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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die Schultern. »Du kannst nichts dafür.« Vom Fluß her erhob sich ein kalter Wind.
    Sie brachten Piper zum Stall.
    »Was haben sie gesagt?«
    Chaka erzählte es ihm. Raney nickte hin und wieder und nahm den Sattel von der Decke. »Um ehrlich zu sein«, sagte er schließlich, »fand ich die Geschichte auch ein wenig dünn.«
    Sein Gesichtsausdruck war in der Dunkelheit schwer zu deuten. Die Luft roch nach Pferden und Gerste und altem Holz.
    »Natürlich ist sie dünn«, fauchte sie. »Meinst du, das wüßte ich nicht selbst? Sie ist nichts weiter als ein Faden. Aber dieser Faden ist wahrscheinlich alles, was wir je haben werden. Aber vielleicht ist er auch alles, was wir zum Erfolg brauchen.«
    Raney stellte Piper Wasser hin. »Laß uns nach drinnen gehen«, sagte er.
    Sie stapften schweigend über den harten Boden. Es war mit einem Mal, als wäre eine Mauer zwischen ihnen. Raney trug keine Jacke und hätte eigentlich frieren müssen. Er ließ sich trotzdem Zeit, und er hatte die Hände in die Gesäßtaschen geschoben.
    Nachdem sie im Haus angekommen waren, füllte er den Teekessel, hängte ihn über die Stange und schwenkte sie über das Feuer. Dann schob er ein weiteres Scheit nach.
    »Dolian bemüht sich immer noch darum, daß sie seinen Neffen als Hörer zulassen«, sagte er schließlich in dem Versuch, ein neues Thema anzuschneiden. Er redete eine Weile, und Chaka hörte nur halb hin. Das Wasser kochte, er bereitete den Tee und servierte ihn in zwei großen dampfenden Bechern. »Aus Argon importiert«, sagte er stolz. Er setzte sich zu ihr. »Ich bin froh, daß du zu mir gekommen bist.«
    Chaka beschloß, ihren Tee erst abkühlen zu lassen. »Ich denke, Shannon ändert seine Meinung vielleicht noch«, sagte sie.
    Raney runzelte die Stirn. »Seine Meinung ändern? Warum? Worüber?«
    »Sobald wir bereit sind zu gehen, wird er mit uns kommen.«
    Sie hörte seinen Atem. »Chaka, wenn schon Silas nicht glaubt, daß es der Mühe wert ist, dann ist es das auch nicht.« Er blickte sie beiläufig an, als wäre dieser Punkt so offensichtlich, daß sich keinerlei Diskussion darüber ergeben könne.
    »Mir ist egal, was Silas davon hält«, beharrte sie mit rauher Stimme. »Ich will wissen, was mit meinem Bruder geschehen ist.«
    Sie lauschte seinem Seufzen. Er kostete seinen Tee. »Der Tee ist sehr gut, findest du nicht?«
    »Raney«, sagte sie, »ich werde diese Expedition durchführen.«
    »Ich wünschte, du würdest es nicht tun.« Er sprach leise, in genau dem Tonfall, den er immer benutzte, wenn er sich um ein respekteinflößendes Auftreten bemühte. Aber seine Augen waren rund und groß und blickten sie verunsichert und sorgenvoll an.
    »Du hast deine Meinung nicht geändert, nicht wahr? Du willst nicht mitkommen?«
    »Chaka, ich habe nie gesagt, daß ich mit dir kommen würde. Ich sagte, ich würde mitkommen, wenn halbwegs vernünftige Aussichten auf Erfolg bestehen.«
    Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. »Das ist nicht das, woran ich mich erinnere.«
    »Sieh mal«, sagte er. »Wir können nicht einfach in die Wildnis rennen. Wir würden vielleicht niemals zurückfinden.« Er schüttelte langsam den Kopf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich steif und kalt an, wie die Hand eines Fremden. »Wir haben doch ein gutes Leben hier.« Seine Stimme wurde weich. »Chaka, ich würde dich gern zur Frau haben …« Sein Atem ging jetzt unregelmäßig und gehetzt. »Wir haben doch alles, was wir brauchen, um glücklich zu werden.«
    Tränen schossen ihr in die Augen, und das machte sie nur noch wütender. Sie wußte genau, wie das gute Leben mit ihm aussehen würde: Eine Familie gründen, die Jahre irgendwie hinter sich bringen und nie wieder allein sein.
    Seine Lippen berührten die ihren, und lange Zeit klammerten sie sich aneinander wie Ertrinkende. Sein Herz klopfte gegen das ihre, und seine Hand strich über ihre Wange. Sie reagierte mit einem langen, feuchten Kuß, und dann stieß sie ihn abrupt von sich. »Du wirst mich nie verlieren, Raney, es sei denn, du willst mich nicht mehr. Aber ich werde diese Expedition durchführen.«
    Jetzt sah er schon wieder wie ein gekränkter Welpe aus. »Chaka, wie um alles in der Welt soll ich denn sechs Monate frei nehmen?«
    »Darüber hast du früher nicht ein einziges Wort verloren.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß es so weit kommen würde. Wenn ich den Laden verlasse, werden sie mich ganz schnell durch jemand anderen ersetzen. Ich habe

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