Die Ewigen
Stundenfutter und Chips, wenn du möchtest."
Das erklärt dann auch, warum Maggie trotz erhöhter Trainingseinheiten und Ciarans Diätplan immer noch mehr wiegt als ich, dachte ich boshaft und nahm mir auch eine Praline - igitt. Shara bemerkte meinen angeekelten Gesichtsausdruck, lachte leise und vorsichtig auf, als müsse sie das neu lernen: Es klang toll.
"Was hast du erwischt?"
"Marzipan, pfui Teufel."
"Ich mag Marzipan. Ich kann nur so Gelee-Zeug und Likörfüllungen nicht ausstehen, ansonsten mag ich alles, wo Schokolade dran ist."
Sie aß noch eine Praline und sah sehr glücklich aus. Jack hockte ihr gegenüber, schaute ihr zu und sah auch sehr glücklich aus - ich fühlte mich ein wenig überflüssig, wollte aber nicht weichen, schließlich war das hier mein Zimmer, schließlich saß Shara auf meinem Bett.
Es klopfte an der Tür, nach meinem 'Herein' steckte Josie den Kopf ins Zimmer.
"Magnus, hast du Shara ... da bist du ja!"
Sie kam zu uns rüber, streckte der Prinzessin ein keines Fläschchen mit Pillen entgegen.
"Schmerztabletten, mit besten Grüßen von Ciaran. Hab ich vergessen, dir zu geben. Nur wenn nötig, immer nur eine und viel dazu trinken." Sie wedelte den Rauch weg und blinzelte auf die Pralinen und die Schachtel Zigaretten herunter. "Also, das geht ja nun wirklich nicht."
Shara schob ihr die Pralinen hin. "Die Weißen da sind super."
Josie stemmte die Hände in die Hüften und setzte ihren kritischen Krankenschwesterblick auf, doch den hielt sie nur für Sekunden durch. Dann lachte sie, rief nach Shane, faltete sich in einer fließenden Bewegung auf dem Teppich vor dem Bett im Schneidersitz zusammen und zog die Schokolade zu sich heran. Shane schloss die Tür und setzte sich neben sie - und damit war an Packen erst mal nicht zu denken. Die ausgegebene Losung 'keine Fragen' schien immer noch zu gelten, daher drehten sich die Gesprächsthemen zunächst um alles Mögliche, solange es nur schön harmlos war. Josie erzählte Shara ausführlich von der Burg, lockte sie mit Jacks exquisitem Fuhrpark, den von ihr perfekt eingerichteten Zimmern und den exzellenten Shopping-Möglichkeiten in Bozen, als würden wir morgen in Urlaub fahren und nicht aus dieser Stadt flüchten. Ich holte Getränke aus der Küche - keinen Alkohol!, zischte Josie mir hinterher, aber ich brachte trotzdem eine Flasche Rotwein mit, von dem auch Shara einen winzigen Schluck trank. Ihre Wangen bekamen davon ein bisschen Farbe, sie machte die Pralinen nieder und lachte immer häufiger über meine mittelprächtigen Witze und Josies flapsige Antworten. Ihre bloßen Füße lagen wie zufällig auf Jacks Oberschenkel, er hatte einen Arm locker auf ihren Jeansbeinen abgelegt und sagte fast gar nichts, aber seine treuen Hundeaugen waren beredet genug.
"Wie lange dauert die Fahrt morgen eigentlich?", wollte Shara wissen, als eine Kirchturmuhr in der Nähe Zwei schlug.
"Es sind etwa sechshundertfünfzig Kilometer", sagte Jack, "je nach Verkehr so fünf, sechs Stunden. Wir fahren mit zwei Autos und Shane mit dem Transporter."
"Und wann wollt ihr los?"
"Wenn du ausgeschlafen hast, natürlich", antwortete Josie, "oder wenn Magnus den Schweinestall hier aufgeräumt hat. Ich setze einen Platz vorne darauf, dass du vor ihm im Auto sitzt."
"Sehr witzig", antwortete ich und warf die Silberpapiere nach ihr, die sie von den Pralinen abgezogen und dann achtlos auf meinem Teppich liegen gelassen hatte.
"Ich sollte schlafen gehen."
Shara rutschte vom Bett, richtete sich auf - und schnappte im selben Moment hörbar nach Luft, versteinert zu einer verkrümmten Statue. Josie und Jack sprangen auf, aber Shara hob abwehrend die Hand: Nicht anfassen, es geht schon.
"Scheiße", sagte sie nach ein paar reglosen Sekunden, "das tat weh. Da hat sich wohl irgendwas ... innen drin ... sortiert."
Das klang fies, aber Josie nickte fröhlich. "Deine Lunge zieht sich zusammen. Da war ziemlich viel Blut drin, dadurch dehnt sie sich aus und sackt nach unten, jetzt wird das Blut abgebaut und sie wandert wieder hoch."
Shara ließ sich vorsichtig wieder auf dem Bett nieder und massierte ihre Rippen - dort, wo ihr Kreuz sitzen musste. Diesmal bemerkte sie meinen indiskreten Blick auf ihre Brust, sah dann der Reihe nach die anderen an.
"Ihr wollt die Kreuze sehen, oder?"
Erst sagte keiner was, doch dann nickte Shane. "Ja, sehr gern. Aber du musst sie uns nicht zeigen."
Shara überlegte einen Moment. "Nein, ist schon in Ordnung. Wenn die Herren kurz
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