Die ewige Straße
Haar Quait auf der Stelle verriet, wer sie war. »Silas hat mir viel von Ihnen erzählt«, sagte er.
Chaka nickte freundlich. »Und Sie sind …?«
»Quait Esterhok.« Er zog einen Stuhl heran und setzte sich zu ihr. »Kapitel Vier beschreibt die seltsame Sprache, die in der Gegend von Camelot benutzt wurde.«
Sie lächelte. »Hatten Sie Gelegenheit, etwas davon zu lesen?«
»Hier und da ein paar Sätze und Bruchstücke«, erwiderte Quait. »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.«
Sie nickte. »Ja. Mark Twain schreibt sehr beeindruckend. Und in der Zeit zurückzureisen! Was für eine verrückte Idee!«
Der Gelehrte, ein verkniffen dreinblickender Mensch mit strohblondem Haar, sah offensichtlich verärgert von seiner Arbeit auf. »Würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen …?« fragte er.
»Verzeihung«, antwortete Chaka. Auf dem Arbeitstisch stand ein Stundenglas, und der Sand war beinahe durchgerieselt. »Ich muß jetzt sowieso wieder gehen«, sagte sie.
»Schon gut«, beschwichtigte Quait. »Ich werde still sein.«
»Nein, ich bin schon viel zu lange hier.« Sie blieb noch einen Augenblick, um zu Ende zu lesen, was sie angefangen hatte, dann blickte sie Quait an. Ihre Augen waren blau und lebendig, und sie nahmen ihn auf der Stelle gefangen. »Silas meint, in spätestens einer Woche würden die ersten Kopien fertig sein.«
»Wunderbar.« Quait suchte verzweifelt nach Worten, um die Unterhaltung zu verlängern, doch sein Verstand war wie betäubt.
»Schön, Sie kennengelernt zu haben, Quait.« Sie lächelte ihn an, erhob sich und ging. Er sah ihr hinterher, wie sie zum Pult ging, ihren Namen austrug und die Bibliothek verließ.
»Sie haben mir etwas verheimlicht, Silas.«
»Und was Bitteschön soll das sein?« erkundigte sich dieser. Sie hatten sich im Lost Cause zum Abendessen getroffen.
»Ich habe heute Chaka Milana kennengelernt.« Quait verdrehte die Augen. »Sie ist wunderschön!«
Silas schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß Chaka im Augenblick gut auf mich zu sprechen ist.«
»Warum denn das?«
Der Kellner brachte Wein und füllte ihre Gläser. »Ich nahm ihren Fährtensucher und seinen Bericht nicht besonders ernst.«
»Oh.« Quait runzelte die Stirn. »Nach dem, was Sie mir berichteten, hatte ich eher den Eindruck, daß die Beweise zu dünn waren.«
Silas blickte unbehaglich drein. »Nicht ganz«, gestand er. »Ich schätze, das war meine Schlußfolgerung. Chaka ist entschlossen, dieser Geschichte nachzugehen. Es ist alles ganz genau so wie vor zehn Jahren. Sie ist besessen. Sie benimmt sich, als ginge es um nichts weiter als einen mehrtägigen Spaziergang durch die Wälder. Und sie hat mit Leuten im Imperium und anderswo gesprochen. Sie will eine Expedition zusammenstellen.«
»Hat sie Erfolg?«
»Ich hoffe nicht. Sieh mal, Quait, niemand wünscht sich mehr als ich, diesen Ort zu finden. Chakas Waldläufer entdeckte ein paar Markierungen an Bäumen, aber sie können alles Mögliche bedeuten. Ich sage dir, was geschehen wird: Chaka wird eine Expedition zusammenstellen, sie werden ein paar Meilen über die Grenzen der Liga hinaus vordringen, und dann finden sie keine Markierungen mehr. Sie werden umkehren, und jeder Teilnehmer der Expedition, der einen Ruf zu verlieren hat, wird ihn mit Sicherheit verlieren. Ich kann mir nicht leisten, mich in diese Sache verstricken zu lassen.«
»Ich habe doch gar nichts gesagt«, erwiderte Quait.
»Nun, du hast mich jedenfalls angesehen, als würdest du meinen Entschluß mißbilligen. Selbst dieser Wie-heißt-er-noch-gleich … dieser Shannon mußte eingestehen, daß er keine Garantien geben konnte.«
»Shannon?«
»Der Waldläufer.«
Quait nickte. »Sie werden bei einem Unternehmen wie diesem niemals eine Garantie bekommen, Silas. Nie im Leben. Das wissen Sie genausogut wie ich.«
»Ja, das weiß ich.« Auf dem Tisch brannte eine Kerze in einer Glaskugel. Silas starrte in die Flamme. »Ich habe auch gar keine Garantie verlangt, Quait. Das weißt du sehr genau.«
Quait kostete seinen Wein, leckte sich die Lippen und stellte das Glas wieder ab. »Silas, darf ich frei zu Ihnen sprechen?«
»Selbstverständlich, mein Junge.«
»Was macht Ihnen Angst? Was hält Sie davon ab, nach der einen Sache in diesem Leben zu suchen, die Ihnen wirklich etwas bedeutet? Vor neun Jahren sind Sie zurückgeschreckt, und jetzt das gleiche wieder.«
»Und ich hatte recht damals, oder?«
»Ich weiß es nicht. Stimmt das?«
»Niemand kehrte
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