Die Ewigen
großen Nägeln herüber, die das Messer hielten, und wünschte, ich hätte sie nie eingeschlagen.
"Nur ein blöder Scherz."
Shara zog erneut die Augenbrauen hoch, ich wand mich ein wenig unter ihrem stahlgrauen und stahlharten Blick, bevor ich antwortete.
"In der Burg hängen Schwerter an der Wand, also habe ich hier das Messer hingehängt."
Das stellte sie nicht zufrieden, aber mehr oder gar die Wahrheit konnte ich nicht sagen, nicht zu ihr, nicht in dieser Situation: So was erzählt man keinem, der gerade niedergestochen worden war. Streng genommen hatte ich noch niemandem den wahren Grund erzählt, Jack nicht, Andreas nicht, Ciaran nicht, auch wenn sie und alle anderen Brüder und Schwestern einen fragenden Blick auf meine komische Wanddekoration geworfen hatten. Nein, aussprechen konnte ich das nicht - aber Pergament ist geduldig, stellt keine dummen Fragen und nervt auch nicht mit allerlei wohlmeinenden Psycho-Ratschlägen, deswegen trage ich es hier jetzt nach: Das Messer hängt da, weil es mich daran erinnern soll, wer ich gewesen bin - und vor allem daran, was ich damals beinahe getan hatte, was ich hatte tun wollen, bis Andreas mich aus der Kirche geschleppt hatte. Ich hatte an diesem Gemälde nur geübt, hatte das Messer nur ausprobiert, rasend vor Wut und in absoluter Gewissheit, dass es das Fleisch dieses Priesters ebenso zuverlässig durchschneiden würde wie die Leinwand des Bildes - in absoluter Gewissheit, dass ich in sein Haus zurückkehren und ihn umbringen würde, damit er weder mir noch denen, die nach mir kommen würde, das antun konnte, was ich schon zu oft erlebt hatte.
Als Nächstes begutachtete Shara ein paar Bücher, die auf dem Schreibtisch lagen, und ich nickte ihr zu, als sie fragend die Hand nach einem alten Federkiel ausstreckte. Mein Schreibtisch stand seit ... ja, seit etwa 1830 hier, und er hatte nun mal eine Vertiefung für Federkiel und Tintenfass, also stand beides auch darin: Die Tinte seit langem eingetrocknet, die Feder spröde. Die Prinzessin prüfte die Spitze der Feder und strich über das graue Gefieder, das daraufhin eine kleine Staubwolke absonderte.
"Selbst gemacht", sagte ich, "aber sie ist schon zu alt, sie würde nicht mehr richtig schreiben."
"Was muss man denn da machen?", fragte Shara erstaunt, ich lachte - das gehörte dann wohl in die Abteilung 'ausgestorbene Handwerkskunst'.
"Es reicht leider nicht, wenn du der armen Gans die Feder rausreißt und sie anspritzt. Du musst sie unten anschneiden und das Mark ausdrücken, sie in Wasser einweichen und danach härten - am besten in heißem Sand, bis sie so durchsichtig und fest wird. Dann musst du noch die Haut abpellen, sie anspitzen und das Gefieder so weit anschneiden, dass du sie halten kannst. Und wenn du Pech hast, hast du die Gans an der falschen Flügelseite gerupft und dir als Rechtshänder eine Linkshänderfeder gemacht."
Shara lachte, besah sich die Spitze genauer, stellte die Feder dann vorsichtig zurück und hockte sich auf mein Bett, ich machte das Fenster auf und gab ihr eine Zigarette und Feuer. Natürlich musste sie husten, als sie den Rauch inhalierte, und natürlich musste ich darüber lachen. Ich bekam dafür einen frechen Spruch über meine Socken zurück, die nicht unbedingt nach Farben sortiert zusammengedreht waren, und fühlte mich wiederum besser. Jack tauchte nach ein paar Minuten mit einer riesigen Pralinenschachtel wieder auf, ich streckte die Hand danach aus, doch er beachtete mich nicht weiter, setzte sich auf das Fußende meines Bettes und nestelte an der Zellophanfolie rum. Er würde nicht gehen - und ich würde ihn nicht darum bitten können, Höflichkeit setzt Magnus schachmatt. Ich seufzte, zog mir einen Stuhl heran und leistete Shara bei einer Zigarette Gesellschaft.
Sie hustete noch mal, rieb sich gedankenverloren mit der Hand über die Brust und verzog den Mund.
"Tut es noch sehr weh?", fragte Jack, dann schob er ihr die geöffnete Schokoladenschachtel hin.
Sie schüttelte den Kopf und streckte vorsichtig die Beine aus. "Nein. Es juckt jetzt ganz fies, tief innen drin - da, wo man sich nicht kratzen kann."
Sie warf die Zigarette in das Glas, das ich ihr anstelle eines Aschenbechers hinhielt, und schob sich eine Praline in den Mund.
"He, die sind lecker. Ist das auch Okay, wenn ich die esse?"
Jack zuckte mit den Schultern. "Maggie ist nicht da, ich habe sie also mehr oder weniger gestohlen - aber sie hatte den ganzen Schrank voll. Es wären auch noch Kekse da,
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