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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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Ranch gibt es nämlich schon! Ätsch!«  
    Ivonnes Augen
brannten und sie schluckte heftig. Obwohl sie ihr Geheimnis bis in alle
Ewigkeit hatte hüten wollen, trieb ein unwiderstehlicher Drang sie vorwärts und
sie platzte heraus: »Die gibt es, die ist da, in einem wunderschönen Tal mit
saftigen Weiden und wenn du auf der Veranda sitzt und ein Steak mit Pommes
isst, kannst du Canyons und rote und ockerfarbene Felsen mit Pinien drauf
sehen! Und Kaktüsse! Riesige Kaktüsse! Und das alles gehört... meinem Daddy! «
    »Deinem... wem? Daddy ?«
    »Siehst du wohl, du
bist nicht die Einzige, die mit einem Stiefvater leben muss, aber schwöre mir, schwöre
mir , dass du es niemandem verrätst!«
    »Nein, nein, mache
ich nicht, geht klar, beruhige dich! Wow, erzähl mir mehr, dein Papa ist also
auch nur eine Attrappe? Knorke!«
    Liliane hakte sich
wieder bei Ivonne ein, die ihren Arm als Zeichen der Versöhnung kurz drückte.
Wie zart dieser Arm war, selbst in dem dicken Anorakärmel, zart und
zerbrechlich! Ivonne sah auf den Scheitel der Freundin hinunter. So, jetzt
wusste sie Bescheid!
    Wenn sie mit ihrem
Koffer, einem kleinen Koffer, denn sie würde nicht viel mitnehmen aus ihrem
alten Leben, auf der Ranch ankäme, würde ihr Daddy sie erwarten, vor der
großen Tür mit den schmiedeeisernen Beschlägen, und sie würde lernen, sie zu
ölen und zu polieren.
    So würde er stehen,
so würde er sie erwarten: Ein Bein nach vorn geschoben, die Hüfte eingeknickt,
so wie sie in schon hundertmal gesehen hatte, sein Bauch würde wie der ihre ein
wenig über einem Gürtel mit Silberspange, verziert mit Türkissen, lappen,
gemütlich, beeindruckend, wie nur ihrer beider Bäuche waren! Steaks und Pommes
und Ketchup warteten schon auf dem massiven Holztisch auf der Veranda, und da!
Was war das? – Oh, Daddy, ein Geschenk? Ein Hündchen? Nur für mich? –
Sicher, Süßherz, der ist nur für dich, den brauchst du, wenn du durch die
Wälder streifst, die... äh.... hier zwar nicht sind, aber wir machen ja auch
mal Urlaub in den Rockies!«
    Ivonne
lächelte versunken. Sie würde einen Hund haben, einen amerikanischen Hund, der
nicht in Lilianes Wohnung durfte. Dann würden sie Liliane eben nie, nie, nie
besuchen!
    Und sie würde nie
mehr rennen, nur noch zockeln, streifen, wandern!
    Das Training der
letzten Wochen hatte ähnliche Erfolge gezeigt wie der erste Jogging-Tag, nur
dass es für Ivonnes Empfinden mittlerweile bereits zu kalt war, um sich auf den
Boden gleiten zu lassen und ihr Schicksal abzuwarten, statt dessen klammerte
sie sich bei Anzeichen von Schwindel und Übelkeit an den nächstbesten Baum oder
blieb schwankend stehen, die Füße fest im Boden verankert.
    »Du nimmst das nicht
ernst! Du nimmst das, zur Hölle mit dir, verflixt noch mal nicht ernst!! Dies
hier ist kein Mutter-und-Kind-Turnen, dies ist Training ! Ich brauche
jemanden, auf den ich mich verlassen kann, jemand, der mein Partner sein kann!«
    Liliane
stapfte zornig um Ivonne herum, knisternd und schillernd, herrisch, mit
verzerrtem Gesichtsausdruck, den Lehrer und Schüler gleichermaßen zu fürchten
begonnen hatten, da er eine unberechenbare Tat, einen wilden Schlag, ein
ungestümes Wortgefecht ankündigte, und wer hatte geahnt, dass in diesem stillen
Kind ein solcher Vulkan brodelte? Neben ihr stand stets das große,
schwerfällige Mädchen mit glasigem, in sich gekehrtem Blick, und nuckelte an
ihrer Capri-Sonne, und auch wenn Magnum Hendrik zuflüsterte, dass sie so
aussähe, als ob sie an einem Schnuller saugen würde, hatte niemand mehr
beobachtet, wie einer der beiden einen Schwamm in den Eimer mit dem
Schmutzwasser neben der Tafel tauchte und nach ihrem herrlich breiten,
treffsicheren Rücken zielte! Die anderen Mädchen zuckten die gemeinschaftlichen
Flashdance-Pulli-Schultern, nachdem Hendrik die Zwei aus der hintersten Reihe
nicht mehr im Fadenkreuz hatte, und verloren demonstrativ ebenfalls das
Interesse, beäugten sie nur noch misstrauisch, während sie gelangweilt Kaugummi
kauten wie Madonna, mit offenem Mund und vorgeschobenem Kiefer.
    Eines Tages.
    »Ist doch kein
Militärdrill wie in Fort Apache hier... «, brummelte Ivonne und zerstampfte
eine Eisscholle. Wasser spritzte aus der Pfütze auf Lilianes rosafarbene Beine
und sie holte tief Luft.
    »Du wirst sehen, wie
toll das noch wird, es wird unendlich Spaß machen, du brauchst nur ein bisschen
Disziplin, du isst einfach zu viel Zeug vor dem Training, ich kenne dich
doch!«, gurrte sie in

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