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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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sie reihte sich in der Aula in den Pulk schreiender und lachender
Schüler ein. Sie verspürte den Drang sich die Hände auf beide Ohren zu legen
und fest zuzudrücken, sich wie unter einer alten Taucherglocke zu bewegen, doch
das ging nicht, sie wäre die Einzige und Klaus-Dieter Magnum würde sie sehen
und sich von hinten an sie anschleichen und sie würde nichts hören! Mit einer
schweißfeuchten Hand hievte sich Ivonne am Treppengeländer hoch, vor und hinter
sich, wie sie nach einem verstohlenen Blick erleichtert registriert hatte,
ältere Mädchen aus der Oberstufe, die sie nicht kannte.
    Ein Stockwerk, noch eines.
    Vorsicht, Vorsicht, Obacht! Nicht
hochsehen! und noch eine Stufe ... PLATSCH!! Wie eine Granate landete
ein nasser Schwamm auf Ivonnes neuen Kicker-Schuhen, die sie gar nicht gewollt
hatte, denn » oh Mamaaa, die sind doch für Kinder! Mit der Gummisohle und den
Punkten darauf und der Schnalle und so doof rund vorne! «
    Ivonne sah hinab auf die nassen
Flecken, die sich auf dem blauen Leder ausbreiteten, aber sie konnte die Füße
nicht bewegen und den dummen Schwamm weg kicken, obwohl doch gleich auch ihre
weißen Rüschenstrümpfe nass würden, mit denen sie so vorsichtig sein sollte!
Als wäre sie mit einem Zauber belegt!
    »Huhu, Weinwürmchen,
mein allerliiiiiiebstes Albino-Monster, zeig uns mal, ob deine Titten in den
Sommerferien noch dicker geworden sind!«  
    Blinzelnd sah Ivonne
nach oben. Hendrik und Magnum hingen über dem Geländer, und Hendrik wackelte in
Andeutung eines enormen Busens mit beiden Händen vor seiner fliederfarbenen
Brust. Ivonne öffnete den Mund, schluckte trocken, schluckte noch einmal,
schloss den Mund wieder, und die Jungengesichter grinsten zu ihr herab.
Wahrscheinlich präparierte irgendjemand im Hintergrund schon den nächsten
Schwamm, während die Borte an ihren Söckchen langsam feucht und schmutzig
wurde. Ivonnes Blick glitt an Hendriks schwarzer Tolle, die wie aufgezogen
wippte und schaukelte, zu seinem Hals hinab. Sie staunte, legte den Kopf
schief. Liebe Zeit, du Poppertrottel, dachte Ivonne, hast du wirklich den
Kragen von deinem Poloshirt hochgeschlagen ? Wie dämlich sieht das denn
aus?
    Sie erschrak und zog
den Kopf zwischen die Schultern wie eine schlafende Taube. Hatte sie dies
tatsächlich gerade gedacht? Über Hendrik, der so unerreichbar und in seiner
Makellosigkeit so unerschütterlich war, dass nicht einmal The Duke oder
Dog Warrior ihm auflauerten, obwohl sie dies bei vielen ihrer Klassenkameraden
schon getan hatten?
    Plötzlich hob sich
ihr blauer Kicker-Fuß, und Ivonne beobachtete erstaunt, wie die Gummisohle auf
den Schwamm drückte und die Kreidesuppe ausdrückte. Langsam drehte sie den Kopf
und verfolgte wie die Suppe in einem Rinnsal die Stufen hinunterlief und am
Treppenabsatz in das darunter liegende Stockwerk tröpfelte. Dann kickte Ivonne
den Schwamm hinterher und lief weiter, die Daumen fest in ihre Schulterriemen
gehakt, auf den Wangen zwei maulbeerfarbene Flecken.
    Da standen sie, ihre
Feinde, vor der noch verschlossenen Klassenzimmertür, schubsten, drängelten und
klopften sich auf die Schulter. Wie konnte es sein? Waren nicht etliche von
ihnen während der Sommerferien von Dog Warrior, von den feindlichen Poncas, den
freundlichen Sioux (aber dies Mal auf Kriegspfad) und von Dick Kearney und
seiner Schlächterbande wahlweise auf Wagenräder geflochten, in Schluchten
gestürzt, von Speeren aufgespießt worden?
    SusanneAnnemieMonikaElsbethCarmen
hielten sich etwas abseits, standen dicht gedrängt Schulter an Schulter, so
dass Ivonne sie für einen Moment nicht auseinanderhalten konnte, ein Knäuel aus
Jeansbeinen,Ringelshirts, darüber himbeerfarbene und kirschrote
Glosskussmünder, schillernde, nachtschwarz und lila umrandete Augen, dick
aufgepinselt und gestrichelt wie bei Madonna, zottelige, auftoupierte Braun-
Blond- und Rotköpfe. Wie ein Fabeltier mit mehreren Köpfen, die sich wandten
und drehten, scheinbar unbehelligt von der Außenwelt, scheinbar nur mit sich
beschäftigt, doch halt! Während vier Köpfe sich einander zuneigten, einander
anlachten und kicherten, so war doch immer ein Kopf damit beschäftigt, sich zu
biegen und hinauszublicken in die Welt. Ein Wachturm, der seine Suchscheinwerfer
auf die sich kabbelnden und abklatschenden Jungen richtete und fest im Blick
behielt, ob dem Fabelwesen genug Aufmerksamkeit zuteil wurde, ob sie alle, auch
die Akzeptierten und Minderwertigen sahen und begierig aufnahmen,
wie

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