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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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nicht wahr? Die führt manchmal eine Sprache, liebe Güte, Renate, da
vergeht Ihnen Hören und Sehen. Aber ich denk mir halt: Hauptsache, mein
Ivonnchen hat erst mal Anschluss gefunden, für den Übergang darf man vielleicht
nicht wählerisch sein, aber ein Übergang sollte es schon sein. Dabei sind da so
nette, hübsche Mädchen in der Klasse, der Vater von der einen, der niedlichen
Blonden, hat sogar ein Dentallabor!«
    Frau Kraus-Hilfskötter nickte
anerkennend und beugte sich vor, um Tereses Blick zu folgen.
    »Aber ich finde, Ihr Ivonnchen
hat sich verändert!«
    »Wie? Verändert?«
    Frau
Kraus-Hilfskötter zuckte bei Tereses scharfem Ton zusammen und knetete ihre
Hände, suchte nach den richtigen Worten. Nur nichts Falsches sagen, sonst ging
sie wieder hoch wie eine Rakete! Vorsicht!
    »Sie wirkt nicht mehr
so... ausufernd... im Ganzen, ich meine, nicht mehr so... wallend und... na ja,
vielleicht verliert sie nur... Babyspeck?«
    »Babyspeck,
Babyspeck! Wenn es mal so einfach wäre! Unter wie viel Schichten sich der wohl
findet, da muss erst der Rest abgetragen werden!«
    Interessiert
blickte Frau Kraus-Hilfskötter von Ivonnes Rücken zu Terese, die ihrem Blick
auswich und sich wünschte, dass sie die Nervosität in ihrer Stimme besser hätte
verbergen können, doch wie hätte sie dies tun können, dachte sie erstaunt, da
sie doch selbst nicht wusste, wo die angespannte Flattrigkeit in ihrer Brust
plötzlich herkam?
    »So wird meine
Wohnung einmal aussehen.«
    Aus der Innentasche
ihres Anoraks zog Liliane ein Stück Papier und faltete es auseinander.
    »Wohnzimmer mit
Balkon rundherum, hohe Schiebetüren, Marmorfließen, weiße Ledersofas... hier
das Bad, sieh nur! Die Wanne ist in der Mitte und natürlich in den Boden
eingelassen. Du kannst dir also von jeder Seite Champagner von
dienstbeflissenen Verehrern reichen lassen, ist das nicht knorke?«
    Lilianes
Spinnenfinger huschte über die penibel gestaltete Zeichnung des Grundrisses, in
die sie kleine Möbel (aus geklauten Schöner Wohnen –Heften
ausgeschnitten) und Pflanzenbilder eingeklebt hatte, zeigte auf Diele,
Gästezimmer (gleich drei an der Zahl), Küche mit Bild einer dicken Mamsell in
Schürze und mit gestärktem Häubchen. Ivonne erkannte die Köchin wieder, sie
stammte aus dem Geschichtsbuch.
    »Du hättest einen
Soldaten oder König ausschneiden sollen, das wäre weniger aufgefallen, außer
Königin Luise ist das das einzige Bild von einer Frau in dem Buch! Da wird Frau
Maier-Rehfisch wieder so hässlich mit dem Näschen schnüffeln, wenn sie das
merkt.«  
    Liliane winkte
verächtlich ab, ihre Augen wanderten liebevoll über das Stück Papier.
    »Puh, bei weißem
Leder und Marmorboden könnte Eleonore aber nicht mit zum Tee kommen!«, warf
Ivonne ein und beobachte Eleonore, die mit einem dicken Stock im Maul und hoch
erhobenem Kopf schlammspritzend an ihnen vorbeieilte, es schien, als müsste sie
ein dringende Lieferung zustellen, das struppige Fell sah aus, als hätte sie
sich im Brackwasser gewälzt. Hatte sie mit Sicherheit auch.
    »Eleonore? In meiner
Wohnung? Die ist bis dahin ohnehin tot.«, meinte Liliane tonlos. Sie faltete
die Zeichnung zusammen und rannte dann hinter Eleonore her, um ihr den Stock
abzujagen.
    Ivonne schluckte.
Natürlich, so lange lebte kein Hund.
    Keuchend kam Liliane
zurück und hakte sich bei ihr unter.
    »Ach, das wird toll!
Die Wohnung ist in Berlin, natürlich, du weißt ja, mein echter Vater wohnt
dort, hab ich bestimmt schon hundertmal erwähnt, oder? Ich werde Journalistin,
am liebsten Reisejournalistin und werde durch die ganze Welt fahren, und dann
werde ich froh sein, wenn ich ab und an nach Hause komme und mich von den
Strapazen erholen kann! Und du, Ivonne, du könntest... was? Mich begleiten?«
    »Das würde ich...
schon gerne... aber das geht doch nicht.«, nuschelte Ivonne und sah nach einer
fernen Bergkette, die langsam in grauen Wolkenmassen verschwand.
    »Nun komm mir nicht wieder
mit deiner Ranch in Arizona, das sind doch Kindereien, Fantasiepupse!«
    »Nein, nein, nein !
Gar nicht! Gar nicht wahr! Keine Fantasiepupse!«, rief Ivonne erregt und
streifte mit einer brüsken Geste Lilianes Arm ab. Ihr Herz schlug heftig gegen
ihren Brustkorb und sie presste beide Hände dagegen.
    »Hey, hey, ganz
ruhig, so hab ich es doch nicht gemeint! Aber du kannst doch nicht ernsthaft
glauben, dass du eines Tages auf einer Ranch lebst und mit einer Horde Cowboys
Rinder züchtest?«
    »Doch! Kann ich wohl!
Die

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