Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Monchichi-Schachtel.
»Für dich! Hab ich in
der Stadt in dem Posterladen beim Theater gefunden« , verkündete Liliane.
« In so einer Grabbelkiste, für praktisch geschenkt.«
Ivonne rollte das
Poster auseinander und erstarrte.
» Daddy! Eine Aufnahme
lang vor meiner Zeit, aus Rio Grande , glaub ich! Liliane!«
Ivonne drückte Daddy knisternd an sich und blinzelte Liliane unter Tränen dankbar an. Der
leckere Trunk machte sie ganz rührselig, so kannte sie sich gar nicht, aber: So
ein herrliches Bild von Daddy und Liliane hatte an sie gedacht, als sie
in der Stadt war!
»Du hast ihn aus
einer Kiste gerettet. Du hast ihn gekauft und mir geschenkt!«
Sie nahm noch einen
Schluck und sabberte in ihrer Begeisterung Sekt auf das Bild. Sie strich den
Sekt mit ihrem Finger über Daddys Gesicht und benetzte seine zynisch
lächelnden Lippen.
»Hör mal, ich hab am
Sonntag die Top Ten im Radio aufgenommen!« Liliane legte die Kassette in einen
alten Rekorder und drückte auf Play. »Jetzt spielen wir Disco, das Bett ist die
Tanzfläche, die Lampe die Discokugel!«
Angespornt durch den
hemmungslösenden Sekt sprangen sie auf die Matratze und imitierten entfesselt,
was sie auf Fasnachts-, und Sommerfesten bei ihren Mitschülern an Verrenkungen
beobachtet hatten, bis sie keuchend auf den Boden sanken und nach neuen Taten
sannen. Liliane nahm noch einen Schluck aus der Flasche und wischte sich die
Lippen.
»Wir könnten Hubbsis
Zimmer durchsuchen…«, schlug Liliane nach einer Weile vor und nagte zögerlich
an einem Daumennagel. »Könnte ja was Schlimmes aus seiner Vergangenheit zutage
treten, so dass ich ihn erpressen kann! Dann müsste er mit Sack und Pack
verschwinden.«
»Ja, dann kannst du
ihn in die Wüste schicken! Dann seid ihr ihn los! Vielleicht versöhnen sich
deine Mutter und dein richtiger Vater dann wieder…«, spann Ivonne den Gedanken
weiter und malte die Versöhnungsszene mit Worten aus, die ihr zu entschlüpfen
schienen und - hörte nur sie dies schlierige Gerede oder lallte sie tatsächlich
ein wenig? -, doch konnte sie gar nicht aufhören, an der Fantasie zu basteln,
sie auszuschmücken, bis Liliane sie schließlich mit einer verächtlichen Geste
wegwischte:
»Nee, glaub ich
niemals! Versöhnung! Die hassen sich wie die Pest! Nein, wenn Hubbsi den Abflug
macht, dann würde ich alleine zu meinem Vater ziehen, ohne Mutti. Du kannst dir
nicht vorstellen, was der für eine tolle, riesige Bude hat, da wäre glatt noch
Platz genug für meine Brüder. Und immer ist was los, hochinteressante,
künstlerische Leute gehen bei ihm ein und aus, weil er nämlich nebenher Musik
macht und ein totales Genie ist. Damit kannst du nur kein Geld verdienen, sagt
er immer und schaut dann ganz traurig, deshalb muss er beim Finanzamt bleiben,
weil Mutti so viel Geld aus ihm herauspresst! Er tut mir dann so doll leid!«
»Warum hast du es
nicht längst getan? Ich meine, warum wohnst du denn nicht schon jetzt bei
deinem Vater, wenn du so gerne willst?«
Liliane zuckte die
Achseln.
»Mutti hat das
Sorgerecht, aber bevor Hubbsi auftauchte, hat sie überlegt, ob sie ein paar von
uns Vati überlässt, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie mit uns
dreien als alleinerziehende Mutter fertigwerden sollte. Und ausgerechnet in dem
Moment tauchte dieses Ekelpaket auf und machte wie immer alles zunichte! Vati
hat nie gefragt, ob ich zu ihm will, aber das tut er nur nicht, weil er so
anständig ist und mich nicht unter Druck setzen will, aber er würde ausflippen
vor Freude, wenn ich da plötzlich mit meinem Koffer stehe!«
»Kannst du es nicht einfach tun?
Du bist doch jetzt schon vierzehn!«
»Vati ist so ein
toller, einfühlsamer Mensch, weißt du? Der würde nie, nie im ganzen Leben was
zulassen, was Mutti nicht möchte, was ihr wehtäte, obwohl sie sich spinnefeind
sind. Das ist wahre Charaktergröße, was? Aber ich bin in der Zwickmühle, kann
nicht zu ihm ziehen, solange der Widerling existiert und hier den Vater spielt!
Hast ja gesehen, wie wunderbar er das hinkriegt!«
»Wie oft siehst du deinen echten
Vater denn?«
»Wir fahren zweimal
im Jahr zu ihm und kriegen alles gekauft, was wir wollen, weil er so ein
schlechtes Gewissen hat, der arme Vati! Ein besonders schlechtes Gewissen
sogar, weil er Mutti mit zwei Babys sitzengelassen hat und sie diesen blöden
Knilch geheiratet hat, nur um nicht allein mit allem dazustehen.«
»Woher weißt du, dass
es so war, ich meine, dass deine Mutter aus Angst bei
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