Die Ewigen
erblinzelte Fragil-Architektonisches, assoziierte nichts Blutiges und war damit schon eher zufrieden.
"Du kannst dir jederzeit andere aussuchen. Auch im Schlafzimmer hab ich einfach was aufgehängt, was ganz gut passt."
Ich nickte, und ließ die Farben und Formen des Raumes auf mich wirken. Weiße Wände, weiße Möbel, das Braun des Bodens und der Vorhänge, dazu das durch die Fenster leuchtende Grün des Tales und das Blau des Himmels, die als Farbkleckse platzierten Bilder - Josie verstand was von ihrem Job, soviel war klar.
Mein Schweigen interpretierte sie dann allerdings anders, als es gemeint war.
"Wenn es dir nicht gefällt, dann kann ich ..."
"Josie, spinnst du? Das ist ... absolut toll! Das gefällt mir nicht nur, das ist der absolute Wahnsinn!"
Ich versuchte mit den Armen eine den Raum umfassende Geste, meine Innenarchitektin strahlte erleichtert.
"Ja, wirklich? Super! Ich war mit wegen der Farben nicht so sicher, deswegen hab ich mich erst mal zurückgehalten, und ich hab mich natürlich an deiner Wohnung orientiert." Sie deutete auf die Fenster, die zum Hof hinausgingen. "Ich hab die gleiche Aussicht von meinem Zimmer, Shane hat eins mit Blick auf den Hang erwischt, ist ihm aber egal. Ach ja: Du hast als Einzige einen Balkon, komm mit!"
Sie fasste mich bei der Hand und zog mich zur rechten Wand, dort riss sie den mittleren der drei Fensterflügel auf und stürzte hinaus. Zum Glück war ich halbwegs schwindelfrei, sonst hätte ich den Schritt über die Schwelle sicher nicht gewagt: Der Balkon war tatsächlich der Einzige an der gesamten Wand, und diese maß unter uns nicht etwa nur die drei Stockwerke, die wir heraufgestiegen waren - die Mauer lief hier, an der Rückseite des Gebäudes, unten in der steilen Felswand aus, die sich in den Tiefen der schmalen Kluft mit entfernt rauschendem Bach verlor - mehr als hundert Meter, tiefe Schwärze mit nebliger Gischt. Leicht benommen trat ich von der nicht allzu hohen Brüstung zurück, und widmete mich dann doch lieber der Besichtigung des Möbelstücks, das die halbe Fläche des Balkons einnahm.
"Ich hab an deinen Katalogen gesehen, dass du dir so was angeschaut hast, da musste ich einfach eins kaufen. Gab es auch noch in Grün, aber das wäre von außen zu auffällig gewesen, oder?"
Josie sprach von einem riesigen Sofa der Extraklasse: Unten ein dunkelbraunes Rattangeflecht, darauf dicke, cremefarbene Polster mit unzähligen Kissen in Weinrot, darüber eine Art Betthimmel mit Sonnensegel und langen, bunten Zierbändern, die der Wind verspielt umherwirbelte - mehr Burgfräulein ging nicht. Und Josie hatte Recht: Ich hatte mir so ein Teil kaufen wollen, ganz sicher um einiges billiger als diese nach edlem Stoff und Handarbeit aussehende Luxus-Ausgabe, und ebenso sicher hätte es auf meinem Mietwohnungsbalkon einfach nur lächerlich ausgesehen, wohingegen es hier perfekt passte.
"Das Ding ist der Hammer. Darf ich?" Josie nickte und strahlte.
"Ist doch deins! Darf ich auch?"
Wir ließen uns andächtig auf dem guten Stück nieder, und noch nie hatte mir simples Sitzen so den Atem geraubt: Von den weichen Polstern sicher umfangen, lag man in dem Ding mehr, als man saß - und fühlte sich angesichts des dramatischen Ausblicks auf schroffe Berghänge, Wald und Himmel wie ein Adler in seinem Horst. Ein leichter Wind strich um den Balkon, das Wasser rauschte von unten, ansonsten herrschte eine unglaubliche Stille. Jetzt war ich wirklich begeistert: Dieser Platz allein war es schon wert, hierher gekommen zu sein!
Josie war jedoch noch nicht fertig mit ihrer Führung, daher scheuchte sie mich nach ein paar entspannt-verzückten Minuten wieder hoch. Unsere nächsten Stationen waren das Schlafzimmer, das Bad sowie das dazwischen liegende Ankleidezimmer (natürlich, ein simpler Schrank war für Josie indiskutabel!): Im Schlafzimmer gab es ein großes Doppelbett mit jeder Menge weißer und lindgrüner Kissen, eine passende Chaiselongue mit Leselampe, auf einem Sideboard eine alte, aber exzellent erhaltene Steinplatte mit der mittelalterlich-eckig wirkenden Darstellung eines Engels - zum Glück ohne Schwert. Von Jackson aus dem Kunstfundus des Ordens ausgesucht, wie mir Josie mit neugierigem Seitenblick versicherte, was ich aber unkommentiert ließ, ebenso wie das optimistisch aussehende Doppelbett mit zwei Sätzen Kissen und Decken. Im Bad eine riesige Wanne und eine Dusche, ein Doppelwaschbecken - und selbstverständlich meine Cremes und Parfüms auf einem
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