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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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und
verschränkte die Arme. Ihre Finger mit der Zigarette trommelten auf den Oberarm
und sie sah durch Ivonne hindurch, in Gedanken offensichtlich weit entfernt,
viel zu weit, wie Ivonne fürchtete, vom Inhalt ihrer Frage.
    »Darf ich? Mal
reinschauen?«, hakte sie nach und legte bittend den Kopf schief. Beinahe
synchron mit Frau Piskunovs gleichgültigem Nicken hockte sie sich vor das
braunschlierige Ofenfenster und betrachtete die blubbernde Käsekruste.
Erleichtert stellte sie fest, dass von dem ehemals eingeschweißten Fleisch
keine Gefahr auszugehen schien, alles sah friedlich und lecker aus.
    »Ist
da Kohl drin? Vielleicht? Frau Piskunov? Weißkohl, vielleicht?«
    Das
in dunklem Holzfurnier gehaltene Esszimmer war ganz nach Herrn Piskunov
ausgerichtet. Er leitete seine Entscheidungen im Familienkreis gerne mit den
Worten Ich als Familienvorstand ein und diese Grundvoraussetzung im
Piskunovschen Haushalt hatte die Einrichtung des Raumes merklich geprägt.
    Sein
Platz lag den Sprossenfenstern gegenüber, und so konnte er während des Essens
den Blick auf das gelblich verputzte Siedlerhaus nebenan genießen und die
dortige Familie durch deren identisches Sprossenfenster beim Abendbrot
beobachten.
    Lilianes Stiefvater
saß bereits in seinem Stuhl, der als einziger mit Armlehnen und samtenen
Armstützen ausgestattet war. Er las Zeitung, nickte den Mädchen väterlich zu
und paffte weiter an seiner Zigarre. Vorne an der Lehne war auf beiden Seiten
eine kleine, schalenähnliche Vertiefung angebracht, in die Herr Piskunov von
Zeit zu Zeit seine Zigarrenasche abstreifte. Ivonne sah gespannt zu und fragte
sich, ob er diese Schalen wie bei Flugzeugaschenbechern vor dem Essen
einklappen konnte, aber da erschien auch schon Frau Piskunov mit einem großen,
tropfenden Lappen, trat zu ihrem Mann, der die Arme hob und dabei seinen
Fußballartikel weiterlas, und wischte mit fahrigen Bewegungen die Vertiefungen
wortlos aus.
    »Dann gibt’s jetzt
Essen.«, flüsterte Liliane Ivonne ins Ohr, denn leise, leise, Herr Piskunov
mochte vor dem Essen nicht von Geplapper gestört werden!
    »Setz dich schon
Ivonne mach es dir bequem Liliane hilf mir mal beim Decken aber ein bisschen
dalli dalli.«, rasselte Frau Piskunov und rief mit der gleichen monotonen
Stimme nach ihren Söhnen, die lärmend und kreischend die Treppe hinaufstoben,
beim Anblick ihres Stiefvaters und Ivonnes, vor der sie heimlich Angst hatten,
aber schlagartig verstummten. Ivonne wippte verlegen auf den Zehen auf und ab
und konnte sich für keinen Sitzplatz entscheiden, da sie damit gerechnet hatte,
dass irgendjemand ihn ihr schon anweisen würde.
    Vorsichtshalber hielt
sie sich an der Stuhllehne des am weitesten von Herrn Piskunov entfernt
stehenden Stuhles fest, wurde aber sogleich von Martin unsanft weggestoßen, der
diesen als seinen Platz beanspruchte. Ruckartig ließ Herr Piskunov seine
Zeitung sinken und faltete sie zusammen, Kante auf Kante.
    »Junger Mann,
vielleicht will unser Gast dort sitzen, wie?«  
    Martin blinzelte
erschrocken zwischen seinen Ponyfransen hervor. Sein Blick wurde trübe, als er
bemerkte, dass Hubert Piskunov an der Spitze seines fusseligen Schnurrbartes
kaute.
    GefahrGefahrGefahr!
    Bevor Ivonne etwas
einwenden konnte, hatte sich Martin seine nackte Superstar-Barbie, die er von
Liliane geerbt und neben seinem Teller deponiert hatte, geschnappt und war
hastig vom Stuhl geglitten.
    »Aber ich... äh,
wenn’s doch sein Platz ist..«, stammelte Ivonne und versuchte an Herrn Piskunov
vorbeizuschielen wie eine Eidechse, weil Liliane behauptete, er habe den »bösen
Blick« .
    »Unsinn, setz dich,
du bist der Gast, nicht wahr, da hat der kleine Hosenscheisser hier nichts zu
wollen!«  
    Hubert Piskunov
lehnte sich jovial zurück und rieb sich die runden, mit rötlichem Flaum
bedeckten Hände, als seine Frau mit der Lasagneform ins Zimmer trat, gefolgt
von Liliane mit einer Salatschüssel und einer Flasche Fertigsoße. Sie zwinkerte
Ivonne zu und verdrehte die Augen, als sie an dem Stuhl ihres Stiefvaters
vorbeikam und ließ sich schnell neben  Ivonne nieder. Martin saß nun neben
Herrn Piskunov, hatte seine Superstar-Barbie auf der Gabel platziert und lugte
gierig nach der dampfenden Lasagne. Als Herr Piskunov seiner Frau den Teller
reichte, fiel sein Blick auf seinen Stiefsohn, der traumverloren die sich auf
dem Besteck räkelnde Puppe streichelte, an ihrem Plastikbusen fingerte und die
Plastikknie ein- und ausknickte, dass die Scharniere

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