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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ihrer langen Reise unmittelbar vor ihnen lag. Aber höchstwahrscheinlich war es einfach Chakas Nähe. Unten am Boden hatte sie immer besonnen Distanz zu ihm gehalten. Hier oben war das nicht möglich. Sie lag in Reichweite, und er hörte ihren leisen Atem.
    Nach einer Weile seufzte er, stand auf und gesellte sich zu Claver, der am Ruder wachte (oder wie auch immer das bei einem Luftfahrzeug heißen mochte). Der Himmel stand in Rammen, die Sonne war kurz vor dem Aufgehen, und sie flogen parallel zu einer felsigen Küste.
    Claver absolvierte Kniebeugen. »Kann ich nur empfehlen«, sagte er. »Es hält einen warm und beweglich.«
    »Wie kommen wir voran?« fragte Quait.
    »Ganz gut bis jetzt.« Ein Unterton von Selbstzufriedenheit lag in seiner Stimme. »Der Wind möchte uns auf das Meer hinaus treiben.«
    »Das darf nicht geschehen.«
    »Keine Sorge.« Claver straffte die Schultern und spannte die Arme wie ein Boxer. »Allerdings verbrauchen wir jede Menge Gas und Ballast.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Wenn das so weiter geht, dann wird es bald zu einem«, antwortete Claver.
    Quait lehnte sich zurück und beobachtete den Sonnenaufgang. Claver reichte ihm ein paar Walnüsse und Wasser. »Kein besonders reichhaltiges Frühstück«, gestand er, »aber mit ein wenig Glück landen wir schon in den nächsten Stunden.«
    »Ich war früher schon einmal am Meer«, erzählte Quait. »An der Mündung des Mississippi.«
    »In welcher Richtung liegt die?«
    »Unten im Süden.«
    Claver dachte nach. »Ich frage mich, ob es das gleiche Meer ist? Wenn ja, könnten Sie über das Wasser nach Hause fahren.«
    Quait lachte. »Alles wäre besser als die Reise durch die Wildnis.« Er starrte in Richtung der aufgehenden Sonne und betrachtete den runden Horizont. Was mochte dahinter warten? »Können Sie mit diesem Ding bis nach Chicago fliegen?« fragte er.
    »Wenn ich genügend Wasserstoff hätte und der Wind richtig steht, ja. Aber ich glaube nicht, daß ich Lust auf einen Versuch hätte.«
    Der Ballon begann abzutreiben, und Claver mußte ihn höher steigen und dann wieder ein Stück sinken lassen, um das Gefährt in die richtige Richtung zu dirigieren. Quait registrierte mit schwacher Genugtuung, daß nicht einmal Claver stets auf Anhieb die richtige Strömung fand. Aber die Sandsäcke wurden rasch leerer.
    Sie schwebten an einer zerklüfteten Küstenlinie entlang nach Norden, unter ihnen eine endlose Reihe von Klippen, Riffs, Buchten und vorgelagerten Inseln. Sie erspähten Rehe, Wildpferde und gelegentlich Hinweise auf menschliche Besiedlung. Vereinzelte gepflügte Felder, Obstgärten, ein Haus auf einer Klippe über einer Hafenbucht, aus dessen Schornstein grauer Rauch quoll. Später entdeckten sie ein kleines Boot, das Fischnetze ausbrachte. Aber das waren Ausnahmen. Die meiste Zeit über sahen sie nichts als Wildnis.
    Die Sonne näherte sich der Mittagslinie. Der erste Hinweis auf die Bai, von der Knobby gesprochen hatte, würde Land im Osten sein. Allerdings ragten überall Inseln aus dem Wasser, und so gab es einige Male falschen Alarm. Am Nachmittag drehte der Wind erneut. Claver warf weiteren Ballast über Bord. Der Ballon trieb erst in die eine Richtung ab, dann in die andere, bevor er wieder auf den richtigen Kurs schwenkte.
    »Das war’s«, verkündete Claver. »Wir haben nicht mehr genug Ballast übrig, um etwas anderes als eine Landung zu bewerkstelligen. Ihre Bai täte gut daran, bald in Sicht zu kommen.«
    Im Verlauf der nächsten Stunde kam im Osten ein Streifen Land in Sicht. Doch eingedenk der vielen Inseln beobachteten sie hoffnungsvoll und skeptisch zugleich, wie er größer wurde. Der Streifen Land wuchs zu einer Küste heran, und das offene Meer war plötzlich verschwunden. Berge waren zu sehen. Als sie näher kamen, entdeckten sie Straßenbauerruinen und eine Küstenstraße, die mit Hojjies gepflastert war.
    »Das muß es sein«, sagte Chaka.
    Sie fuhren in einer Höhe von vielleicht zwei Meilen über die Bai. Es herrschte Ebbe, und sie waren erfreut zu sehen, daß an einigen Stellen tatsächlich weite Schlammflächen frei lagen. Ein Schiffsführer, der nicht auf der Hut war, konnte sich ganz leicht auf dem Trocknen wiederfinden.
    Einige Minuten später teilte sich die Bai in zwei Arme. »Nehmen Sie Kurs auf den rechten«, sagte Flojian. Er konnte seine Aufregung kaum zügeln.
    Das Wasser glitzerte im Sonnenlicht. Steilhänge und grüne Hügel säumten die Ufer. An einigen Stellen rollten lange Wellen auf weiße

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