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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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drei Stunden oder so aufs Ohr.«
    An der Tür holte Frau Weinwurm ihn
ein und legte eine Hand auf seinen Arm. Er sah hinunter, die blaugeäderte
weiße Hand mit Fingern, die wie Mehlwürmer auf seinem braunen Unterarm weich
und leicht lagen aber doch so fest zugriffen, dass Bernardo nicht sicher war,
ob er sich hätte freimachen können, wenn er gewollt hätte.
    »Das ist für dich, dear young
boy, denke nicht, dass ich undankbar bin und vergesse, wer mir in der ersten
schwierigen Zeit im Westen geholfen hat zu überleben!«
    »Hä?«
    »Wie auch immer. So nimm doch!«
    Bernardo starrte auf den
Fünfzig-Dollar-Schein in seiner Hand und sein Mund wurde trocken.
    »Du siehst aus, als ob du
annehmen würdest, ich hätte eine Bank ausgeraubt oder Dollarnoten gefälscht!«
 
    Frau Weinwurm stemmte die Hände
in die Hüften und wieherte Bernardo ein lautes Gelächter ins Gesicht, so dass
er einen Schritt nach hinten tat. Sie stand vor ihm, die Bluse in Vorbereitung
auf eine kühle Dusche aus dem Kilt gezogen, der zerknitterte Saum reichte ihr
fast bis zu den Knien. Wie eines dieser, dachte Bernardo, altmodischen
Großvaternachthemden und nur noch die Hälfte der Haarspangen bedeckte ihren
Kopf. Erstaunt bemerkte Bernardo, dass das offene Haar in sanften, schimmernden
Wellen bis auf ihre Schulter fiel.
    »In den frühen wilden Tagen haben
wir das wohl getan, aber dann haben wir doch lieber Recht und Gesetz vertreten,
also nimm das Geld und verschwinde.«
    »Danke, Ma’am, das ist wirklich
sehr nett und großzügig, aber es wäre nicht …«
    » … nötig gewesen? Oh. Dann habe
ich deinen Gesichtsausdruck im Laufe des Tages wohl falsch interpretiert?«
    Erstaunt sah Bernardo auf. Er
hatte jedes Wort verstanden, Frau Weinwurm sprach ein klares Englisch, ohne
jeden Akzent, ihre Augen blickten ihn unter ironisch hochgezogenen Augenbrauen
undurchdringlich an. Alles nur… Tarnung?, dachte Bernardo und der knisternde
Schein in seiner Hand begann zu glühen.
    »Wer ist wir? Ich meine, wer hat
Recht und Gesetz vertreten?«, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen, obwohl
die Müdigkeit langsam seine Gedanken benebelte.
    Frau Weinwurm neigte den Kopf.
    »Ha! Dann hast du vorhin beim
Kaktus nichts verstanden, my young boy!«
    Sie trat dicht an Bernardos Ohr
und flüsterte mit heißem Atem hinein, und Bernardo wünschte, die Fliege säße
noch darin und würde Zeuge dessen was er hörte.
    »Mein Daddy und ich, the Duke,
mein Daddy und ich. Verrate es aber nicht, auf keinen Fall! Keiner
Menschenseele, es ist ein strenges, ein sehr geheimes Geheimnis, vor dir wusste
dies nur eine einzige Person von mir, stell dir vor, und sie hat… nun ihr
Geheimnis mit ins Grab genommen! Und SEIN Geist ist da draußen in der Wüste,
genau da, wo wir heute waren und so unendlich viel Spaß hatten! ER hat mich
dorthin geführt und du bist mein Freund, denn auch du hast ihn gesehen, an jenem
ersten Abend.«
    Frau Weinwurm packte Bernardo an
der Schulter und deutete in den Himmel. Bernardo folgte ihrem Blick. Oh, seine
Mutter verdrehte auch immer die Augen, dass man Angst bekam, sie würden
hinausspringen wie zwei kreiselnde Murmeln, wenn sie in der ersten Bank in der
Kirche kniete und hinaufsah zur schmerzensreichen, segensreichen Madonna und
ihrem Knaben, der ihr – wie merkwürdig Bernardo diese Statue immer gefunden
hatte, wie obszön! – mit fleischigen Fingerchen an der Mutterbrust grabbelte. The
Duke ? Was für ein Herzog? Sprach sie in ihrem merkwürdigen Kauderwelsch von
dem Fürsten, von dem Herrscher über alle Herren dieser Erde, Gottes
eingeborenem Sohn?
    »Jesus? Jesus Christus?«,
flüsterte Bernardo atemlos und suchte scheu den Himmel ab. »Wir haben Jesus
gesehen und sein Geist ist hier , in dieser verflucht…. äh…Wüste? Und Sie
sind… seine Tochter? Die… Enkelin… Gottes?«  
    »Wer spricht von Jesus?« Frau
Weinwurm drückte sein Schlüsselbein fester und Bernardo wimmerte. »Da oben,
meine ich, der Fernseher über dem Empfangstresen, gestern Nacht, der Western! Jesus !
Wie kommst du nur auf den? Konnte Jesus etwa eine ordentliche Winchester laden
oder würde er sich daran machen, einen Liberty Vallance zu erschießen, egal wie
sehr er von edlen Motiven beseelt wäre? Wohl kaum! Jesus, papperlapapp. Ich
spreche von dem Duke, von meinem Daddy , von John Wayne!«
     

Ratz und Rübe
    Eidotter klebte an Herrn
Weinwurms zitterndem Schnäuzer und Ivonne gab sich Mühe nicht hinzusehen, aber
ihre Augen wanderten magisch

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