Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
aus dem Ruder.«
    Sie entdeckten eine unbefestigte Straße. Der Ballon folgte ihrem Verlauf nach Nordosten.
    »Wie hoch sind wir?« erkundigte sich Chaka.
    Claver saugte an seiner Unterlippe. »Schätzungsweise eineinhalb Meilen.«
    Die Straße führte zu einem Fluß und über eine Bohlenbrücke. Ein Palisadenzaun bewachte das diesseitige Ufer. »Die Grenze«, erklärte Claver. Hinter dem Fluß erstreckte sich eine dicht bewaldete Hügellandschaft bis zum Horizont. »Eines Tages werden wir das gleiche Problem haben«, sagte Claver.
    »Eine Seuche?« fragte Flojian.
    »Bevölkerung. Wenn wir in dreißig, vierzig Jahren über diese Gegend fliegen, wird alles längst Ackerland sein.«
     
    Bei Sonnenuntergang überquerten sie eine der merkwürdigen alten Doppelstraßen. Sie kam schnurgerade und breit von Norden daher, und aus dieser Höhe sah sie vollkommen intakt aus. Ein Stück voraus ragten die weißen Gipfel eines Gebirgsrückens auf.
    Es wurde zunehmend kälter. Sie teilten die Decken aus und zogen sie über ihre Schultern. »Wenn wir tiefer gehen, wird es vielleicht wärmer«, schlug Flojian vor.
    »Vielleicht«, erwiderte Claver. »Vielleicht kommen wir aber auch in Luftströmungen, die uns in die falsche Richtung treiben. Wir führen nicht genügend Wasserstoff und Ballast mit, um ständig zu steigen und zu sinken.«
    Sie aßen und beobachteten, wie der Gebirgsrücken näher kam. Das Land unter ihnen stieg immer weiter an. Schneefelder und nackter Fels und vereinzelte Krüppelkiefern lösten den Wald ab, und sie flogen so tief, daß sie die Nadelhölzer riechen konnten. Dann waren sie über das Gebirge hinweg, und das Land sank wieder. Die Sonne ging unter, und unter ihnen war nichts mehr außer tiefer Dunkelheit.
    Schließlich ging der Vollmond auf. »Mit ein wenig Glück sind wir schon über dem Ozean, wenn der Morgen dämmert«, sagte Claver.
    Sie stimmten die Reihenfolge der Nachtwache ab.
    Claver erklärte, daß der helle nördliche Stern fünfundvierzig Grad steuerbords ihrer Flugrichtung bleiben müsse. »Selbstverständlich können wir diese Richtung nicht annähernd exakt einhalten«, sagte er. »Aber wenn wir zu weit vom Kurs abkommen, sagen wir, dreißig Grad oder mehr für einen Zeitraum von mehr als ein paar Minuten, dann wecken Sie mich bitte.«
    Sie erledigten ihre menschlichen Bedürfnisse hinter einer Decke, die sie sich gegenseitig vorhielten. Der Eimer hing unter der Gondel und wurde an Bord gehievt, wenn Bedarf entstand. Hinterher wurde er einfach in die Tiefe entleert. Flojian und Claver amüsierten sich über die Risiken, die sich daraus für Reisende am Boden ergeben konnten.
    Quait übernahm die erste Wache. Chaka blieb eine Weile dicht an ihn gedrängt stehen, und dankbar genoß er ihre Wärme. Dann schlüpfte sie unter eine Decke, und bald darauf hatte sie das sanfte Schaukeln der Gondel in den Schlaf gewiegt.
    Quait hielt sich an die Methode, die Claver zuvor erklärt hatte. Er suchte sich eine markante Stelle in der Landschaft aus, einen Hügel, eine vereinzelte Baumgruppe, eine Flußbiegung, hin und wieder auch einen höheren Berg, was auch immer in einer Richtung von fünfundvierzig Grad rechts von dem hellen nördlichen Stern am Boden auftauchte, und beobachtete, wie der Orientierungspunkt langsam näher rückte. Solange das mehr oder weniger funktionierte, war er zufrieden. Doch einmal wanderte eine gewaltige Straßenkreuzung, die er seit einiger Zeit beobachtet hatte, zu weit nach Steuerbord. Woraus folgte, daß der Ballon fast genau nach Norden trieb. Quait weckte den Piloten.
    Claver war gutgelaunt, obwohl er aus dem Schlaf gerissen worden war. Offensichtlich genoß er die Tatsache, daß sie ihn brauchten, um auf Kurs zu bleiben. Er faßte die gelbe Leine und zog daran, bis der Ballon langsam tiefer sank. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie er dabei vorging, war das gar nichts Außergewöhnliches. In wenigen Minuten hatte er den Ballon wieder auf Kurs gebracht und bat auf seine herablassende Art und Weise darum, geweckt zu werden, falls es weitere Schwierigkeiten geben sollte.
    Quait wußte zwar, wie man den Ballon steigen und sinken ließ, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, wie man die günstigsten Luftströmungen fand. »Ich weiß auch nicht, wie ich es erklären soll«, sagte Claver. »Ich schätze, es ist einfach Erfahrungssache.«
     
    Lange fand Quait keinen Schlaf. Vielleicht lag es an der Kälte oder am salzigen Geruch in der Luft. Oder daran, daß das Ziel

Weitere Kostenlose Bücher