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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Burg in ihren Jahrhunderte alten Grundfesten erbebte.

2.3 Shara Der Anruf kam gegen zehn Uhr abends, ich war schon halb auf dem Weg ins Bett: Magnus hatte mich am Morgen die doppelte Strecke laufen lassen, jetzt war ein heftiger Muskelkater im Anmarsch, dem ich mit einem heißen Bad und viel Schlaf entgegenwirken wollte.
    Mein leidender Gesichtsausdruck nach dem Training hatte den größten der Kreuzritter amüsiert – er konnte scheinbar unendlich lang rennen, und bewegte sich auch noch mit einer Geschmeidigkeit, die man angesichts seiner Größe nicht für möglich halten würde, wahrscheinlich hatte er seinen letzten Muskelkater irgendwann vor dem Ersten Weltkrieg gehabt. Als ich mit schmerzenden Gliedern und knallrotem Kopf hinter ihm zurück ins Haus gestolpert war und mich am Treppengeländer nach oben gezogen hatte, um meinen Badeanzug zu holen, hatte er mir auch noch eine hämische Bemerkung über Jackson um die Ohren geknallt, die ich lieber ohne Worte kommentiert hatte, und das nicht nur mangels ausreichender Luft in meinen Lungen: Zwischen mir und dem schönen Kreuzritter war nichts und würde auch nie was sein, war er doch während unserer Ausfahrt gestern Abend von einer distanzierten Höflichkeit gewesen, die er genau so gut einer älteren Dame angedeihen lassen konnte, der er mit ihren Einkäufen half. Keine Anspielungen auf ein Leben außerhalb des Ordens, keine Gänsehaut auslösenden Berührungen, keine Worte über Gemeinsamkeiten und Einsamkeiten - und damit auch keine Hoffnung für die ein bisschen verliebte Shara.
    Ciarans Anruf erwischte mich, während ich mir Wasser in die Wanne ließ: Brühend heiß, damit es meine versteinerten Beinmuskeln weich kochen konnte. Er sei zu einem Patienten gerufen worden, auf einen der Höfe auf dieser Seite des Tales, sagte Ciaran. Es sei wohl nichts Schlimmes, aber der Sohn des Hauses (eine herrlich altmodische Bezeichnung!) habe sich am Bein verletzt, das dann wohl selbst verarztet, und nun habe sich die Wunde bös entzündet. Ob ich vielleicht mitkommen könne – Josie sei in Bozen im Kino und eine hilfreiche Hand sehr willkommen? Eigentlich lockte mich meine dampfende Wanne mehr als eine eiternde Wunde, aber wenn Ciaran schon so lieb war, sich an mein Hilfsangebot zu erinnern (und zudem bereits ein paar Stunden in meine Assistentinnen-Ausbildung investiert hatte), musste ich schon aus purer Höflichkeit mitfahren. Kurz darauf saßen wir in dem Geländewagen aus dem Fuhrpark des Ordens, Jackson chauffierte uns. Während der kurzen Fahrt erzählte Ciaran mir in Stichworten, was er über unseren Patienten wusste – und ich hatte den starken Verdacht, dass er über jeden Bewohner dieses Tals eine ähnliche Kurzbiographie hätte herunterbeten können.
    "Der junge Mann heißt Davide, achtzehn Jahre alt. Er macht gerade Abitur und ist ein guter Schüler, die Eltern haben den größten Hof auf dieser Seite des Tals. Er hat noch eine Schwester, sie ist zwei Jahre älter. Der Hof gehört zum Pachtgrund der Burg und ist seit ewig in der Familie des Vaters, die Mutter stammt aus Neapel. Jack, der Junge liegt nicht im Sterben, du kannst ruhig langsamer fahren!" setzte er hinzu, als ihm in einer der scharfen Serpentinenkurven die lederne, sichtlich alte Arzttasche vom Schoß rutschte.
    Jackson seufzte, ging aber bereitwillig vom Gas, Ciaran zog demonstrativ den Sicherheitsgurt straffer. Wie hätte sich wohl seine Kurzbiographie für mich angehört? 'Die junge Dame heißt Shara, ist vierundzwanzig Jahre alt und unverheiratet. Sie hat vor kurzem aus mutwilliger Dickköpfigkeit (noch treffender: überzogenem Stolz) ihren gut bezahlten Job hingeschmissen, um sich für unbestimmte Zeit einer obskuren und weitgehend unbekannten Bruderschaft kreuzritterlicher Provenienz anzuschließen, die bislang vergeblich auf das Hervortreten besonderer Fähigkeiten bei besagter Dame wartet. Sie hat einen arbeitslosen Bruder, der Vater ist Lagerist, die Mutter in einem Notariatsbüro beschäftigt.' Klang nicht besonders spannend, mein Leben, also wandte ich mich lieber wieder dem Patienten zu.
    "Und die Verletzung ist nicht so schwer, dass er ins Krankenhaus müsste?"
    "Kann ich nicht sagen, seine Mutter hat sich am Telefon mehr über seine Dummheit aufgeregt als über seine Wunde. Die hätte wahrscheinlich ordentlich gesäubert und genäht werden müssen, aber der Junge hat einfach Jod darauf getan und ein Pflaster darüber geklebt. So was kann zu einer Blutvergiftung führen."
    Die

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