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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Reichweite meiner Brieftasche.«
    »Ich mache Ihnen einen Sonderpreis.«
    Sie nannte einen Betrag, der tatsächlich mehr als entgegenkommend war. Die Klammern würden einen hübschen Kontrast zu der dunklen Jacke bilden, die Silas immer trug. »Einverstanden«, sagte er und lachte, als ihm bewußt wurde, daß er sie überrascht hatte. »Man sollte sich nie zum Sklaven irgendeiner Regel machen.«
    »Eine weise Entscheidung, Master Glote.«
    Er verschränkte die Arme, und sein Lächeln verschwand. »Chaka, eigentlich bin ich gekommen, weil ich mit Ihnen reden wollte.«
    »Bitte sehr«, sagte sie und bot ihm einen Platz an. Sie setzte sich ihm gegenüber. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe gehört, Karik Endine hat Ihnen etwas hinterlassen?«
    »Ja«, antwortete sie. Er war sehr direkt, dieser Silas Glote. »Ich war sehr überrascht. Ich habe ihn nur ein einziges Mal gesehen und mit ihm gesprochen, und das liegt Jahre zurück. Wirklich sehr eigenartig.«
    »Stimmt es, daß er Ihnen ein Buch vermacht hat?«
    »Ich vermute, Sie wissen sehr genau, was er mir vermacht hat, Master Glote.«
    »Bitte nennen Sie mich Silas. Dürfte ich das Buch vielleicht sehen?«
    Chaka war wütend wegen Flojians mangelnder Diskretion. Gleichzeitig wollte sie das Buch unbedingt jemandem zeigen, der seinen Wert zu schätzen wußte. »Selbstverständlich.« Sie verschloß die Werkstatt und führte Silas durch eine Verbindungstür ins Haus.
    Im Wohnzimmer brannte ein kleines Feuer. Sie ging an einem Sofa und einem langen Tisch vorbei, der mit Schmuckstücken und Edelsteinen übersät war. Rechts und links vom Fenster standen zwei gleiche Kommoden. Durch das Fenster blickte man auf eine mondbeschienene Hügelkette.
    Silas’ Blick fiel auf die Flinten, die über dem Kamin an der Wand hingen. »Wir sind eine Familie von Jägern«, sagte Chaka.
    Sie führte ihn zu einer der beiden kunstvoll gearbeiteten Kommoden und entzündete ein Wachsholz. In dem flackernden Licht wirkten Silas’ Gesichtszüge seltsam streng. Chaka öffnete den Kommodendeckel, und eine Reihe kleiner Fächer und eine Schublade kamen zum Vorschein. Sie zog die Schublade auf, und das Licht des Wachsholzes fiel auf ein Buch.
    Mark Twain. Silas atmete geräuschvoll.
    »Darf ich?« fragte er.
    »Selbstverständlich.«
    Behutsam, beinahe ehrfürchtig berührte er den Einband. Der Titel war in goldener Schreibschrift auf das weiche Leder geschrieben. Vorsichtig ging Silas mit dem Wachsholz näher an das Buch heran. Er öffnete es und schlug die erste Seite auf. Der Text war mit schwarzer Tinte geschrieben, die Buchstaben kunstvoll ausgemalt. Er studierte das eine Seite umfassende Vorwort. Zwei Absätze, gefolgt vom Namen des Schreibers. Verfaßt zu Hartford, am 21. Juli 1869.
    »Wie lange ist das her?«
    »Das weiß niemand.«
    »Wo lag Hartford?«
    »Wir denken, es war sein Geburtsort. Aber niemand weiß, wo Hartford lag.«
    Silas blätterte vorsichtig durch die Seiten. War es das, was es zu sein schien? Das war die nächste Frage, und sie war schwer zu beantworten, weil er nichts über die Herkunft des Buches wußte. Er blätterte weitere Seiten um, verweilte bei Kapitelüberschriften, nickte beim Anblick der präzisen Linien. Chaka sah, wie er die Lippen bewegte, sah, wie sich ein Lächeln auf sein Gesicht stahl, wie seine Augen zu leuchten anfingen. »Ja«, sagte er schließlich. »Es klingt echt.«
    Gut. »Silas, sind Sie der Meinung, es könnte tatsächlich Mark Twain sein?«
    Er blickte sie hart an. »Ich weiß, was ich will, das es ist. Es scheint ganz sein Stil zu sein, jedenfalls nach dem wenigen, was ich von ihm kenne.« Er atmete tief durch. »Haben Sie einen Grund, an seiner Echtheit zu zweifeln, Chaka?«
    »Warum hat Endine es geheimgehalten? Warum hat er keinem Menschen etwas davon erzählt?«
    Silas nahm das Buch mit zum Tisch und legte es in den Lichtschein der Lampe. Dann nahm er in einem Sessel Platz. Das brennende Öl duftete süß. »Ich weiß es nicht, Chaka.«
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn!«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Trotzdem denke ich, es ist genau das, wonach es aussieht.« Er blätterte weitere Seiten um, nickte vor sich hin und lächelte, bis er sich kaum noch im Zaum halten konnte. »O ja«, sagte er und begann, ihr aus dem Buch vorzulesen. Hin und wieder unterbrach er sich, weil er kichern mußte.
    »Man hat mir geraten, es zu verkaufen«, sagte sie und durchbrach damit die Stimmung.
    Er blickte auf. In seinem Gesicht stand plötzlich

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