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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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einem Arbeitszimmer?), doch ihre blitzenden Augen verrieten mir, wie viel Spaß es ihr machen würde, die alten Sachen rauszuschmeißen, also ließ ich sie bereitwillig über angemessen seriöse Farben und die Notwenigkeit von eigenem Briefpapier phantasieren. Ebenso wenig erfreute mich kurz darauf das im Erdgeschoss gelegene Krankenzimmer mit angeschlossener Praxis - es erinnerte mich frappierend an das in Rom, und ich verließ es nach einem höflichen Blick schnell wieder. Auf der anderen Seite der Halle gab es eine Art Aufenthaltsraum mit Leinwand und Beamer, Fernseher, Spielekonsolen, Sofas, Sesseln, ein paar Laptops, Zeitschriften und Büchern - Geldmangel konnte ich hier nirgends erkennen, alles war ebenso gepflegt wie teuer. Eine Nobel-Kreuzritter-WG, dachte ich: Dabei hatte ich in der Uni alles versucht, um mir diese Erfahrung des 'wer hat Spüldienst' und 'wer hat meinen Jogurt geklaut' zu ersparen. Im Erdgeschoss gab dann natürlich noch die Küche - riesig, und mit einem gelungenen Kontrast zwischen blitzenden, nagelneuen Geräten und uraltem Refektoriumstisch inmitten von unverputzten Steinwänden. Ciaran nahm sich mit Schürze etwas befremdlich darin aus, winkte mir aber freundlich zu, dahinter gab es große Vorratsräume sowie eine Waschküche mit Waschmaschinen, Trocknern, Wäscheständern und Bügelbrett. Ein gemauerter Durchgang führte eine steile, finstere Treppe hinunter: der Keller mit den handgehauenen Höhlen. Als Josie eine Taschenlampe von dem Harken nahm, der neben der eisenverstärkten Tür hing, legte ich Veto ein und verwies auf meine Verwendung: Genug war genug, die Unterwelt konnte auf mich ja nun angeblich Unsterbliche warten. Josie nickte nur, und keine zwei Minuten später stand ich bei Ciaran in der Küche und schnippelte für ihn Gemüse klein.
    Magnus Als mich um Viertel vor acht mein knurrender Magen in die Küche trieb, zerteilte Shara gerade einen Kopfsalat, um den Körper eine Schürze mit der Aufschrift 'Hier kocht der Chef' - nicht besonders gut lesbar, da sie das Ding fast zweimal um sich rum wickeln musste.
    Ich deckte den Tisch, Ciaran erklärte der Prinzessin derweil unser System mit dem Essen,als ob sie das interessieren würde: Morgens und mittags versorgte sich jeder selbst aus der Küche, abends gab es um Punkt Acht eine warme Mahlzeit für alle. Was wir so brauchten wurde bestellt: Frisches Gemüse, Obst und Fleisch brachte eine unserer hilfreichen Damen aus dem Dorf morgens mit, für alles andere sorgte ein Lieferservice. Shara hatte ja ihre eigene Küche oben, deswegen musste Ciaran ihr keinen Kühlschrank zuteilen, in dem sie ihre garantiert fettfreien Produkte verstauen konnte. Sie kritzelte in einer unmöglich zu entziffernden Schrift 'Cola Light', 'Orangensaft ohne Fruchtfleisch', 'Schokolade mit Nüssen', 'fettarme Milch', 'Pfefferminzbonbons ohne Zucker' und 'Müsli ohne Rosinen oder Trockenfrüchte' auf den Einkaufszettel, auf dem wir unsere Sonderwünsche vermerkten, und ich hatte schon den Mund offen, um über diese Feinschmecker-Auswahl ohne Nährwert zu witzeln, als ich sah, wie sie mit Ciarans größtem Messer dem Gemüse zu Leibe rückte: Sie hackte eine Tomate mit Chefkoch-Geschwindigkeit in Scheiben, höhlte bei einer Gurke nicht weniger zimperlich mit blanker Klinge die Kerne aus, bevor sie das unschuldige Gemüse in Sekunden mit ebenso gezielten wie sparsamen Hieben zu regelmäßigen und hauchdünnen Scheiben verarbeitete. Wenn sie mit dem Schwert auch so furchtlos zu Werke geht, werden wir richtig gute Freunde werden, dachte ich, und hob mir meine Bemerkung über ihre Ernährung für eine Zeit auf, in der sie nicht bewaffnet war.
    Ciaran ließ sie die italienischen Namen der Gemüsesorten lernen, die sie zerteilte, und mit einer wirklich grauenhaften Aussprache machte sie aus den italienischen Wörtern ebenso schnell Kleinholz wie aus dem zweiten Salatkopf. Sie lachte über sich selbst, verwechselte die Wörter für Staudensellerie und Knollensellerie, zeigte Ciaran eine schnellere Methode zum Zwiebeln hacken, verlangte für weitere Hilfe ein japanisches Messer mit wirklich scharfer Klinge, und hatte damit nun auch unseren Doc ohne weitere Gegenwehr restlos erobert: Ab morgen würde sie jeden Abend um sieben in der Küche stehen - Hilfsdienste im Gemüseschneiden gegen Italienischunterricht. Als Ciaran dann noch bei der Prinzessin nach einer helfenden Hand für seine gelegentlichen ärztlichen Einsätze suchte, mischte ich mich dann aber doch

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