Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
zurück. Außer Karik.«
    Quait zuckte die Schultern. »Vielleicht hätten Sie den entscheidenden Unterschied gemacht.« Er beugte sich vor. »Silas, ich weiß, daß Sie Ihren Ruf aufs Spiel setzen, wenn Sie sich der Expedition anschließen. Ich weiß, daß die Erfolgsaussichten nicht besonders gut stehen. Aber ich denke, daß Sie Ihre Entscheidung von dem abhängig machen, was ein anderer von Ihnen halten mag … das klingt überhaupt nicht nach Ihnen, Silas.«
    »Selbstverständlich tut es das«, widersprach Silas. »Ich habe mich immer um die öffentliche Meinung gekümmert. Mir bleibt gar keine andere Wahl. Mein Lebensunterhalt hängt davon ab.«
    »Unter diesen Umständen … vielleicht haben Sie recht«, sagte Quait. »Vielleicht sind Sie nicht der Richtige, um Haven zu finden, falls es dort draußen wartet. Aber wie auch immer, meiner Meinung nach stellen Sie sich die falsche Frage. Mich würde vielmehr interessieren, was geschieht, wenn Shannon recht behält? Wenn die Fährte tatsächlich erhalten ist? Und wenn Haven tatsächlich am Ende des Weges wartet?«
    »Das sind sehr viele Wenns .«
    »Ich weiß. Ich denke, wir sind uns über die Erfolgsaussichten bereits im klaren. Aber jeder kann Dinge vollbringen, wenn die Chancen gut stehen oder wenn es kein Risiko gibt …«
    Silas liebte Bernard Shaw. Er verbrachte den Abend in der Senatsbibliothek und blätterte durch Mrs. Warrens Pr o fession, doch seine Unterhaltung mit Quait ging ihm nicht aus dem Sinn. Außer Mrs. Warrens Profession besaßen die Illyrer noch Mensch und Übermensch, Major Barbara und Zu schön, um wahr zu sein. Dazu ein Fragment von Die heilige Johanna.
     
    »Ich hole mir den Preis, Silas«, hatte Karik gesagt. »Es ist alles dort draußen. Shakespeare und Dante und die Geschichte der Straßenbauer. Und ihre Mathematik, ihre Wissenschaft. All das wartet auf uns, Silas. Aber wir brauchen dich.«
     
    Silas hatte das Angebot ausgeschlagen und sich von seinem Freund abgewandt. Es war Unsinn. Er hatte sich so sorgfältig davon überzeugt, daß er jetzt den Verdacht hegte, insgeheim zu wünschen, daß es Unsinn sei. War es möglich, daß sich ein Mann so verzweifelt an seine alten Überzeugungen und Ängste klammerte?
    Und jetzt war alles wieder da.
    Ein Preis, der so hoch war, daß kein Risiko der Welt zu groß erschien. Doch diesmal würde es keinen Karik Endine geben, der sich in die Wildnis stürzte. Nur eine junge Frau, deren Begeisterung ihren klaren Verstand trübt, und Silas’ vernarrten ehemaligen Lieblingsstudenten.
    Gedankenverloren blätterte er durch die Seiten von Mrs. Warrens Profession. Er starrte auf das Papier, ohne wirklich zu lesen. Plötzlich sprang ihm eine Zeile ins Auge. Es war Vivies Kommentar gegenüber Mrs. Warren am Ende des vierten Aktes: Wäre ich du, Mutter, hätte ich vielleicht wie du gehandelt; aber ich hätte bestimmt nicht ein Leben gelebt und an ein anderes geglaubt.
    Nach einer Weile legte Silas das Buch zur Seite.
    Er spazierte langsam nach Hause, die gewundene Straße hinauf, vorbei an kerzenlichterhellten Häusern, der Bäckerei und Capes Apotheke.
    Morgen würde er Chaka eine Nachricht zukommen lassen, und dann würde er den Rat bitten, die Expedition zu finanzieren.
     
    Nachdem offiziell war, daß eine zweite Expedition zusammengestellt wurde, sah sich Silas mit einem Mal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Enge Freunde rieten ihm von seinem Vorhaben ab, andere, nicht so nahstehende, unterzogen sich gar nicht erst der Mühe, ihre Belustigung zu verbergen. Und doch verspürten alle seine Kollegen, ohne Unterschied ihrer Ansichten, das Bedürfnis, öffentlich zu erklären, warum sie außerstande waren, sich Silas’ Jagd anzuschließen. Schließlich hätten sie die Gelehrten, ihr Leben wohl eher der Verfolgung von Weisheit und Wissen gewidmet. Und, wie ein Mathematiker es ausdrückte: Wann immer der Wunsch nach Wissen verlangte, mit der Expedition zu gehen, befahl die Weisheit zu bleiben.
    Silas verkündete dagegen seine Absicht, die Mission zu begleiten, und stellte sich Chaka zur Verfügung. Er trat dafür ein, so bald wie möglich aufzubrechen. Die erste Expedition sei mehr als sechs Monate unterwegs gewesen, argumentierte er. »Wir wissen, daß wir nach Norden müssen, und wir wollen zurück sein, bevor der Winter einbricht.« Sie vereinbarten den 16. Februar als Tag des Aufbruchs.
    Silas benutzte seine politischen Verbindungen, damit Quait die Expedition als militärische Eskorte begleiten durfte und

Weitere Kostenlose Bücher