Die Ewigen
Lachen und mich ein weiteres Mal in den Genuss seiner frechen Eckzähne, dann bekam ich jedoch ganz klar erklärt, dass ich 'das Ding' so alle fünf Minuten verlieren würde, was ja nicht Sinn der Sache sei. Im Endeffekt trug ich Waffe und Munition so vorsichtig wie rohe Eier in mein Zimmer, durchwühlte erfolglos die Schränke nach einer weit geschnittenen Hose und versöhnte mich dann mit Josie, als ich sie bat, doch meine Garderobe meiner neuen Bewaffnung anzupassen.
Anschließend zog ich mit Jackson vom Schießstand um in die Trainingshalle, in der Magnus schon wartete und über meine grünäugige Begleitung sichtlich nicht besonders glücklich war. Das Folgende erinnerte mich dann ein wenig an einen Kurs zur Selbstverteidigung, den ich vor Jahren mal mit der Tochter der Nachbarn besucht hatte, weil deren Eltern sich über unseren doch sehr dunklen morgendlichen Schulweg Sorgen machten (was meinen indes nicht einmal aufgefallen war).
Okay, das Niveau von Jackson und Magnus lag um einiges über dem 'wie Sie aus Ihrem Regenschirm eine wirkungsvolle Waffe machen', das mich damals nach wenigen Stunden in die Flucht geschlagen hatte, aber ich blieb auch hier skeptisch: Magnus wollte mir für den Anfang zeigen, wie ich mich durch schnelle Drehungen aus einem Griff wie dem Drakes um meinen Arm herauswinden konnte, doch das gelang mir schlicht und einfach gar nicht. Die notwendigen Bewegungen waren mir klar: Ich bog meinen Arm in Richtung der Schwachstelle Daumen und wirbelte so schnell wie möglich unter Jacksons oder Magnus Armen hindurch - lösen konnte ich mich allerdings nur dann, wenn die beiden mehr oder weniger freiwillig losließen. Ich hatte schlicht zu wenig Kraft, um es auf diese Nähe mit einem halbwegs trainierten Mann aufnehmen zu können, war am Ende ziemlich deprimiert und rieb mir den lädierten Arm, während ich im Haupthaus nach Ciaran suchte. Der versorgte mich mit hauchzarten Tomate-Mozzarella-Sandwiches und schlug für die nächste Trainingsrunde vor, ich solle Magnus einfach ins Knie schießen, die meisten Leute würden dann recht zuverlässig loslassen. So viel Sarkasmus war ich von dem Arzt-Koch nicht gewohnt, ich lachte und war damit schnell aus meiner 'ich tauge zu rein gar nichts'-Stimmung erlöst.
Es folgte eine Schnelleinweisung in Ciarans Praxis inklusive genauer Erklärung des Inhalts seiner Notfalltasche - auf Deutsch zum Glück, das Italienisch sparte er sich für die Küche auf, in der ich ab sieben Uhr unter seiner Anweisung dicke Steaks zuschnitt und die erste Zabaione meines Lebens zubereitete: Schaumig-flockig (wie von Ciaran gewünscht) bekam ich sie zwar nicht gerade hin, aber immerhin essbar.
Unpassenderweise fing Andreas beim Abendessen vom Stand der Dinge bezüglich der Suche nach Drake an, und ich überließ meinen Nachtisch dann gern Magnus, da mich bei diesem Namen akut der Appetit verließ. In Rom waren die verbliebenen Kreuzritter auf Drake angesetzt, Shane sammelte die Infos auf der Burg und hielt Andreas auf dem Laufenden. Es gab trotzdem im Grunde nur zu berichten, dass es nichts Greifbares gab: Über das lückenhafte Kamera-Netz von Rom hatte man Drake nach Travestere zurückverfolgt und dort nach einigen Mühen schließlich ein Haus ausfindig gemacht, das seit mehreren hundert Jahren auf den gleichen Namen eingetragen war. Dieser Name lautete nicht Drake, aber ein nächtlicher Besuch von Sven und Pablo zeigte deutlich, dass sich der ehemalige Ordensmeister dort seit längerem häuslich eingerichtet hatte - jetzt schien er indes ausgeflogen zu sein, womit die Verfolgung seiner Spur bei dem Haus abbrach. Wohin er gegangen war, brauchten wir nicht zu diskutieren: Weit war er sicher nicht.
Das Haus war nur insofern ergiebig gewesen, als dass man dort noch ein paar Fotos von mir gefunden hatte: Scheinbar war Drake noch nicht zur digitalen Fotografie fortgeschritten, denn Andreas schob mir großformatige Abzüge von den gefundenen Negativen über den Tisch. Sie zeigten mich mit Jackson vor dem neuen Hotel, mich allein in der Stadt, mich mit Magnus und Jackson vor dem Eingang zum Kolosseum und mich neben Jackson auf der Mauer vor der Engelsburg - Letzteres just in dem Moment aufgenommen, wo der schöne Kreuzritter seine pathetische Ansprache über mich als Engel gehalten und ich peinlich berührt darüber nachgegrübelt hatte. Ich meinte, Jacksons erwartungsvoller Blick und meine dümmlich-pikierte Miene müssten jedem am Tisch auffallen, aber die Fotos gingen ohne
Weitere Kostenlose Bücher