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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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angezogen wie von einem schrecklichen Unfallgeschehen
zurück. Oh wie bei St. Tropez auf einer kurvigen Bergstraße, als sie langsam an
einem umgekippten Laster vorbeigelotst wurden und Terese beide Hände vor die
Augen schlug und Ivonne sich den Hals verrenkte, denn wo war der Fahrer? War
dieses zermatschte, verdrehte Gesicht über dem Lenkrad echt?
    Erneut blickte sie von ihrem
Nutella-Toast zum Gesicht ihres Vaters auf und ihre Oberarme, die sie fest an
den Körper presste, vibrierten vor verhaltenem Ekel und wollten nicht
stillhalten, so sehr sich Ivonne anstrengte.
    » Erste Tage sind immer
wichtig, das ist so einer der Basisgedanken, die ich immer schon hatte, durch
die Bank weg. Erster Tag in der Grundschule, erster Tag in der weiterführenden
Schule, erster Tag auf der Handelsschule, erster Tag bei der Bundeswehr, alles milestones, erster Tag in einer Firma, die...« Herr Weinwurm umfasste den Frühstückstisch,
seine Frau, die ihm Kaffee nachschenkte, und seine stumme Tochter, die ihn
merkwürdig schel von unten anblinzelte und dann wieder wegsah wie ein nervöses
Albinoreptil, mit einer energisch wedelnden Serviette, aus der Krümel auf
Ivonnes Nutella-Toast spritzen.
    »… nicht zuletzt für all die
feinen Sachen zahlt, unter denen sich dieser Tisch hier biegt.«
    »Naja, eigentlich zahlt nicht die
Firma, sondern du, mein Schatz, die sollen froh sein, dass sie dich haben!«,
schmeichelte Terese, die angesichts der Tatsache, dass in weniger als einer
halben Stunde das Haus leer sein und sie rasch bei Frau Kraus-Hilfskötter
durchklingeln würde, in euphorischer Gattinnenstimmung war. Sie nahm einen
kleinen Bissen von ihrem halben Hüttenkäse-Knäckebrot mit Gurke und tupfte sich
die blassrosa geschminkten Lippen vorsichtig mit einer Serviette.
    »Wohl wahr, wohl war!« Herr
Weinwurm tunkte ein Stück Brot in zerlaufenes Ei und Ivonne beobachtete,
während sich die Luft vor Widerwillen in ihrer Brust staute und hinaus wollte,
so sehr, dass sogar die Burstwarzen schmerzten, wie sich der Teig mit
gelblicher, zäher Flüssigkeit vollsog, von der verschmierten Zunge eingefangen
und unter dem Schnäuzer eingesogen wurde. Und die Haare schlierten wieder und
wieder über die Brotkügelchen, warum passte er nicht besser auf? Wisch ab,
wisch verdammt noch mal AB!
    »Erinnerst du dich noch? Als ich
noch bei Chantal Magowsky Créateurs de Beauté & Style war? Ich frage
mich bis heute, was die hohen Herren mit ihrer maroden Badeöl- und
Badezusatz-Abteilunggemacht hätten, wenn...«
    … ich nicht damals diese
fabelhafte Idee, was sag ich?, diese Vision gehabt hätte, während ich in
unserer kleinen - weißt du noch Schatz, wie klein die Wanne in der letzten
Wohnung war - Badewanne unter dem dunklen Dachfenster lag, und da war auf
einmal ein Licht auf der anderen Seite des Fensters und ich sah – ich weiß, Ihr
meint, der Mann spinnt, aber sagte man das nicht von allen großen Entdeckern? –
die Gesichter der »Drei Engel für Charlie« auf mich herunterlächeln, scharfe
Bräute, eine wie die andere, auch wenn ich das als alter, verheirateter Mann
gar nicht so sagen dürfte, nichts für ungut Schatz! Komm lächle mal, du lebst
schließlich von den Ideen deines Mannes, auf jeden Fall sah ich es vor mir: In
jedem Regal, in jeder Drogerie, in jedem Kaufhaus, landauf, landab:
Badeölkugeln im Dreierpack, elegant und doch trendy aufgemacht, mit den drei
Engeln für Charlie darin, mitten drin in der Kugel! Irre, nicht? Du schmeißt
die Kugel ins Wasser, hier fass ruhig an, fühlt sich wie ein fester Gummiball
an, ist aber löslich, und die drei Bräute begleiten dich auf deiner Badetour
für so, was sag ich, zehn, zwölf Minutos, bis sie sich zwischen deinen Beinen
auf deinem… Haha, Terese, nun krieg dich ein! Bis sie sich irgendwo im Wasser
aufgelöst haben. Das war mein Einstieg in die Chefetage, und was hab ich
seitdem alles bewegt, wie viel Firmen hab ich von innen gesehen und – das könnt
ihr gerne schriftlich haben – Revolutionen angestoßen in der Badezusatzbranche,
jeder kennt meine Ideen in der Branche, jeder sagt, der Weinwurm, der hat‘s
drauf, der kennt nicht nur die facts and figures, der geht noch weiter, der geht
noch die letzte Meile stur geradeaus, um seine Ideen an den Mann zu bringen,
und dann geht er noch eine weiter!
    Wie viele Abende hatte Ivonne im
Frotteeschlafanzug vor all den Esszimmern in all den Wohnungen und Häusern, die
sie bezogen und wieder verlassen hatten, gekauert und die

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