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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Avilas Leben in Illyrien würde in Zukunft das einer Ausgestoßenen sein.
    Flojian hatte einen reichlichen Vorrat an Goldmünzen in seinen Satteltaschen versteckt. Die Vorstellung, mit soviel Geld in den Taschen zu reisen, gefiel ihm zwar nicht im mindesten. Doch wußte er, daß Gold alle möglichen Türen öffnen konnte, und er vermutete, daß sie es bereits brauchen würden, noch bevor sie das Ziel ihrer Reise erreicht haben würden.
    Chaka rechnete halb damit, daß Raney buchstäblich in letzter Minute auftauchen würde. Während ihre Begleiter die letzten Kleinigkeiten verstauten, die Packtiere beluden, Checklisten durchgingen und sicherstellten, daß sie alles dabei hatten, um die Pferde unterwegs neu zu beschlagen, blickte sie sich immer wieder suchend um, in der Hoffnung, Raney zu entdecken, wie er auf seinem großen Fuchshengst herbeigeritten kam.
    Unterdessen waren mehrere Dutzend Sympathisanten eingetroffen und schüttelten allen die Hände. Die Gesellschaft saß schließlich auf, winkte ein letztes Mal und ritt im strahlenden Licht der Morgensonne über das Grundstück der Villa davon.
    Sie erreichten die Flußstraße und wandten sich nach Norden.
    Es wäre eine glatte Übertreibung gewesen zu behaupten, daß Menschenmassen die Straße säumten. Aber es hatten sich hier und da einzelne Bürger und kleine Gruppen eingefunden, die ihnen winkten und hinterhersahen.
    Doch nirgendwo tauchte ein Fuchshengst auf.

Kapitel 8
     
     
    Die Flußstraße verlief am Mississippi entlang etwa zehn Tagesmärsche weit bis nach Argon, dem nördlichsten Außenposten der Liga. Die Straße war bei jedem Wetter passierbar, weite Teile waren gekiest, und das Wasser floß gut ab. Sie führte durch ausgedehnte Wälder mit Silberahorn, Bitterem Hickory, Pekanußbäumen und Zypressen, an Bauernhöfen und Gestüten vorbei, um Ruinenfelder herum und über grasbewachsene Ebenen, durch Sümpfe und über Flüsse. Sie führte an historischen Stätten vorbei: Pandars Lichtung, wo der illyrische Held das Glück im Krieg gegen die Argoniten zu seinen Gunsten gewendet hatte, ein restauriertes Baranji-Fort aus den Tagen, als der Mississippi noch die Westgrenze des Imperiums markiert hatte, eine Straßenbauer-Statue in militärischer Uniform, welcher der rechte Arm fehlte und die die Inschrift trug:
     
    ER STAND WIE EINE WAND AUS STEIN.
     
    Chaka war froh, als sie die Sympathisanten endlich hinter sich gelassen hatten und von der Stille der Wälder umgeben waren. Sie war bereits mehrmals in Argon gewesen, zuletzt vor fast sechs Jahren bei einer Jagdexpedition mit ihrer Familie. Diese früheren Reisen waren ihr stets wie Expeditionen zum Ende der Welt vorgekommen.
    Kaum vorstellbar, daß die hoch im Norden gelegene Stadt nur wenig mehr als den Anfangspunkt ihrer jetzigen Expedition bilden sollte.
    Chaka ärgerte sich ein wenig über sich selbst, weil sie zugestimmt hatte, Flojian in die Gruppe aufzunehmen. Der kleine dicke Mann ritt auf seine pedantische, wichtigtuerische Art vorne neben Silas, und es irritierte sie, daß die beiden sich offensichtlich so viel zu erzählen hatten. Sie hatte Quait prophezeit, daß ein paar Nächte unterwegs reichen würden, um Flojian eines Besseren zu belehren und ihn umkehren zu lassen.
    Silas schwankte auf einem Pferd daher, das viel zu groß für ihn war. Er hatte sich eigens für die Expedition ein neues Reittier vom Imperium ausgeliehen. Sein eigenes Tier war zu alt für die Belastungen, die auf sie warteten. Der Gelehrte sah aus, als fühlte er sich unbehaglich und als wäre ihm kalt, doch er hielt sich verbissen im Sattel und bemühte sich, den Anschein eines Mannes zu erwecken, der in der Wildnis zu Hause ist. Hin und wieder erhob er sich sogar in seinem Sattel, um einen besseren Ausblick auf den Fluß, einen vereinzelten Eukalyptusbaum oder was auch immer seine besondere Aufmerksamkeit erhaschte zu erhalten.
    »Er wird sich daran gewöhnen«, sagte Quait. »Er braucht ein wenig Zeit.«
    Sie war Quait dankbar, nicht nur, weil er es gewesen war, der letztendlich den Anstoß zu dieser Expedition gegeben hatte, sondern auch, weil er sie offensichtlich zu mögen schien und sie genau das im Augenblick brauchte. Raneys Verrat hatte sie stärker getroffen, als sie sich selbst einzugestehen bereit war. Den ganzen ersten Tag lang erwartete sie zu hören, wie Raney hinter ihnen herangaloppierte. In Gedanken spielte sie die Szene immer und immer wieder durch: Raney zaghaft und um Entschuldigung bittend in dem

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