Die Ewigen
meinem Zimmer und riss meine wenigen Habseligkeiten aus Schränken und Schubladen.
Ich freute mich auf die Burg: Nach fast drei Monaten Dienst in Rom mit endlosen Tagen in der düsteren Kirche war das immer wie nach Hause kommen. Um kurz nach zwölf piepste mein Handy mit einer SMS von Shara: 'Hast du Zigaretten? Meine sind ganz blutig.' Ich musste grinsen und tippte zurück: 'Hat der Doc dir das Rauchen denn schon wieder erlaubt?' Als Antwort bekam ich einen Smiley, der mir in einer Tour die Zunge heraus streckte. 'Bin gleich da, Dickkopf', schrieb ich zurück, kramte eine Packung Zigaretten raus und lief hinunter zu ihrem Zimmer. Auf mein Klopfen öffnete sie mir - barfuß, mit einer Jacke unter dem Arm.
"Wo willst du denn hin?"
"Raus. Ich rauche zwar, aber schlafen möchte ich in dem Dunst deswegen noch lange nicht."
Ich schüttelte den Kopf. "Keine gute Idee."
Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. "Meinst du, Drake entführt mich aus eurem Vorgarten?"
Ich zuckte unbestimmt mit den Schultern, Shara seufzte.
"Gut, du gewinnst. Soll ich die Bibliothek einräuchern oder lieber die Küche? Die Eingangshalle? Das Krankenzimmer?"
Ich lachte, war kurz versucht, zum letzten Vorschlag zu nicken, nur um zu sehen, ob Ciaran es wagen würde, der Prinzessin Vorhaltungen zu machen, unterließ das dann aber doch um des lieben Friedens willen. "Du kannst mein Zimmer missbrauchen, ich bin eh noch beim Packen."
Shara warf die Jacke zurück in ihr Zimmer und tapste dann neben mir her. Auch barfuß war sie natürlich immer noch groß im Vergleich mit anderen Mädchen, aber mir kam sie so trotzdem viel kleiner und zerbrechlicher vor. Ihre Augen waren noch dunkel und von Schatten gezeichnet, die Haut viel zu Weiß, aber die Würgemale an Hals und Arm waren ganz verschwunden und sie bewegte sich schon wieder natürlicher, wenn auch noch nicht wirklich schneller: Die alte Shara war noch nicht zurück, aber was erwartete ich auch? Ein einziger Tag war vergangen - ich sollte wem auch immer auf Knien danken, dass sie hier neben mir herging und nicht ich hinter ihrem Sarg.
"Schokolade hast du keine, oder?"
Ich bedachte die Prinzessin mit einem fragenden Blick, während wir langsam die zwei Stockwerke zu meinem Zimmer erklommen, sie zuckte mit den Schultern.
"Was ist? Ich hab Hunger."
"Ciarans nahrhafte Suppe war nicht dein Ding?"
Sie verzog den Mund. "Hühnersuppe - das arme Tier! Nein, ich hab nur einen Apfel und ein Stück Brot gegessen."
Ich hielt ihr die Tür zu meinem Zimmer auf - und natürlich bog genau in dieser Sekunde Jack um die Ecke in den Flur, zusammengefaltete Umzugskartons unter dem Arm. Er blieb überrascht stehen und warf mir einen sehr vorwurfsvollen Blick zu, den ich ein bisschen genoss: Ich schleifte gerade sein Mädchen auf mein Zimmer, und er hätte das um ein Haar gar nicht mitbekommen.
"Hast du Schokolade? Für Shara?", fragte ich ihn, er schüttelte den Kopf.
"Nein, aber Maggie hat meistens welche. Oder Ciaran. Ich sehe nach."
Er stellte die Kartons ab und lief die Treppe hinauf, Shara stand schon in meinem Zimmer und musterte mit hochgezogenen Augenbrauen das Chaos, das ich angerichtet hatte: Packen konnte ich nicht besonders gut, und meine bewährte Lieblingsmethode bestand einfach darin, erst mal alles raus zu holen und dann wahllos in Koffer und Kisten zu stopfen.
"Schicke Shorts", bemerkte sie, ich riss meine Unterhosen vom Tisch.
Sie grinste. "Stell dich nicht so an. Meine Sachen hat jemand von euch ausgepackt und in den Schrank gehängt, und davon war die Hälfte getragen."
Auch das Sofa war voller Klamotten, deswegen strich ich ihr die Bettdecke glatt und lehnte die Kissen ans Kopfende.
"Setz dich, da kannst du die Beine lang machen."
Sie dankte mir, blieb aber erst mal mitten im Zimmer stehen und besichtigte mein Reich. Gut, wirklich aufgeräumt war es hier nie, aber wenn ich gewusst hätte, dass die hochwohlgeborene Prinzessin mich besuchen würde, hätte ich wenigstens fertig gepackt und das Bett gemacht. Aber Shara schien sich nur in zweiter Linie für meine Unterwäsche zu interessieren, widmete sie doch jetzt meinem Wandschmuck einen längeren Blick.
"Was ist das?", fragte sie und deutete auf mein Messer, während ich ein paar Kleidungsstücke in den Koffer stopfte.
"Ein Messer. Das Messer, mit dem ich damals auf das Bild losgegangen bin. Du weißt schon."
"Als Andreas dich überrascht hat? In der Kirche in Paris?"
"Genau."
"Und warum hängt es da?"
Ich sah zu den zwei
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