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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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der großen Jagd«, sagte sie. »Ich kann kaum glauben, daß wir wirklich am Ziel angekommen sind.«
    Mondlicht glitzerte durch die Baumwipfel. Es ließ ihr Haar in einer silbernen Aura glänzen, doch ihre Augen blieben im Schatten. Sie war unendlich schön, eine Waldgöttin, die zu den Menschen gekommen war. Quait fühlte sich wie ein verliebter Jüngling. »Ich möchte dir einen Vorschlag machen«, sagte er. Seine Stimme klang aufgeregt und schrill. Er hatte sich den ganzen Abend zurechtgelegt, was er ihr sagen würde, welche Worte er benutzen, wo er Pausen einlegen, und wo Spannung aufkommen würde. Und jetzt war alles weg. »Es gibt eine Tradition«, fing er an. »Wußtest du, daß ein Schiffskapitän Ehen schließen kann?« Er spürte, wie sie sich versteifte, dann sank sie in seine Arme. »Ich habe mit Orin gesprochen. Er ist bereit, das für uns zu tun. Und ich glaube, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt dafür.«
    »Weil wir morgen am Ziel ankommen?«
    »Weil wir heute nacht hier sind. Weil ich dich liebe.« Weil sechs Menschen in diesen Tunnels gestorben sind und niemand weiß warum. Oder wie.
    »Ja«, sagte sie einfach.
    Er hatte nicht mit einer so raschen Antwort gerechnet. Er hatte sich zahlreiche Argumente zurechtgelegt, zum Beispiel, daß sie sich immer an diese Nacht und den kommenden Tag erinnern würden, Haven und ihre Hochzeit, unentwirrbar miteinander verbunden bis ans Ende ihrer Tage. Und daß die Heimreise, ganz gleich, wie die Dinge sich wendeten, schwierig und gefährlich werden würde. (Natürlich war ihm kein Argument eingefallen, warum ihre Hochzeit die Reise weniger gefährlich oder schwierig machen würde – aber so sicher wie die Hölle erträglicher.) Daß es keinen Sinn machte, noch länger zu warten. Daß sie genug miteinander erlebt hätten. Und daß sie jenseits allen Zweifels wußten, daß sie zueinander gehörten. Und nachdem diese Entscheidung gefallen war, bestand schließlich kein Grund mehr, die Dinge unendlich aufzuschieben.
    Sie küßte ihn und schmiegte sich an ihn. »Ja«, sagte sie.
     
    Orin Claver war kein gläubiger Mensch. Trotzdem überraschte er die Illyrer damit, daß er keinen Augenblick lang zögerte, die Göttin als Beschützerin der Erde mit einzubeziehen und anzurufen.
    »Wir haben uns auf diesem Hügel versammelt«, begann er mit dem uralten Ritual, »um diesen Mann und diese Frau dem heiligen Bund der Ehe zu überantworten.« Das Feuer knisterte, und der Wind raschelte in den Bäumen. Da niemand von den Angehörigen da war, um die Braut dem Bräutigam zu übergeben, erklärte sich Flojian einverstanden, stellvertretend für Chakas Eltern zu handeln.
    Clavers weißer Schal diente Chaka als Schleier, ansonsten trug sie ihre Lederkleidung. Quait fand in seinem Gepäck ein Halstuch, das seiner eigenen Staffage einen Hauch von Förmlichkeit verlieh.
    Die illyrische Zeremonie erforderte zwei Trauzeugen, einen für die irdische und einen für die göttliche Ordnung. Folglich mußte Flojian eine Doppelrolle spielen. Er stand zusammen mit der unsichtbaren Shanta da, während seine beiden Gefährten sich Liebe, gegenseitiges Vertrauen und Glück versprachen. Als sie geendet hatten, tauschten sie Ringe, die Chaka aus Ranken geflochten und mit Steinen verziert hatte. Claver fragte, ob jemand Einwände gegen den Bund der beiden hätte, und falls ja, daß er vortreten oder auf immer schweigen solle.
    Sie sahen sich um, blickten in die Dunkelheit der Wälder ringsum, und Chakas Augen leuchteten. »Niemand hat Einwände erhoben«, schloß Claver. »Dann übe ich hiermit die Autorität aus, die allen Kapitänen seit unendlichen Zeiten innewohnt, und erkläre euch zu Mann und Frau. Quait, du darfst die Braut küssen.«
    Flojian fühlte, daß die Göttin Shanta im Verschwinden begriffen war. Hastig nutzte er die Gelegenheit ihrer Nähe, um sie zu bitten, daß sie sich ihrer getreuen Dienerin Avila erinnern möge.
     
    … Eine senkrechte Wand, zweihundert Fuß hoch direkt aus dem Wasser. Oben sahen wir dichten Wald … Auf der Nordseite der Klippe mündete ein kleiner Fluß, und ein Kiesstrand …
    Sie studierten ihre Karte noch einmal. Sie verglichen die Biegung im Meeresarm und die sattelförmige Felsformation, die Knobby beschrieben hatte.
    »Ich würde sagen, das ist es«, meinte Claver.
    Sie verglichen die Wand mit Arins Skizze. »Er wird dort hinten irgendwo gestanden haben«, schlug Chaka vor. Vielleicht eine Viertelmeile weiter, unten am Strand.
    Sie standen abseits auf

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