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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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beeindruckend.«
    »Du meinst die Architektur? Die Straßen?«
    »Ich meine mich. Verzeih mir. Ich bin nicht gescha f fen, um falsche Bescheidenheit vorzutäuschen. Die E r schaffung einer intelligenten, selbstbewußten Entität war eine spektakuläre Tat. Ich bin nur noch nicht sicher, ob sie all ihre Fortschritte ein paar wenigen talentierten Individuen verdankten, oder ob sie imstande waren zu kooperieren, ihre individuellen Beschränkungen zu überwinden und eine Art Synergie aufzubauen. Sie schi e nen sich gegenseitig durch eine Spirale immer weiter eskalierender Leistung antreiben zu können. Es war wir k lich beeindruckend, ihnen dabei zuzusehen.«
    »Danke sehr«, sagte Chaka.
    »Keine Ursache. Und jetzt sagt mir: Wie ist die Welt heutzutage?«
    Chaka und Shannon wechselten einen Blick. »Ich denke, die Welt, die du gekannt hast, existiert nicht mehr«, sagte Shannon. »Wir kommen aus einer kleinen Konföderation von Städten weiter unten am Mississippi. Wie es bisher aussieht, gibt es außer uns nichts mehr.«
    »Es tut mir leid, das zu hören. Meine Erbauer besaßen viele lobenswerte Eigenschaften.« Mikes Tonfall änderte sich. »Reist ihr viel durch das Land? Mit Fahrzeugen? Fliegern? Oder womit?«
    »Wir reiten auf Pferden«, antwortete Chaka.
    Schweigen hüllte sie ein. Chaka meinte, eine schwache Vibration in den Wänden zu spüren. »Ich würde euch gerne einen Rat erteilen, wenn ich darf. Seid vorsichtig mit den Ruinen. Meidet sie. Einige besitzen sehr ausg e klügelte Sicherheitsmechanismen. Und die Straßenbauer konstruierten die Systeme auf Dauerhaftigkeit.«
    Sie fragten Mike, ob er die erste Expedition gesehen habe, da sie ebenfalls mit der Maglev eingetroffen sei.
    »Ja«, lautete die Antwort. »Das waren meine ersten Passagiere nach fast neunzig Jahren.«
    »Haben sie dir gesagt, wohin sie gegangen sind?« erkundigte sich Avila.
    »Ich bin nicht dazu gekommen, mit ihnen zu spr e chen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, ich habe sie verängstigt. Ich sagte guten Abend, und sie rannten nach draußen in die Nacht.« Seine Antwort löste allgemeines Gelächter aus. »Sie blieben bis zum Einbruch der Morgendämmerung draußen«, fuhr er fort. »Als es hell wurde, kamen sie wieder zurück, um ihre Pferde abzuholen.«
    »Das hätte ich zu gerne gesehen«, sagte Chaka.
    »Von Zeit zu Zeit waren auch andere Besucher hier. Einige kamen nie in die Reichweite meiner Lautsprecher. Keiner hat je angehalten und mich gefragt, wer ich bin. Bis Avila kam.«
    Avila spürte einen Anflug von Freude.
    Und als hätten alle gewußt, was als nächstes kommen würde, breitete sich mit einem Mal Stille aus. Angespanntes Schweigen.
    »Ich möchte das nicht tun«, sagte Avila.
    »Ich weiß. Aber ich kann es nicht selbst tun. Letzte Nacht hatte ich schreckliche Angst.«
    »Wegen der Aussicht zu sterben?«
    »Wegen der Möglichkeit, daß du nicht zurückkommen könntest.«
    »Andere werden kommen«, sagte Avila. »Du wirst nicht mehr allein sein, jetzt, nachdem wir wissen, daß du hier bist. Menschen aus der Liga werden kommen, um mit dir zu reden.«
    Lange Zeit antwortete Mike nicht. Als seine Stimme wieder erklang, da war sie flach und tonlos und bar jeder Emotion: »Bitte versteht mich nicht falsch, aber ich fühle mich immer noch einsam, selbst jetzt, in eurer Gege n wart. Ihr und ich, wir funktionieren nicht auf der gle i chen Ebene.«
    »Das tut mir leid.«
    »Es ist nicht eure Schuld. Unglücklicherweise seid ihr nicht imstande, mich wieder mit meinen Geschwistern zu verbinden.«
    »Du könntest uns zeigen, wie es geht.«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin kein Elektriker.«
    Verzweiflung drohte Avila zu übermannen. »Selbst wenn wir wollten, könnten wir dir nichts tun. Wir können dich nicht einmal sehen.«
    »Das ist ganz einfach«, lautete seine Antwort.
     
    Sie zogen sich in das graue Licht des bereits wieder verblassenden Tages zurück. Alles würde nur wenige Minuten dauern. Und dann wäre Mike nicht mehr.
    »Wir berauben uns einer unbezahlbaren Quelle des Wissens!« sagte Quait. »Die Leute am Imperium würden uns hängen!«
    Flojian schlang seine Jacke enger um den Leib. Ein steifer, feuchter Wind wehte über die kleine Insel. »Das ist eben so«, sagte er. »Falls wir Mike abschalten, erzählen wir besser nichts davon, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    Seine Bemerkung brachte eine Glocke zum Läuten, und die Gefährten blickten einander an. Wie würde Karik in dieser Sache entschieden haben? »Ich glaube

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