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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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Kaktus, vor dem
sie gestern Nacht gestanden hatte, hier das Dorngebüsch, in das sie gefallen
war, hier die verwischten Spuren des Smiley-Koffers, der sich wie ein Wilder
gebärdet hatte. – Und was willst du jetzt überhaupt mit dem Ding? – Mama,
ich brauche ihn. Einfach. – Aber siehst du denn nicht? Der ist ja EKLIG! Bah,
wenn das mal kein Blut ist, was da dranklebt! Und den hattest du in deiner
Rocktasche, in deinem schönen, teuren Leinenrock von Peek & Cloppenburg!
Sieh lieber nachher mal nach, ob du dir Blut in den Stoff geschmiert hast, sähe
dir wieder mal ähnlich … - Aber ich hab ihn gefunden, immerhin! – Aber wozu das
Ganze kannst du mir immer noch nicht sagen! -
    Frau Weinwurm setzte sich neben
den Dornbusch und knibbelte mit dem Finger am Graf-Winkelthal -Korken.
Nachdenklich betrachtete sie den schwärzlichen Rand unter ihrem Fingernagel.
Die vielen Scherben in der Lache, direkt neben dem glitzernden, mit Pailletten
übersäten Kleid, ein Flaschenhals neben dunklem, langem Haar, noch einer unter
dem Barhocker und  - …. dann wollte ich sie beide unbedingt haben, es
sah so merkwürdig aus, wie die hellen Korken in all diesem dunklen Schmodder
leuchteten, wie sie noch in den Flaschen steckten, obwohl die Flaschen kaputt
waren und der Wein weg, vergossen, verspritzt, und es ist doch so, dass man
ERST einen Korkenzieher nimmt, dann die Korken herauszieht, und dann die
Flasche im rechten Winkel neigt, so dass die dunkelrote, rubinrote Pracht in
feinwandige Kristallgläser plätschert und dazu ein gepflegtes Buch oder ein
kultiviertes Gespräch mit einem Gentleman, der den Wein in seinem Glas schwenkt
und kostet und immer zu sagen weiß, ob er gut oder buäääh ist, so wie du immer
erzählt hast, Mama! -
    »Buääh!«, machte Frau Weinwurm
und strich den verschmutzten Finger heftig an ihrem Kilt ab.
    »Sie haben ihn gefunden? Wie
schön.«
    Der Schatten des schlaksigen
Nichtindianers fiel auf Frau Weinwurm und sie sah hoch. Das glatte, dunkle
Jungengesicht war angespannt, seine weichen Lippen zusammengepresst. Seine
Hand hob sich und Frau Weinwurm bemerkte, wie groß sie war, schlank, und die
Arme, sehnig, muskulös, trainiert, obgleich er wie ein Hänfling wirkte – war
dies Tarnung? -  und dann war er vielleicht doch kein Mexikaner – war dies
Tarnung? – und eigentlich waren auch Mexikaner Indianer, und er krallte
seine Finger in ihre Plastikspangen und riss daran und sie rieselten zu Boden,
und sie schrie, während sie versuchte ihren schmerzenden Kopf mit beiden Armen
zu schützen und erneut hob sich seine Hand, und er griff nach hinten an seinen
Rücken, der wie sein Brustkasten plötzlich anschwoll und mächtig wurde und ein
Tomahawk zischte pfeifend durch die Luft! Frau Weinwurm warf sich zur
Seite, schluckte erneut Sand und Steinchen, zog die Knie an und ballte sich
zusammen zu einer festen Kugel. Schwer atmend kauerte sie auf dem Boden und
würgte an einem Kiesel, der ihr in der Kehle stecken geblieben war.
    Die Sekunden verstrichen und
nichts geschah.
    »Buääh!«, machte Frau Weinwurm
erneut und spie den Kiesel ächzend aus.
    » Penkatzki’s macht
hervorragende Steaks aber vor dem Frühstück hab ich Sie gewarnt, Ma’am. Und
dann gleich zwei Ranchos, das musste ja so kommen. Müssen Sie kotz… ich meine,
müssen Sie sich übergeben?«
    Frau Weinwurm spürte Bernardos
kühle Finger auf ihrer Stirn und ein verschämtes Lächeln glitt über ihr
Gesicht. Dummerjan! Wie die feigen Weiber in den Western! Und du
willst ein Westmann sein? An Bernardos Arm geklammert, rappelte sie sich
hoch und klopfte den sandigen Kilt aus.
    »Alles klar, my dear young
fellow, alles klar. Bin ganz auf dem Damm. Back in the saddle again. So, und
nun bleibt noch eins zu tun!«
    »Noch etwas? Wir waren im
Supermarkt, etwas essen, im Gussie Jane‘s für neue Klamotten und im
Liquor Store und in… «
    Bernardo warf einen verzagten
Blick auf seine Uhr, »…sechs Stunden erwartet mich Mr. Pogoretshnik im Motel!«
 
    Bernardos Schultern fielen nach
unten und Frau Weinwurm wunderte sich über seine weinerliche, müde Stimme.
Nein, dieser Junge hatte keinen Tomahawk hinter seinem Rücken versteckt!
    »Nur noch eine winzige
Kleinigkeit, dear young boy, und schwuppdiwupp trennen sich unsere Fährten!«
    Frau Weinwurm zerrte an dem
Lederriemen des Kiltbeutels. Bernardo wischte sich mit beiden Händen über die
Augen, als er den eleganten silbernen Flachmann sah, den Frau Weinwurm
hervorzog und zärtlich an ihre

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