Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
rächen, nicht
schützen! Warum eigentlich? hörte sie eine Stimme und wo kam sie her?
Sie sah sich um und ihre Bewegung brachte Bernardo zur Besinnung und er
rappelte sich schniefend auf.
»Ich hab… sie… sie…
gesehen, als… sie… «
Weiter kam er nicht,
denn erneut schüttelte ihn ein Krampf und er hielt sich beide Fäuste vor den
Mund, während Frau Weinwurm an seinem Zopf zog, als hielte sie eine
Klingelschnur gepackt.
»Autsch!«
»Hey, my dear young
fellow, nun komm erst mal zu dir! Ein Cowboy weint nicht, und ein Krieger
ebenfalls nicht!«
»Ich bin kein
gottverdammter Indianerkrieger, wann begreifen Sie das endlich?!«
»Na, also.«, grinste
Frau Weinwurm, zog die Knie an und zerrte ihren Rock über ihre Füße. »Jetzt
geht’s schon wieder und du kannst mir erzählen, was passiert ist.«
Frau Weinwurm
betrachtete die rote Felsenlandschaft, die Hügelkette weit dort hinten, in der
sich irgendwo Bernardos Lieblingsplatz verbarg. Er war hierhergekommen, zu ihr,
anstatt sich an seinem heiligen Ort zu verkriechen und nun standen sie hier am
Tresen im Saloon, der junge Indianer in der Mitte zwischen ihr und Daddy, und Daddy schlug ihm auf die Schulter und gebot dem Barkeeper mit einem
Wink, schnell Flüssiges herbeizuschaffen, doch der wollte einem Indianer nichts
ausschenken und kreuzte trotzig die Arme vor der Brust, doch da hatte ihn Daddy schon an seiner Schürze gepackt und spie ihm wilde Worte ins Gesicht!
»Hier, Kleiner, nimm
einen Schluck!«
Bernardo nahm den
Flachmann und trank gierig, so dass ihm Daddy schließlich die Flasche
mit einem schnellen Griff entreißen musste.
»Yahoo, Junge, immer
langsam, ihr Indians vertragt doch nichts!«
Bernardo wandte sich
ab und sein Kopf verschwand zwischen den Schultern.
»Mimi.«, sagte er
düster und mit solch tiefer Verbitterung, dass Frau Weinwurms Blick unauffällig
zu seinem Gürtel schweifte, ob dort nicht ein schwarzgefärbter langer Schweif
an blutiger Kopfhaut hing.
»Ich hätt’s ja noch
verstanden, wenn’s ein Typ in ihrem Alter gewesen wäre, irgendeiner, den sie
noch aus der Schule kannte, oder so. Von mir aus auch Rudi Schleinitz! Aber von
allen Männern… von allen Männern ausgerechnet dieser widerliche Piskunov ,
dieses Schwein, der nackte Mädchen um seinen Pool tanzen lassen möchte?«
»Ach du weh.«, machte
Frau Weinwurm und malte geringelte Schweineschwänzchen in den Sand. Sie
tauschte einen Blick mit Daddy , der die Augenbrauen hob und ihr
signalisierte: Hab ich’s nicht gleich gesagt, damals? Wie dieses
Frauenzimmer in ihren schrillen Klamotten aus der Postkutsche von New Orleans
stieg? Die konnte nix taugen, mit all dieser Farbe im Gesicht und der Federboa!
Eine Möchtegern-Asiatin!
»Getrieben haben sie
es, direkt in dem Tankstellen-Shop, genau vor der Sandwichauslage, auf dem
Tisch, auf dem ich…« Bernardo versagte die Stimme und er räusperte sich. »…
immer die Sandwiches für Mimi geschmiert habe, weil sie selbst dafür zu faul
war!«
Frau Weinwurm malte
ein Sandwich, von dem die Remoulade troff, in den Sand und antwortete nicht.
»Sehr überrascht oder
empört sind Sie ja nicht gerade!«
Bernardo hatte sich
umgedreht, und sie betrachtete die Tränenspuren in seinem weichen Gesicht, die
geröteten, geschwollenen Augen, und die Sonne schien direkt auf sein rechtes
Ohr und ließ es aufleuchten, so dass sie die zarten Adern ausmachen konnte, und
ihre Brust verengte sich, als hätte sie nicht nur ein einziges, sondern einen
ganzen Käfig voll geretteter Panterbabys!
»Naja, Piskunov hat
für meinen Geschmack ein bisschen zu viele Haare auf der Brust und sein Gesicht
hat eine Farbe wie Leberwurst, aber vielleicht sieht Mimi ihre Zukunft im
Motel- Bisinis ?«
»Sie! Sie sind ja
ganz schön abgebrüht! Aber was für ein Motel Business? Ohne mich läuft der
Laden nicht, die paar Gäste auf der Durchreise, also, eine Zukunftsperspektive
sieht anders aus.«
»Nun, dann solltest
du nicht lange jammern, sondern deine Sachen packen und den beiden ihre Lagune
überlassen, nicht wahr? Du wolltest doch ohnehin Ingenieur werden, also hör auf,
deine Zeit mit solchen Jobs zu vertrödeln!«
Bernardo schwieg und
dachte nach. Schluckte und schluckte an dem Kloß in seinem Hals, der immer
dicker wurde.
»Das sagen sie so
einfach«, krächzte er schließlich und ballte die Fäuste. »Sie waren wohl noch nie
verliebt!«
Frau Weinwurm malte
ein Herz mit einem Armorpfeil in den Sand.
»Ich
weiß nicht. Aber ich
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