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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht, was ich tun soll.«
    Irgendwann dämmerte über ihnen graues Licht. Es kam durch Fenster in der Kuppeldecke, und kroch von dort über die Wände. Sie befanden sich in einer gewaltigen Halle. Die Decke lag mehr als zweihundert Fuß über ihnen. Eine ganze Armee hätte mühelos in der Halle Platz gefunden. Sie zählten sieben Plattformen und acht Gräben, die sich durch die gesamte Länge der Halle zogen. Die Ladenfronten an den Wänden lagen dunkel und leer. Tot.
    »Sind wir soweit?« fragte Shannon.
     
    Wäre Mike ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut gewesen, hätte Avila ihm einen Hang zur Schwatzhaftigkeit attestiert. Doch eine körperlose Stimme tendiert dazu, Respekt und Aufmerksamkeit hervorzurufen, was auch immer sie von sich gibt.
    Sie vermieden das Thema. Sie unterhielten sich über Silas’ Tod und über das, was Mike in den langen Nächten geträumt hatte. Sie philosophierten, ob es das Schicksal aller Zivilisationen war, am Ende unterzugehen, ganz gleich, was sie dagegen unternahmen, und ob es irgendwo noch andere – lebendige – Wesen ähnlich wie Mike gab. Und ob das Leben und die Welt einen Sinn hatte oder nicht. »Wir brauchen eine Logik in unserem Leben«, sagte Mike. »Einen Grund zum Existieren.«
    »Gibt es Götter?« fragte Avila.
    »Das würde ich gerne glauben. Ich habe mir oft g e wünscht, daß es dort draußen etwas Transzendentales geben möge.«
    »Aber?« fragte Avila.
    »Ich kann keinen Grund erkennen, aus dem ich an die Existenz einer größeren Intelligenz als der unseren gla u ben sollte.«
    »Und doch ist die Welt eindeutig wie für uns geschaffen.«
    »Das ist nichts als eine Illusion. Jede Welt, die intell i gentes Leben hervorgebracht hat, muß ganz zwangslä u fig so aussehen, als wäre sie ganz speziell für dieses L e ben geschaffen worden. Etwas anderes ist völlig unmö g lich.«
    Chaka, die bei Tageslicht um einiges tapferer war, hatte Avila und Shannon diesmal begleitet. Das Zimmer war leer, kahl und kalt. Chaka hatte eine Decke um die Schultern geschlungen. »Erzähl uns von den Menschen, die hier gelebt haben«, verlangte sie.
    »Was möchtest du wissen?«
    Chaka lächelte. »Silas müßte jetzt hier sein. Wie waren die Menschen?«
    »Die Frage ist vage, Chaka. Sie waren euch ziemlich ähnlich, da bin ich ganz sicher.«
    »Was mochten sie?« fragte Chaka. »Was war ihnen wichtig?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich diese Frage zu deiner Z u friedenheit beantworten kann. Sie sorgten sich zum Be i spiel, daß die Züge pünktlich gingen. Daß die elektrische Energie nicht ausfiel. Daß ihre Kommunikationssysteme ordnungsgemäß funktionierten.«
    »Gibt es Aufzeichnungen aus dieser Zeit?«
    »Selbstverständlich. Ich habe entsprechende Inform a tionen gespeichert.«
    »Was sind das für Informationen?«
    »Ich habe mir bisher noch nicht die Mühe gemacht, sie anzusehen.«
    »Kannst du uns diese Informationen zeigen?«
    »Ich verfüge weder über funktionierende Bildschirme noch über Drucker. Es gibt keine Möglichkeit, euch e t was zu zeigen. Ich könnte es euch vorlesen, doch das würde euch sicher langweilen.«
    Sie wechselten Blicke untereinander. »Mike«, sagte Avila schließlich, »wir würden sehr gerne mehr über das Leben in der Stadt erfahren, aber wir verstehen nicht viel von dem, was du uns erzählst.«
    »Das tut mir leid.«
    »Schon gut. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Ich besitze auch Kopien der Personalbestimmungen, ein Sicherheitshandbuch, die Betriebsanleitung und eine Einführung in die Korrespondenz mit mir. Würde euch das weiterhelfen!«
    »Ich glaube nicht.«
    »Außerdem habe ich ein paar Bücher in meinen D a teien gespeichert.«
    »Was für Bücher?«
    »Das Random House Unabridged Dictionary, die neueste Ausgabe von Roget’s Thesaurus, die Colombia Enzyklopädie, das Chicago Manual of Style und den Weltalmanach des Jahres 2078.«
    Weitere verwirrte Blicke. »Was ist denn eine Enzykl o pädie?«
    »Eine Sammlung allgemeiner Informationen. Man kann Dinge nachschlagen, für die man sich interessiert, sagen wir beispielsweise das Megadome von Philade l phia, und man erfährt alles Interessante darüber.«
    Chaka spürte, wie die Erregung in ihr aufstieg.
    »Das ist genau das, was wir suchen! Wie umfangreich ist sie?«
    »Mehrere Millionen Worte.«
    Avila seufzte. »Das wird nicht funktionieren.«
    »Ich wünschte, ich hätte damals mehr Aufmerksamkeit darauf verwandt«, sagte Mike. »Aber ich weiß beim b e sten Willen nicht, nach

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