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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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ein: Ich hatte mit dem Schwerttraining eindeutig ein Vorrecht auf Sharas Zeit, denn Blutabnehmen war nichts, was sie in näherer Zukunft dringend zum Überleben benötigte oder was die Ordensregeln einem neuen Mitglied als Pflicht auferlegten.
    "Wann stehst du denn morgens so auf?", fragte ich sie, während ich zwei Flaschen Rotwein entkorkte.
    "Warum?"
    "Laufen."
    Sie stöhnte und schrappte die Tomaten in einer schwungvollen Bewegung in die Salatschüssel.
    "Um zehn?"
    Ich lachte nur und holte Gläser aus dem Schrank.
    "Sechs, spätestens."
    "Neun, und fang nicht wieder an zu schmollen."
    "Dann machen wir Acht, aber ich gebe dir einen Kilometer Vorsprung."
    "Okay - aber wir können morgen eh nicht anfangen, ich hab nämlich keine Laufschuhe."
    Jack, Josie und Shane kamen gerade in die Küche, Josie bekam den letzten Satz noch mit und klappte erschrocken die Hand vor den Mund.
    "Mist - daran hab ich ja gar nicht gedacht! Entschuldige, Shara, dass tut mir echt leid, ich hätte dir welche besorgen müssen!"
    Unsere Prinzessin lachte, es klang nicht sehr enttäuscht. Sie verabredete sich statt mit mir zum Laufen mit Josie zum Einkaufen und mit Ciaran zu einer Einweisung in seine heißgeliebte Praxis, ich war also mal wieder der Verlierer der Stunde. Unerwartet rette mich Jack, der Shara einen Stuhl zurück schob, und sich dann wie selbstverständlich neben ihr niederließ: Er wollte sich wahrscheinlich nur selbst ein lauschiges Schäferstündchen mit ihr verschaffen, als er um tägliche Zeit für Schießübungen und ein bisschen Selbstverteidigung bat, Shara aber auch an ihre Verantwortung gegenüber dem Schwert erinnerte. Wir einigten uns auf erst Schießen, dann Selbstverteidigung und Schwert, weil Ersteres den ausgeruhteren Arm brauchte. Shara beschwerte sich hochdramatisch über unsere Versuche, ihren Urlaub im Schlosshotel in Arbeit ausarten zu lassen - wurde dann aber wirklich sauer, als Andreas hereinkam und ihr neben einem Schlüsselbund auch einen kleinen Notfallsender überreichte. Ich hatte auch einen in der Tasche, Shane hatte die Dinger schon in Rom für alle präpariert: Ein roter Knopf unter einer Schutzabdeckung sendete den Alarm samt Position des Absenders, aber natürlich war so auch der Standort des Besitzers jederzeit abrufbar. Shara rümpfte das Näschen, als röche das ganz übel nach Überwachung - und Andreas' Bitte, die Burg nicht allein zu verlassen, ertränkte sie in zwei frustrierten Schlucken Rotwein.
    "Nein", antwortete sie schließlich so ruhig, dass sie innerlich garantiert kochte, "das verspreche ich dir nicht. Ich habe in Rom gesagt, dass ich gehe, wohin ich will und wann ich will, daran wird sich hier nichts ändern. Aber ich danke dir für seine Sorge."
    Andreas akzeptierte die Absage ungerührt und mit einem Nicken, Ciaran stellte die Schüsseln auf den Tisch, ich sicherte mir den Platz gegenüber von Shara und häufte ihr mehr Nudeln auf den Teller, als ich selber jemals essen würde: Wir waren alle ziemlich ausgehungert, und das Essen beendete die Diskussion fürs Erste. Es steht Unentschieden im Spiel Orden gegen Prinzessin, dachte ich mit vollem Mund: Shara ist hier, beharrt aber auf ihrer Freiheit - macht jeweils einen Punkt für beide.

    Obwohl Shane ab Zehn regelmäßig gähnte und Josie auf der Bank hing wie eine runtergerutschte Porzellanpuppe, blieben wir bis fast Mitternacht in der Küche sitzen. Ciaran hatte Käse und Obst auf den Tisch gestellt und irgendwo eine Tafel Schokolade für Shara aufgetrieben, wenn auch ohne Nüsse. Ich holte noch Wein und viel mehr Wasser, und als ich aus dem dunklen, kalten Keller zurück in die warme, helle Küche kam, war ich mit meinem Leben so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Shara hatte ihre Schuhe ausgezogen, ein Bein auf dem Stuhl angewinkelt und hörte mit schmeichelhafter Konzentration Jack zu, der ihr irgendeine Geschichte aus der grauen Vergangenheit dieser Burg erzählte, in der eiskalte Winter und stockdunkle Nächte voller Sturm und Wolfsgeheul die Hauptrolle spielten. Die Lichter der Lampen tanzten auf Sharas goldenen Haaren, sie lachte melodisch über einen bissigen Kommentar von Josie und warf mir dann über die Schulter einen silbernen Blick und ein Lächeln zu, das mich ein bisschen aufrechter gehen ließ - Gott, sie war wirklich ... schön.
    Der Gegensatz zu dem steifen und förmlichen Essen mit allen Aktiven in Rom voller beherrschter Höflichkeit und gegenseitigem Prüfen hätte nicht deutlicher sein können - und

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