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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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welcher Art von Informationen ihr Ausschau haltet.«
    Chaka seufzte.
    »Genausowenig wie wir«, sagte sie. »Wenn doch nur Silas da wäre.«
     
    An der Wand neben einem der Ausgänge entdeckten sie drei horizontale Linien und einen Pfeil. Die Linien entsprachen denen, die sie überall unterwegs auf den Bäumen gesehen hatten, doch der Pfeil deutete irritierenderweise auf eine Treppe. Und er war schräg nach oben gerichtet.
    Flojian starrte verwirrt die Treppe hinauf.
    Nach oben?
    Auch er vermißte Silas. Seit seinem Tod gab es niemanden mehr, mit dem er reden konnte. Obwohl der alte Gelehrte wohl kaum sein Freund gewesen war, hatte er Flojian stets zugehört. Silas war ein Mann gewesen, der im wesentlichen Flojians Standpunkte geteilt hatte. Quait und Chaka waren jung und impulsiv, für Shannon war jeder ein Sklave, der nicht in den Wäldern lebte, und Avila war eine religiöse Fanatikerin, die noch nicht mit der Tatsache zurechtkam, daß sie ihren Göttern den Rücken zugekehrt hatte.
    Flojian seufzte und sah die Treppe hinauf. Was auch immer jetzt noch kommen mochte, es war eine verdammt lange Reise.
    Er spazierte nach draußen.
    Türme ragten bis in die Wolken hinauf. Und überall lagen Trümmerhaufen, die kleine Inseln bildeten. Im Osten war durch diesen Wald von Stein und Eisen hindurch das Meer zu sehen. Der graue Turm, den Avila vom zweiten Stock aus entdeckt hatte, stand auf der Nordseite der Station. Er war durch einen schmalen Kanal von der Station getrennt, durch den das Wasser mit hoher Geschwindigkeit strömte.
    Flojian spazierte zum Ufer und bewunderte die Bauweise der Straßenbauer. Das hier, so stand für ihn fest, mußte ihre Hauptstadt gewesen sein. Das Zentrum ihres Imperiums.
    Er bog um eine Ecke und stand vor dem grauen Turm, und mit einem Mal verstand er die Bedeutung von Landon Shays Markierung.
    Ein überdachter Gang führte auf der Höhe des dritten Stockwerks von der Union-Station zu dem Turm hinüber.
     
    Am späten Vormittag hörten sie das Geräusch eines Zuges. »Er fährt nach draußen«, sagte Mike. »Er kommt von unten herauf.«
    »Ist es der gleiche, mit dem wir hergekommen sind?« erkundigte sich Avila.
    »Nein. Er fährt nach Norden, nach Madison.«
    »Warum läßt du sie eigentlich immer noch fahren?« fragte Chaka.
    »Einmal habe ich sie abgeschaltet, doch dann fehlte mir etwas. Also nahm ich sie wieder in Betrieb. Früher liefen meine Züge im gesamten Mittleren Westen.«
    »Und diese beiden fahren immer noch, nach so langer Zeit. Ich bin sehr beeindruckt.«
    »Ein Zug entgleiste in der Nähe von Fulton. Ein and e rer verlor bei Decatour plötzlich die Energie. Er steht noch immer irgendwo dort draußen.« Mike hielt inne. »Es gibt keine Reibung, und die Energiesatelliten halten offensichtlich ewig. Außerdem verfüge ich über einige Möglichkeiten zur Fernwartung. Genaugenommen wü r den fast alle meine Züge noch laufen, wenn nicht die meisten Strecken durch Wälder überwuchert wären. I r gendwann wird das auch mit den letzten der Fall sein.« Mike schwieg für kurze Zeit. »Ich wünschte, die Züge könnten mir Bilder liefern. Wie die Welt jetzt wohl au s sieht?«
    »Wie war sie, als du sie gekannt hast?«
    »Geschäftig. Ich dachte anfangs wirklich trotz allem, daß meine Erbauer irgendwo anders zu tun gehabt hä t ten.«
    »Trotz allem?«
    »Die meisten Daten, die in mein System eingegeben wurden, waren nichts als trivial. Aber was erwartet man auch? Ich meine, sie sahen in mir nicht mehr als einen besseren Computer. Ich glaube nicht, daß irgendein Mensch in diesem Gebäude und nur ganz wenige im g e samten Netz eine Ahnung hatten, zu was ich fähig war. Also benutzten sie mich lediglich, um ihre Memos aufz u zeichnen und Zugfahrpläne auszuarbeiten. Weißt du e i gentlich, Avila, daß du die einzige Person aus Fleisch und Blut bist, die mich jemals nach dem Sinn der Schö p fung gefragt hat? Deine Vorfahren, so leid mir die Fes t stellung tut, waren wahrscheinlich genau das, als was ich sie empfunden habe.«
    »Und das wäre?«
    »Dummköpfe.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich hoffe, ich habe dich nicht beleidigt?«
    »Nein.« Es war eine merkwürdige Vorstellung: die Straßenbauer als Dummköpfe. »Nein, nicht im geringsten.«
    »Ja«, fuhr Mike fort. »Ich glaube, das trifft die Sache wirklich am besten. Sie waren vollkommen mit den b e langlosesten Dingen beschäftigt, die man sich denken kann. Und doch waren ihre Errungenschaften ziemlich

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