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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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eröffnete.
    Am Ende des
Nachmittags hievte sich Frau Weinwurm erschöpft und zufrieden auf den Barhocker
an einem der kleinen, hohen Bistrotische in einer Champagnerbar in der letzten
der unzähligen Einkaufspassagen, die sie durchquert hatte.
    »Was
man als Pelzjäger und Trapper alles zu tun hat! Jetzt lasse ich es zur
Belohnung mal richtig krachen!«, murmelte sie und steckte ihre letzte, halb
aufgebrauchte Hubba-Bubba Packung in den Rucksack. Ein einziger Kaugummi,
ordentlich zerteilt und sorgfältig portioniert, hatte für fünf Pelze gereicht,
und dies war eine hinreichende Ausbeute, fand Frau Weinwurm, doch nun taten ihr
die Zähne weh und sie musste dringend den süßlichen Geschmack von der Zunge
spülen.
    Frau Weinwurm nahm
noch einen Schluck aus dem Flachmann, um die Sandkörner, die wie vertrackt
immer wieder in ihren Mund drangen, obwohl nicht das leiseste Lüftchen ging,
hinunterzuspülen.
    »Und dann, Daddy, kam
diese wunderschöne Dame herein, kurz blitzte ihr Gesicht auf und ich dachte,
sie müsse ein Mannequin oder eine Hollywood-Schauspielerin sein, allerdings war
sie für ein Mannequin zu winzig, das sind ja immer so große, staksige Frauen,
die aber, ätschi-bätsch, immer noch kleiner sind als ich, und dann ging die
Dame direkt zum Tresen, so dass ich nur noch ihren Rücken sah, und ich kam und
kam nicht drauf, wie sie hieß, diese Schauspielerin, aber ich wusste, dass ich
ihr Gesicht bestimmt schon hundertmal gesehen haben musste, in Zeitschriften
oder im Fernsehen? Aber, dachte ich mir, egal wer sie war, ich wollte gewiss
kein Autogramm, denn diese wunderschöne Dame trug einen Leoparden! Mit
Leoparden hatte es angefangen, mit Leoparden sollte es wohl aufhören, und ich
nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Schampuskelch, und der Champagner
schmeckte wie abgestandene Katzenpisse …«
    Frau Weinwurm hielt
inne und lauschte. Nichts.
    Sie probierte es noch
mal.
    »Abgestandene
Katzenpisse?«
    Nichts, nur das
Rascheln eines Geckos, der es sich im Schatten von Frau Weinwurms Stiefeln
bequem gemacht hatte.
    »Mama? Mama! Ich sagte:
Abgestandene Katzenpisse. Pisse?«  
    Nichts.
    »Daddy, kannst du es
glauben, ich gebe Mama ein ‚abgestandene Katzenpisse’ und sie rührt sich nicht,
schimpft kein bisschen!«
    Eine halbe Stunde saß
Frau Weinwurm reglos unter dem Kaktus, mit gerunzelter Stirn und offenem Mund,
erstaunt, schockiert, zu keiner Regung fähig. Dann schüttete sie Daddy noch ein wenig Whiskey gegen den Stamm, weihevoll und bedächtig, und nahm ihre
Erzählung wieder auf:
    »Ich nahm also einen
großen Schluck aus dem Glas, es schmeckte immer noch wie …«  Frau Weinwurm
hielt inne und johlte dann laut: »KATZENPISSE! Und dann kramte ich in meinem
Rucksack nach den Hubba Bubbas, denn ein Leopard ist wie der andere und muss
gnadenlos gerächt werden, egal wie engelhübsch oder prominent die Mörderin ist,
nicht wahr? Und ich stecke mir den Kaugummi in den Mund und überlege, dass ich
ihr das ganze Stück auf den Pelz brennen werde, nichts wollte ich aufbewahren
für eventuelle andere Fälle, die ich noch auf dem Heimweg bearbeiten musste,
und ich kaue und kaue, damit es weich und klebrig und eklig wird, und da dreht
sie sich um, in der Hand eine hübsche Champagnerflasche in Goldfolie, nett und
knisternd als Geschenk verpackt und sie will sie eben in ihre Handtasche – ja,
Daddy, ich hab’s gesehen, es ist Kroko – packen, als sie mich auf meinem
Barhocker erblickt, wie ich das Geld auf den Tisch zähle, und da… und da... was
ist das ?«
    Frau Weinwurm kniff
die Augen zusammen und sah zu dem flirrenden Highway. Die Umrisse eines
geparkten Pick-Ups waberten in der Mittagssonne, war dies nicht Bernardos
Wagen?
    Wenige Augenblicke
später stolperte Bernardo in ihr Blickfeld, er torkelte, wischte sich ein ums
andere Mal die Augen und heulte auf, als er Frau Weinwurm unter dem Kaktus
fand. Er ging neben ihr in die Knie wie eine plötzlich fallengelassene
Marionette und verbarg sein Gesicht in ihrem Rock, zitterte am ganzen Leib.
    Unbeholfen strich
Frau Weinwurm über seinen Kopf, den er fest gegen ihren breiten Schenkel
presste, als wolle er darin verschwinden, mit ihm verschmelzen? Oder
hineinbeißen? Sie staunte über die glatte Seide seiner straff zum Pferdeschwanz
gespannten dunklen Haare und hätte ihn stundenlang so streicheln können,
langsam, beruhigend wie sie es bei einem kleinen, dem Tode entronnen Panterbaby
gern getan hätte, doch, so seufzte sie, sie konnte sie nur

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