Die Ewigen
sehen? Einem deiner angeblichen 'Brüder'? Jackson, bist du so freundlich?"
Jackson stand auf, trat einen Schritt nach vorn, zog Jackett wie Hemd aus und ließ den Priester mit großen Augen auf seine Brust starren, mich mit beherrschten Augen und unbeherrschten Gedanken auf seinen äußerst ansehnlichen Rücken.
"Was ist das?" Giuseppe sah von Jackson zu Andreas. "Das ist ja ganz falsch!"
"Shane?"
Ich drehte mich leicht um: Shane stand gar nicht auf, sondern zog nur mit der Hand seinen Pulli nach oben, bis die Narbe frei lag. Der Priester atmete schwer ein - sein Auge hatte jetzt aufgehört zu zwinkern und starrte fassungslos auf Shane, dann wieder auf Jackson.
"Das ist ja ganz falsch, das ist ..."
"Das ist das echte Kreuz, Giuseppe", sagte Andreas nun fast sanft, "das sind alles echte Kreuze. Und ich zeige dir auch gern meines."
Andreas knöpfte sein Hemd auf und zog den Stoff zur Seite. Der Priester versteinerte, wurde kalkweiß, dann sank er aus dem Stuhl auf die Knie, den Blick starr auf Andreas Brust gerichtet.
"Ein Großmeister-Kreuz, wo es doch nur einen Großmeister geben soll. Gerade Kreuze bei meinen Brüdern und Schwestern, wo deines schief ist. Drake hat dich belogen, benutzt und betrogen. Du bist kein Mitglied dieses Ordens, du bist nicht unsterblich, und du hast einem Mörder geholfen."
Kurz darauf war das Verhör zu Ende, viel früher, als ich gedacht hatte und bei weitem, bevor alle Fragen beantwortet waren - Giuseppe brachte kein Wort mehr heraus, seine Miene schwankte zwischen ungläubigem Entsetzen und selbstherrlicher Gewissheit unseres Irrtums. Reden wollte er nicht mehr: Andreas hatte ihm zwei oder drei Fragen zu Drakes Aufenthaltsort und weitere zu Drakes Plänen gestellt, aber der Priester hatte beharrlich geschwiegen, also schleiften ihn Magnus und Andreas nun zur Tür hinaus.
"Was passiert nun mit ihm?", fragte ich Ciaran, während ich mich steif aus dem tiefen Sessel hochhievte und Jackson aufmerksam neben mir stand, als wolle er mich auffangen, sollte ich ohnmächtig werden.
"Wir müssen noch packen, bis später!" Josie winkte mir kurz zu, dann zog sie Shane aus dem Zimmer.
Ciaran bat Jackson und Magnus, uns ebenfalls allein zu lassen, was die beiden sichtlich nur zögernd taten, dann konzentrierten sich die Veilchenaugen des Arztes wieder auf mich.
"Giuseppe bleibt in einem unserer Gästezimmer, er hat da erst mal alles, was er braucht. Laufen lassen können wir ihn nicht. Unten gibt es gleich Essen", fügte er hinzu, als ich Giuseppes Festsetzung abgenickt hatte, "wir haben alle heute noch nichts Richtiges gehabt, und morgen wird ein langer Tag. Die Küche ist die Tür gleich rechts, wenn du die Treppe runter kommst."
"Vielen Dank", antworte ich, "aber ich möchte erst einmal auf mein Zimmer und mich hinlegen."
"Ich würde dich gern noch mal abhorchen und deine Temperatur messen", bat Ciaran, doch ich schüttelte den Kopf.
"Morgen früh, okay?"
Er akzeptierte nur zögernd und geleitete mich langsam die Treppe hinunter bis zu meiner Tür. Gott, wäre ich froh, wenn ich endlich wieder fit war - diese Fürsorglichkeit war mir einfach nur peinlich. Würde ich in die Küche hinunter gehen, würde ich dort weiter bemuttert werden, und das dann notwendige dankbare Lächeln war mir heute einfach noch zu anstrengend.
"Heute kann ich noch nichts essen", sagte ich zu Ciaran, als er mir die Tür zu meinem neuen Zimmer aufhielt, doch diesmal gab er nicht so schnell klein bei: Ich müsse etwas zu mir nehmen, müsse meinem Körper Energie zuführen, dann ginge es mir schneller besser - so eine Kochsalz-Infusion sei ja sehr gesund, aber nicht besonders reichhaltig, fügte er durchaus witzig hinzu.
Wir einigten uns darauf, dass er mir Essen hochbringen würde, und als ich die Tür hinter ihm schloss, drehte ich den Schlüssel zweimal im Schloss herum. Das ist unhöflich, dachte ich, mir Ciarans Anwesenheit auf dem Flur hinter der Tür nur allzu bewusst, aber scheiß drauf: Ich war hier allein unter Fremden, ich war erst gestern überfallen und verletzt worden - das waren schon zwei Gründe und damit einer mehr, als ich brauchte.
Magnus Shara kam nicht zum Essen runter. Ciaran füllte Suppe in eine Schale und trug das Tablett mit Brot und ein bisschen Obst zu ihr hinauf - sie sei müde und wolle schlafen, sagte er. Das Essen war dann auch für uns andere eine kurze und schweigende Angelegenheit: Wir waren alle kaputt und hatten alle noch zu packen, ich stand also kurz darauf in
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