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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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versöhnlichem Ton, der Ivonne an Terese erinnerte. Ein
Geständnis würde Liliane nicht aus ihr herausquetschen, weder von dem Mars noch
von der halben Milka-Trauben-Nuss oder den Katzenzungen würde sie berichten,
denn die Nennung all dieser wohlschmeckenden, wundervollen Dinge lösten bei
Liliane eine Empörung aus, die Ivonne nicht verstand. Schweigend und würdevoll
nahm sie die Zügel ihres Apfelschimmels und setzte sich wieder in Bewegung.
    Seite
an Seite trabten die Mädchen auf das letzte schwierige Stück zu, einen
Schotterweg, der sich neben Weinreben steil nach oben zog. Eleonore, das kluge
Tier, ließ es langsam angehen und zockelte gemütlich Haken schlagend zwischen
den Rebstöcken den Berg hinauf, und bemerkte nicht, dass Ivonne immer wieder zu
Liliane hinsah, mit großen Augen! Plötzlich spritzte Schotter auf, Ivonne gab
dem Schimmel ihre Sporen und preschte davon, denn Lilianes Faust umklammerte
einen Stock, an den ein schwerer Stein gebunden war, und in ihrem Gesicht
furchten sich Narben so tief wie der Grand Canyon, die Stirn war mit schwarzer
Farbe, die Wangen mit roten Kriegsstreifen bemalt, ihre Augen glühten wie
Kohlenstücke, und nun schrien die Leute, die sich in der Wagenburg verschanzt
hatten! - Schneller, Ivonne, du schaffst es, du bist der schnellste Reiter
von Arkansas, denn von Arizona kannst du nicht der schnellste Reiter sein, das
ist schon dein Daddy, also los, Schwung und... nein... nicht Schwung und
Bewegung, doofer Ausdruck,  sondern: YAHOOOOO!« -
    Schaumfetzen
flogen aus dem Maul des Schimmels, kalte Luft drohte seine Pferdelunge zu
sprengen, er sah nichts, als hätte ihm ein verdammter Stadtmensch Scheuklappen angelegt,
außer dem wankenden, wackelnden Grau des Weges, gefährlich nahe vor seinen
Augen, je steiler der Hang wurde. Eine Regenrinne - eine Furt?, eine
Indianerfalle? - brachte ihn aus dem Tritt, seine Beine wurden schwer wie Blei
und gerne hätte er Menschenhände benutzt, um sich beim Traben auf die
Oberschenkel zu stützen und den Beinen nachzuhelfen, aber er hatte nur vier
Hufe und er trabte auch nicht sondern galoppierte. Und er durfte sich nicht
umdrehen, um zu sehen, wie weit die rosafarbene Stute von Dog Warrior entfernt
war! Der Schweiß lief ihm in Strömen über den Rücken, hoffentlich rutschte der
Sattel seiner lieben, schönen Herrin nicht herunter! – und tropfte von seinem
Schweif in die Augen, doch – alas! – da ebnete sich der Weg mit einem Mal und
Männer schoben zwei Planwagen auseinander, und er sprang hinein und die Leute
liefen armwedelnd und lachend auf ihn zu, mit Hafer und Holzeimern voll
frischem Wasser...
    Plötzlich
war die Welt wieder still und friedlich, nur eine ferne Kirchenglocke aus dem
Nachbarkaff, das man von hier oben als Silhouette erahnen konnte, war neben
Ivonnes stoßweisem, schwerem Atmen zu hören.
    Hier oben.
    Ivonne befühlte ihre
zitternden Beine und staunte. Hier oben! Sie war gerannt ohne in den Schotter
zu fallen oder rückwärts den Berg hinunterzukegeln, und ohne eine leichtere
Gangart eingeschlagen zu haben! Sie war gerannt . Wie der Teufel. Wie ein
Kugelblitz! Wie ein wunderschöner, gefleckter Gepard in der Savanne.
    Sie kicherte brüchig
und spürte sofort ein Stechen in der Lunge, doch sie kicherte unvermindert
weiter, spuckte, kicherte, denn: Von da unten nach hier oben!
    Liliane keuchte mit
einer munteren Eleonore dicht an ihren Waden über die letzte Kuppe, und Ivonne
lehnte sich lässig mit überschlagenen Beinen an eine Aussichtsbank, sah ihr
triumphierend mit verschlagenem Lächeln entgegen.
    Hallo, Zweite,
hello, Loser!
    Liliane ließ sich mit
einem ausgelaugten Schnauben auf die Bank fallen und reckte die Arme gen
Himmel:
    »Ahhhh, sind wir gut!
Boah, sieh dir die Schweißflecken unter meinen Armen an, knorke, was?«  
    Mit einem tiefen
Ächzen boxte sie Ivonne auf ihren lässig drapierten Oberschenkel: »Da hast du
mich aber verschaukelt, was? Du hast heimlich geübt, was? Oder bist gedopt,
was?«
    »Wenn
man will, schafft man alles!«, log Ivonne, denn auch wenn sie Liliane von der
Existenz der Arizonaranch überzeugen konnte, war sie sich nicht schlüssig, was
sie zu ihren Abenteuern mit Dog Warrior sagen würde.
    An einem Freitag Ende
November wurde Ivonne von Liliane eingeladen, bei ihr zu übernachten.
    »Mutti und Hubbsi
gehen zu einer Geburtstagsfeier, das ist nur ein paar Straßen weiter, aber ich
hab sie überredet, dass es besser ist, wenn wir zu zweit aufpassen, dass die
Jungs in

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