schmerz. »Mein Vater und ich standen uns nicht besonders nah. Ich trauere nicht so sehr dem Verlorenen nach als dem, was ich nie richtig hatte.« Er benutzte die Kerze, um die Lampen im Zimmer anzuzünden, und steckte sie anschließend in den Halter zurück. »Ich schätze, daran kann ich im Augenblick nicht viel ändern.«
    »Mir ist heute eine merkwürdige Geschichte vorgetragen worden«, begann Silas und neigte sich etwas zur Seite. »Einer meiner Schüler dachte, dein Vater hätte einen Mark Twain besessen.«
    Flojian nippte an seinem Wein. »Ich bin überrascht, daß du davon gehört hast«, sagte er. »Aber ja. Es stimmt.«
    Plötzlich herrschte eine frostige Atmosphäre im Raum. Silas starrte den jüngeren Mann an. Es dauerte einen Augenblick, bis er die Sprache wiederfand. »Seit wann hatte er das Werk?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das weißt du nicht!« Welche charakterlichen Mängel Flojian auch haben mochte – dumm war er gewiß nicht. »Wie kannst du das nicht wissen?«
    »Ganz einfach. Er hat es mir nicht gesagt. Er weigerte sich, darüber zu sprechen. Du weißt selbst, wie er war.«
    »Darf ich fragen, woher er es hatte?«
    »Auch das weiß ich nicht. Ich stellte meinem Vater diesbezügliche Fragen, und er sagte, es spiele keine Rolle. Mehr nicht. Hör zu, Silas, ich fand es selbst erst wenige Tage vor seinem Tod heraus. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, daß ein Buch von dieser Bedeutung in unserem Haus aufbewahrt wurde.«
    »Es handelt sich um den Yankee aus Connecticut,

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